Ins Wohngebiet auf dem Goldenbühl kommt das Villinger Sommertheater. Die Kommunikation mit den direkten Anliegern lässt allerdings zu wünschen übrig. Foto: Dorer/Montage: Ulm

Anwohner im Wohngebiet Goldenbühl werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - Theater ums Sommertheater? Während die Regisseurin Verena Müller-Möck verkündete, "die Anwohner freuen sich schon darauf", offenbart sich bei genauerem Hinsehen eine Überrumpelungstaktik. Anlieger wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.

Zunächst sei – nachdem man andernorts wegen Anwohnerbeschwerden gescheitert war – die Spielstätte im Wohngebiet Goldenbühl festgelegt worden, dann erst sei Mitte Januar die Information an die direkten Anwohner erfolgt, beklagt ein Anlieger. "In diesem Jahr führen wir das 26. Villinger Sommertheater auf, und unser Spielort befindet sich in Ihrer direkten Nachbarschaft, auf dem Sportplatz der Goldenbühl Schule", heißt es im Brief des Theaters am Turm von Leiterin Britta Martin.

18 Spieltage, auch unter der Woche, Vorstellungen von 20 bis 22.30 Uhr, kommen neben 120 Tonnen Sand, die ab April und Mai für das Stück "Nichts als Sand" zur Dünenlandschaft aufgeschüttet werden, auf die Anlieger zu. Während der Spielzeit im Juni/Juli würde es "möglicherweise zu etwas mehr Umtrieb" kommen, bittet Martin Anwohner um Verständnis und hofft, "dass Sie den Weg zu uns finden".

Das dürfte dank räumlicher Nähe kein Hexenwerk sein. Aber wie die Lärm-Grenzwerte eingehalten werden sollen, ist manchem schleierhaft. Das Schulsportgelände unterliegt der Sportanlagenlärmschutzverordnung, bis 22 Uhr gelte ein Grenzwert von 45 Dezibel, ab 22 Uhr sogar nur 35 Dezibel, so Walter Kluß von der zuständigen städtischen Behörde. Wie laut das ist? Laut Süddeutsche.de: "20 bis 40 dB (A) ist bereits gut zu hören (Weckerticken, Computer-Ventilatoren, Hintergrundgeräusche im Haus)."

Der Anwohner Michael Jepp – er wohnt in der St. Georgener Straße, direkt gegenüber der Bühne, ist gespannt, ob die Werte eingehalten werden. Kluß habe ihm zumindest geschrieben, dass die einzuhaltenden Grenzwerte in die Genehmigung aufgenommen würden.

Nachdem auch in seinen Briefkasten die späte Info über das Theater geflattert war, war Jepp angesichts der 18 abendlichen Vorstellungen und seiner zwei schulpflichtigen Kinder besorgt, was vom 14. Juni bis 14. Juli auf seine Familie zukommen wird: "Es ist direkt vor meiner Haustür." Er fragte bei der Stadt nach, schrieb an das Theater am Turm, Mitte Februar habe man sich zum Gespräch getroffen, erzählt er dem Schwarzwälder Boten.

Wie weggeblasen sind seine Sorgen auch danach nicht, die Überrumpelungstaktik der Veranstalter verwundert ihn noch immer. "Ich will es ja gar nicht verhindern, ich will nur, dass das Ding sauber über die Bühne geht" – und seine Kinder trotz des Theaters nebenan schlafen können.

Kommentar: Der Ton macht's

Von Cornelia Spitz

Als Kulturtreibende müsste man es eigentlich wissen: Der Ton macht die Musik. Aber Benimmregeln à la Knigge stoßen bei den Veranstaltern des Villinger Sommertheaters offenbar auf taube Ohren. Es ist schon unerhört, dass direkte Anwohner der Freiluft-Spielstätte, wo an 18 Spieltagen im Sommer Theater gemacht wird, erst informiert werden, nachdem der Spielort längst feststeht. Dass sie aber anstelle eines Dankeschöns für ihr hoffentlich vorliegendes Verständnis in Form zweier Gratis-Tickets, lediglich die Info erhalten, wann sie sich an der Abendkasse Karten für das Spektakel sichern können, ist ein dicker Hund. Man möchte meinen, nach 25-mal Villinger Sommertheater habe man diese Spielregeln längst begriffen. Mit diesem unfeinen Zug aber verpasst man jegliche Chance, kritische Anlieger, denen Erhebliches zugemutet wird, für eine tolle Sache zu gewinnen.