Neun Schauspieler schlüfen im Stück "Die letzte Karawanserei" in 33 Rollen. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Landestheater beeindruckt mit "Die letzte Karawanserei"

VS-Villingen. Das dramatische Schauspiel "Die letzte Karawanserei" wurde im Theater am Ring in Villingen dargeboten.

"Die Unfälle, die Sklaverei, das Unglück der Nationen zieht vorbei wie die Karawane auf den Straßen." So beschrieb Ariane Mnouchkine den Zustand dieser Welt, und der hat sich seit der Uraufführung am Théâtre du Soleil 2003 eher verschlechtert. Entstanden ist das Stück aus 400 Interviews mit Migranten. Das Landestheater Württemberg-Hohenzollern (LTT) hat mit der Inszenierung von Christoph Roos eine eigene Fassung mit kurzen Szenen kreiert. Das Schauspiel konzentriert sich auf drei Orte: Sangatte nahe Calais, Kabul und Teheran.

Die Bühne ist eine Plattform, ein Floß. Der szenische Aufwand und die Sprache sind minimiert. Magische Momente entstehen durch Licht und Schatten. Die dramatische musikalische Untermalung und die exakte, pointierte Darstellung der Rollen steigerte die Aussagen der Szenen auf ein schwer erträgliches Maß. Menschen, die vor Krieg, dem Verlust der Menschenrechte, der Zerstörung ihrer Kultur fliehen, denen ihre wirtschaftliche Basis genommen ist, geraten in schlimmste Zwangslagen.

Frau wird zur Prostitution gezwungen

Beklemmend, wie die junge Frau zur Prostitution gezwungen ist, um das Schleusergeld zusammenzubringen, wenn Flüchtlinge sich durch ein Loch im Grenzzaun zwängen.

Es gibt die Geschichte der Eltern, die für die Flucht ihrer Kinder ihr Haus verkauften. Und um die Geliebte, die von den Taliban geköpft wird. All diese Geschichten geben den anonymen Migrantenschicksalen ein Gesicht zurück. Diejenigen, die es geschafft haben, in das Land ihrer "Träume", zu gelangen, werden restlos ausgebeutet und führen doch gleichzeitig den Krieg, den sie erlebt haben, untereinander weiter. Der geschickte Wechsel der Szenen, gemischt mit dokumentarischen, vorgelesenen Berichten, machen die Spannung erträglich. Die immer wieder aufgenommenen Szenen machen die Konflikte verständlich.

Es war ein schmerzvoller und berührender Theaterabend und dennoch ohne Kitsch. Respekt zollten die Besucher den neun Schauspielern, die 33 dramatische Rollen inne hatten und diese überzeugend darstellen konnten.