Auch der richtige Umgang mit dem Teleskopschlagstock gehört zur Ausbildung dazu. Foto: Schwarzwälder Bote

Polizeikommissaranwärter Florian Neumeister erzählt über sein Studium und die Herausforderungen in seinem Beruf.

Villingen-Schwenningen - Polizist zu werden. Immer noch ein Traumberuf für viele. In Villingen-Schwenningen befindet sich direkt vor unserer Haustür die Polizeihochschule für Baden-Württemberg. Grund genug, sie einmal zu besuchen und mit einem Polizeianwärter, der dort studiert, zu sprechen. In meinem Gespräch mit Florian, der AStA-Vorsitzender an der Polizeihochschule ist, erfahre ich viel über seinen Beruf und was ihn so besonders macht.

Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Ich bin Florian Neumeister, bin 29 Jahre alt, 2015 zur Polizei gekommen und jetzt seit Oktober 2016 hier am Standort. Ich komme auch ursprünglich aus Villingen-Schwenningen, daher ist es für mich ein Heimspiel.

In welchem Semester bist Du jetzt?

Ich bin jetzt im sechsten, also letzten Semester. In anderthalb Wochen schreibe ich dann die Abschlussklausuren.

Angenommen ich würde Polizist werden wollen, was für Möglichkeiten habe ich da?

Generell hast Du da zwei Optionen, es gibt erstens die Möglichkeit im Mittleren Dienst einzusteigen. Dieser Dienst ist quasi die Ausbildung der Polizei, das kann man ohne Abitur machen, und das geht zweieinhalb Jahre. Da kommst du nicht zur Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen, sondern an einen der Ausbildungsstandorte – zum Beispiel in Biberach oder Lahr. Wenn man dann fertig ist, fängt man als Polizeimeister an. Die Alternative für jemanden, der bei der Polizei studieren möchte ist der gehobene Dienst. Dieser beginnt mit einer neunmonatigen vorakademischen Grundausbildung. Das ist ein ganz großer Mehrwert, wie wir festgestellt haben. Man lernt die Polizei hierdurch erst mal ein bisschen kennen, bevor es richtig mit dem Studium losgeht.

Was erwartet mich dann im eigentlichen Studium?

Im ersten Semester erwartet dich das so genannte Grundpraktikum, das findet in einer heimatnahen Polizeidienstelle statt. Dort ist man dann auch im Streifendienst unterwegs und erlebt das gleiche wie ein berufstätiger Polizist.

Wie sieht es dann mit den Inhalten in den übrigen Semestern aus?

Ab dem zweiten Semester geht dann der Vorlesungsbetrieb los. Wir haben primär Vorlesungen – Übungen und Seminare gibt es nicht. Auch gibt es keine Hausarbeiten, sondern Klausuren. Es gibt allerdings Wahlmodule zu Themen, die einen besonders interessieren. Bei mir war das zum Beispiel das Thema Terrorismus. Da man die Uni im Idealfall mit einem Bachelor of Arts verlässt, gibt es natürlich am Ende auch eine Bachelorarbeit. Dadurch das es sich bei dem Studium um ein Dienstverhältnis handelt, wird das Ganze auch gestaffelt vergütetet. Im ersten Jahr sind das circa 1200 Euro netto im Monat.

Was sind denn Deine persönlichen Pläne nach dem Studium?

Zunächst möchte ich die Polizeiarbeit noch mal neu kennenlernen, weil der Polizeiberuf ein Erfahrungsberuf ist. Das Theoriewissen ist natürlich sehr wichtig, wir sagen in diesem Zusammenhang immer "Rechtssicherheit schafft Handlungssicherheit". Wichtig ist aber auch zu sehen, wie die Polizei das draußen umsetzt und entsprechende Erfahrungen zu sammeln, damit man später ein guter Schutzmann sein kann.

Was für Voraussetzungen gibt es denn für den mittleren, beziehungsweise gehobenen Dienst?

Jeder Bewerber durchläuft hierfür ein Auswahlverfahren. Dort werden verschiedene Fähigkeiten getestet, wie Sprachverständnis und logisches Verständnis. Es gibt außerdem ein Diktat und einen Intelligenztest. Für den Mittleren Dienst braucht man die Mittlere Reife mit einem Schnitt von mindestens 3,2. Für den gehobenen Dienst braucht man mindestens einen Abischnitt von 3,0. Am Ende des Auswahlverfahrens gibt es dann noch ein persönliches Gespräch mit einem erfahrenen Polizeibeamten.

