Eine schwierige Aufgabe: Die Hospizbewegung baut einen Kinderhospizdienst auf. Foto: Zick Foto: Schwarzwälder-Bote

Hospizbewegung baut speziellen Dienst auf / Gindele warnt vor "suspekten Spendensammlern"

Von Eva-Maria Huber

Villingen-Schwenningen. Mit einem Satz umschreibt Edgar Gindele die Arbeit für Kinder- und Jugendhospizdienste, die auch im Schwarzwald-Baar-Kreis im Aufbau sind. "Dies ist die herbste Situation überhaupt."

Um so befremdlicher ist es für den Vorsitzenden der Hospizbewegung, dass "vereinzelt suspekte Leute Spenden für solche Projekte sammeln". In Baden-Württemberg gibt es derzeit 24 Kinder- und Jugendhospizdienste. Sobald ausreichend Ehrenamtliche eine spezielle Ausbildung durchlaufen haben, möchte Gindele in der Region mit dem Kinder- und Jugendhospizdienst beginnen. "In unserer Region sind etwa 100 Familien betroffen", schätzt Gindele. Etwa 40 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden an einer Tumorerkrankung, weitere Diagnosen sind Mukoviszidose, neurologische und kardiologische Erkrankungen, aber auch Folgen eines Unfalls.

"Um einen solchen Dienst aufzubauen, braucht es viele Menschen", erklärt Gindele. Interessierte müssen zwei Kurse mit 178 Stunden absolvieren. Bislang sind nur wenige Ehrenamtliche ausgebildet worden. "Der Aufbau dieses Dienstes ist eine äußerst mühsame Arbeit, die sehr viel Geld kostet." Immerhin müssen für eine einzelne Schulung etwa 600 Euro veranschlagt werden. Zu Engagement in diesem wohl sensibelsten Bereich der Hospizarbeit gehört auch die Betreuung der Geschwister des erkrankten Kindes. "Wichtig sind deshalb Menschen, die flexibel sind und sich auf Kinder einstellen können." Zudem sei das Thema sterbende Kinder noch weitgehend mit einem Tabu belegt, fügt Gindele hinzu.

Obwohl seinen Schätzungen zufolge zwischen 100 und 150 Familien in der Region betroffen sind, kommen nur ganz selten Eltern auf die Hospizbewegung und ihre 170 Mitglieder zu. "Das Schamgefühl ist sehr groß", beobachtet er. "Und manchmal auch das persönliche Schuldgefühl." In der Region gibt es vier zugelassene Hospiz-Bewegungen, die bislang Erwachsenen einen würdigen Abschied und Tod ermöglichen möchten. Schon vor einigen Jahren entstand der Gedanke an eine Initiative Kinderhospiz, diese nahm 2010 Formen an. Bisher wurden mehrere Mitarbeiter zu Hospiz- und Sterbebegleitern speziell für Kinder weiter geschult. Eine Koordinatorin wurde ebenso eingestellt. Zudem besteht eine enge Verbindung mit dem Verein "Bunter Kreis Leben", der medizinisch-psychologische Betreuung anbietet und unter dem Vorsitz des früheren Chefs der Tannheimer Nachsorgeklinik, Werner Rosendahl, steht. "Der Bedarf ist sicherlich da", verweist Gindele auf die genannten Zahlen, die sich aus Behandlungsdaten ergeben. Nähere Informationen gibt es bei Karin Schleicher und Annette Wirtz, unter Telefon: 07720/408735. Homepage: www.hospiz-sbk.de

Um den Kinder- und Jugendhospizdienst aufzubauen, sind die Hospizbewegungen auf Spenden angewiesen. Normalerweise laufen entsprechende Initiativen über die Vereine selbst und sind zumindest beim Landesverband in Stuttgart bekannt. So warnen Edgar Gindele und Bernhard Bayer auch davor, privaten Spendensammlern ohne weiteres Geld zu überweisen. Wer sich nicht sicher sei, ob das Geld auch wirklich für dieses Projekt ankommt, solle lieber beim Landesverband oder den Hospizbewegungen nachhaken. "Normalerweise geht das Geld nur an Vereine, die unserem Landesverband angeschlossen sind", rät Bayer zur Vorsicht. Anlass für ihre Warnungen waren vereinzelte "Spendenaufrufe von privater Seite, mit denen wir nichts anfangen konnten. Jeder einzelne, der uns unterstützen möchte, müsste uns aber bekannt sein."

Ähnlich äußert sich Maria Noce, Leiterin des Hospizes Via Luce in Schwenningen. Das Geld könne nur auf das Konto eines ausgewiesenen Fördervereins oder direkt an eines der Hospize fließen.