Gespannt blicken auch die Geschäftsführer Thomas Burger (links) und Michael Werner auf die am Freitag mit dem Heimspiel gegen Nürnberg beginnende DEL-Saison. Foto: Wiedemann

Interview: Eishockey Wild-Wings-Gesellschafter erwarten keine einfache DEL-Saison. Mit Kommentar.

Die beiden Geschäftsführer der Wild Wings GmbH – Thomas Burger und Michael Werner – blicken auf die neue DEL-Saison (Start am Freitag). Sie wünschen sich, dass die Mannschaft lange um die Pre-Play-off-Plätze mitspielt. Was die Entwicklung im Sponsoring und beim Dauerkartenverkauf angeht, ist für die beiden Verantwortlichen die Tendenz "gut".

Hallo Herr Burger, hallo Herr Werner. Wenige Stunden vor dem Start in die neue DEL-Saison gilt es auch, ein Fazit der Vorbereitung zu ziehen. Wie haben Sie diese gesehen?

Sie war durchwachsen. Eigentlich hatte die Mannschaft ja mit den Auftritten beim Dolomiten-Cup nicht schlecht begonnen. Aber wir haben gegen alle DEL-Konkurrenten in den Testspielen verloren. Es war sicherlich auch nicht optimal, in nur wenigen Tagen mit zwei Mal Straubing und Biel hochkarätige Gegner zu haben. Die Mannschaft konnte sich aufgrund der relativ vielen Ausfälle noch nicht einspielen. Nun gilt es, sich auf den Saisonstart zu konzentrieren. Wir gehen davon aus, dass ein vollständiger Kader bessere Leistungen zeigen wird. Natürlich ist es uns auch klar, dass nun in wenigen Tagen nicht alles hundertprozentig aufgearbeitet werden kann und die Rädchen erst alle ineinandergreifen müssen.

Am vergangenen Samstag gab es leider Zwischenfälle beim Freundschaftsspiel in Freiburg. Sogar Spieler der Wild Wings mischten sich ein. Was für Schlüsse werden Sie daraus ziehen?

Wir bedauern die Vorkommnisse sehr und werden diese mit den Freiburger Verantwortlichen analysieren. Nach unseren Informationen wurden Spieler von uns auch von Zuschauern angegangen. Wir sind ja nun Kooperationspartner, aber offenbar kann man die Rivalität, die jahrelang zwischen beiden Klubs herrschte, nicht von heute auf morgen vergessen.

Welche wichtigen Baustellen mussten in der zurückliegenden Pause bei den Wild Wings noch nach dem ersten Jahr in der DEL geschlossen werden?

Es war ja unsere erste reguläre Vorbereitung auf eine DEL-Saison. Wir hatten ausreichend Zeit bei der Planung. Der Hauptschwerpunkt lag bei einem nochmaligen Schnitt im Mannschaftskader. Wir hatten ja in der ersten Saison noch einige Spieler, die eigentlich für die 2. Liga eingeplant waren. Dazu konnten wir die Infrastruktur generell verbessern. Auch bei den Wohnungen sind die Ansprüche der neuen Spieler größer geworden.

Welche Erwartungen haben Sie allgemein an die zweite DEL-Saison?

Wir wollen gute Spiele abliefern und – wenn es geht – bis zum Schluss der Hauptrunde um einen Pre-Play-off-Platz mitspielen. Wir wünschen uns, dass die Mannschaft dort weitermacht, wo sie im vergangenen Frühjahr aufgehört hat. Sie soll vor allem als eine Einheit auftreten. Uns ist aber auch klar, dass es keine einfache zweite DEL-Saison für uns werden wird.

Werden Sie die sportliche Leitung an Ihren Zielen messen?

Wir werden dies vielschichtig beurteilen und nicht allein am Tabellenplatz festmachen. Wir müssen sehen, welche Stärken unser neuer Kader besitzt und wie diese umgesetzt werden. Wie sieht es mit Verletzungen aus? Und natürlich gibt es die Frage, was unsere Gegner zulassen.

Denken Sie nicht auch, dass die Erwartungshaltung im Umfeld im zweiten DEL-Jahr steigen wird?

Die Erwartungshaltung wird natürlich steigen. Wir wünschen uns aber, dass unsere Anhänger unter dem Aspekt unserer Rahmenbedingungen bei ihrem Urteil dennoch auf dem Boden der Tatsachen bleiben.