Stimmt es denn, dass diese Auswahlverfahren ziemlich hart sein können?

Der Polizeiberuf stellt hohe Anforderungen an einen. Sowohl im körperlichen als auch im psychischen Bereich. Ich denke daher, dass es wichtig ist, qualifizierte Leute bei der Polizei zu haben. Man trägt bei der Polizei schließlich auch eine große Verantwortung.

Wenn Du jetzt zum Beispiel privat auf einer Party bist und jemanden mit einem Joint siehst – musst Du dann, obwohl Du nicht im Dienst bist, eingreifen?

Also ich kann mich im privaten jederzeit in den Dienst versetzen, aber die Frage ist, ob das immer so sinnvoll ist, wenn man sein soziales Umfeld behalten möchte (lacht). Von daher geht die Rechtssprechung eher in die Richtung, wenn es sich wirklich um schwerwiegendere Straftaten handelt, muss man als Polizeibeamter einschreiten.

Ist Dir das schon passiert, dass Du Dich privat in den Dienst versetzt hast?

Ich glaube, dass passiert jedem Polizeibeamten. Sei es nur, dass man einem Ladendieb im Supermarkt hinterher rennt und ihn festnimmt. Das kommt verhältnismäßig häufig vor. Oder wenn man sich bei einer Schlägerei in den Dienst versetzt – das kommt schon vor.

Was war Deine persönliche Motivation zur Polizei zu gehen?

Ich habe vorher was anderes gemacht und für mich war dann aber klar, ich würde das Leben noch gerne von einer anderen Seite kennenlernen und die Welt damit ein Stückchen besser machen. Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr episch, aber ich glaube fest daran, dass man als Polizist zumindest im kleineren Kosmos die Welt in kleinen Schritten verbessern kann.

Was ist die größte Herausforderung, der man sich bei der Polizei stellen muss?

Es gibt zum einen immer höhere Anforderungen an die Polizei aufgrund von Dingen die früher noch anders waren, sei es die Gefahr von Terror oder die gestiegene Gewaltbereitschaft der Menschen. Ich habe auch das Gefühl, dass der Respekt gegenüber der Polizei abgenommen hat. Ältere Kollegen berichten beispielsweise davon, dass wenn sie früher in eine Gaststätte gegangen sind, erst mal Ruhe war. Heute ist das anders. Als Polizist ist man zweigeteilt – man muss zum einen bürgernah sein, zum anderen ist man aber auch die Exekutive des Staates, die Recht durchsetzen muss. Als Polizist muss man ein hohes Anforderungsprofil abdecken: Das fängt bei jemanden an, der sich ausgesperrt hat, bis hin zu Terror. Deshalb ist der Beruf des Polizisten auch so anspruchsvoll.

Gab es denn schon eine Situation im Einsatz, wo du Angst um Dein Leben haben musstest?

Man muss immer mit einer nötigen Eigensicherung und einem wachsamen Auge im Polizeiberuf arbeiten. Es gab die Situation, dass wir zu jemanden nach Hause wollten, um eine so genannte Gefährderansprache zu machen. Die Person hat uns mit einer Schrottflinte die Tür geöffnet und uns diese unter die Nase gehalten – das war schon eine angsteinflößende Situation, die wir zum Glück gut handeln konnten. Daher ist es in der Polizeiausbildung auch wichtig, dass Psychologie und psychologische Gesprächsführung eine große Rolle einnehmen.

Du hast es schon selbst angesprochen, dass der Respekt gegenüber Polizisten nachlässt – wie erklärst du dir das?

Ich glaube, dass es extrem wichtig ist, dass die Bürger die Rolle der Polizei verstehen. Ein einschreitender Kollege tut das ja nicht aus dem Antrieb heraus, dem Gegenüber etwas Schlechtes zu wollen, sondern er hat als Exekutive des Staates die Aufgabe, für Recht und Ordnung zu sorgen. Im Endeffekt machen wir als Polizisten auch nur unseren Job. Wenn die Bürger das verstehen können, würden wir schon einen großen Schritt weiter kommen.