Kreisarchivar Clemens Joos eröffnete am Freitag den Reigen der Referenten beim Symposium "Von der Reformation zur Ökumene" im Landratsamt in Villingen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Symposium zum Stadtjubiläum

Die Veranstalter sehen die Chance, "das Villingen-Schwenningen zu einer Stadt der Ökumene par excellence" wird. Das Symposium "Von der Reformation zur Ökumene", das am Freitag und Samstag im Landratsamt stattfand und -findet, könnte dazu beitragen.

Villingen-Schwenningen. Rund 60 kirchenhistorisch interessierte Zuhörer waren zum Auftakt der Veranstaltung dabei, die der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv und der Evangelischen Erwachsenenbildung im Rahmen sowohl des Stadtjubiläums als auch zum Anlass von 500 Jahre Reformation initiiert hatte.

Die Geschichte der Verena Müller, die 1670 vor das Kirchenkonvent in Schwenningen treten musste, weil sie ihr krankes Kind zu den Nonnen nach Villingen gegeben hatte, würde heute zwar nicht mehr so passieren, doch die von den Thesen Luthers eingeleiteten Konfessionalisierungsprozesse wirken in Tannheim, Villingen und Schwenningen immer noch nach.

Michael Tocha, ehemaliger Geschichtslehrer und Mitglied des Baar-Vereines, führte in die Themen der zwei Symposiumstage ein. Vorlesungsgleich interessant waren die ersten Beiträge von Kreisarchivar Clemens Joos über die Kirchengeschichte der frühen Neuzeit in Villingen, von Carsten Kohlmann über das evangelische und katholische Tennenbronn, von Hermann Ehmer aus Stuttgart über die konfessionellen Auseinandersetzungen im Alltag und von Michael Tocha über die Bildung, Gelehrsamkeit und katholische Aufklärung bei den Villinger Benediktinern.

Am Abend sprach nach der Begrüßung von Landrat Sven Hinterseh, Oberbürgermeister Rupert Kubon und Friedemann Kawohl, Vorsitzender des Baar-Vereines, Franz Brendle aus Tübingen über die "Konfessionen und Staatenbildung im deutschen Südwesten". Hier ergab sich, anders als in anderen Bundesländern eine Gemengelage von Lutheranern und Katholiken mit scharfen Angrenzungen. Heiraten wurden verhindert, Verwandtschaften ergaben sich nicht. Im 19. und 20. Jahrhundert kam es zum vielschichtigen Prozess der Konfessionsbildung und die Konfessionalitäten wurden zum Gegenstand von Politik und Sozialgeschichte.

Darum und über die Geschichte der diversen "Christentümer", ihrer Annäherung, der Ökumene und die Unzeitgemäßheit konfessioneller Denkweise geht es am Samstag ab 8.30 Uhr. Diskutiert habe man im Vorbereitungsteam die Frage, ob man in unmittelbarer Nähe einer Moschee auch nicht-christliche Glaubensgemeinschaften zum Thema Ökumene ansprechen müsse, sagte Tocha. Man habe sich jedoch dazu entschlossen, sich vom eigentlichen Thema, der Reformation, nicht zu weit zu entfernen.

Am Sonntag endet das Symposium mit einem Festgottesdienst in der Johanneskirche (10 Uhr) und einer anschließenden Orgelmatinée von Bezirkskantor Marius Mack.