Welche Konkurrenten sehen Sie mit Schwenningen auf Augenhöhe?

Momentan ist das eine schwierige Frage. Erst in einigen Wochen wird man diese klarer beantworten können. Sicherlich werden Teams wie München und Berlin in der kommenden Runde besser sein. Düsseldorf, im vergangenen Jahr hinter uns gelegen, hat sich verstärkt. Man sieht zwar die Kader der Konkurrenten, doch wie sich das individuell dann sportlich niederschlagen wird – dies muss man noch abwarten.

Wie gestaltet sich der neue Etat?

Wir konnten ihn im Vergleich zur letztjährigen Saison um eine hohe einstellige Prozentzahl auf 4,5 Millionen Euro erhöhen.

Der Zuwachs im Sponsoring und beim Dauerkartenverkauf läuft bei jetzt schon über 1500 abgesetzten Tickets erfolgreich.

Ja, wir sind auf dem richtigen Weg. Aber wie heißt es so schön: Wer heute aufhört besser werden zu wollen, der ist morgen nicht mehr gut genug. Klar ist, dass Sponsoring auch nur erfolgreich laufen kann, wenn allgemein die Sportart einen guten Stellenwert besitzt. Es ist aber positiv, wie sich momentan die strukturellen Dinge im deutschen Eishockey entwickeln.

Welches Profil sollen die Wild Wings mittelfristig erhalten? Manager Alexander Jäger zeichnete vor einigen Wochen das Bild von einem hart arbeitenden Schwarzwald-Verein.

Es geht an unserem Standort nur mit Kampf und Leidenschaft – dies alles nur über die Teamarbeit. Es ist aufgrund unserer Rahmenbedingungen nicht leicht für uns, gegenüber den DEL-Konkurrenten auf dem Transfermarkt mitzuhalten, aber uns können hier und da sicherlich auch Glücksgriffe auf dem Spielermarkt gelingen. Wir sehen uns in einer Rolle, wie sie der SC Freiburg im Fußball einnimmt.

Werden in Zukunft auch eigene Talente bei den Wild Wings spielen können?

Das ist ein mehrjähriger Prozess. Aber der Weg ist gut, weil wir auch im Nachwuchs eine kompetente Führungsmannschaft mit Uwe Schlenker und Stefan Deuring sowie mit dem Trainerteam um Wayne Hynes haben. Die Früchte wird man jedoch erst mittelfristig ernten können.

Wie sehen eigentlich Ihre persönlichen Pläne als Geschäftsführer nach knapp zehn Jahren erfolgreicher Arbeit aus?

Uns macht es immer noch Spaß. Wir hatten damals erst die Sanierungsphase, dann folgte die Stabilisierungsphase. Danach erlebten wir das Kapitel Verbesserung der Infrastruktur mit dem kompletten Stadionumbau. Dann kam das DEL-Kapitel. Nun wollen wir uns dort etablieren. Es waren interessante Jahre, die mit viel Arbeit gesegnet waren. Es gibt weiterhin sehr viel zu tun. Es ist schwer, Menschen zu finden, die das alles mittragen. Ein großer Vorteil unseres überschaubaren Gesellschafterkreises ist aber sicherlich der, dass es bei den Entscheidungen kurze Wege gibt. 

Kommentar: "Kampfgeist"

Gunter Wiedemann 

Pleiten, Pech und Kampfgeist am falschen Platz. So lässt sich die Vorbereitung der Wild Wings zusammenfassen. Pleiten gab es nicht nur gegen DEL-Kontrahenten. In Sachen Verletzungen hatten die Schwenninger Pech, ein zielgerechter Aufbau der Reihen war so kaum möglich. Wenig professionell war, wie einige Spieler auf die peinlichen Provokationen von Freiburger »Fans« im Derby reagierten. Solchen »Kampfgeist« wünschen sich die Anhänger auf dem Eis, nicht auf den Rängen!

Was darf der Fan noch erwarten? Auf jeden Fall, dass die Wild Wings mit diesem Kader länger um die Pre-Play-off-Plätze mitspielen, also den Abstand zu den "Mittelfeldteams" deutlich minimieren. An diesem Ziel muss sich Coach Stefan Mair messen lassen. Klar ist auch, dass die Wild Wings nur als echtes Team diese Vorgabe erfüllen können. Für "Diven" darf kein Platz sein!