Thorsten Strohmeier beschränkt sich in seiner Video-Arbeit auf das Wesentliche und konfrontiert den Betrachter mit Frauenporträts. Seine Werke sind derzeit in der Ausstellung "Hagulane" in der städtischen Galerie zu sehen. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Thorsten Strohmeier zeigt reduzierte und zugleich sehr intensive Video-Arbeiten

Von Stefan Simon Villingen-Schwenningen. Sechs junge Künstler stellen derzeit ihre Werke in der Austellung "Hagulane" in der städtischen Galerie aus. Thorsten Strohmeier zeigt reduzierte und zugleich sehr intensive Videokunst.Haben die Kunstwerke der aus der Region stammenden und nun in Köln, Paris, London oder Zürich lebenden Künstler mehr oder weniger einen Heimatbezug, so kann man sich Thorsten Strohmeiers Arbeit ganz ungezwungen ohne diese doch sehr konstruierte Verbindung nähern. Seine Video-Arbeit "orpheus (remix)" projiziert großformatig ins Bild gesetzte Gesichter von drei jungen Frauen. Und das für Galerieverhältnisse sehr dominant, überzeugend und in der Wirkung sehr nachhaltend. Seine zweikanalige Video/Soundinstallation füllt dabei die Galerieräume und nimmt den Betrachter im Monumentalbild wie in der Klangfülle der Sinustöne von 37 bis 149 Hertz gefangen.

Die Frauen blicken den Besucher geradewegs an, ohne dass sich aus ihren Blicken eine bestimmte Emotion ablesen lassen würde. Emotionales und Rationales wird so in ruhiger, statischer Kameraführung erlebbar und in berührender, zuweilen auch beklemmender Direktheit offenbar.

Drei Frauenporträts im Großformat und ein kaum wahrnehmbares brummendes Geräusch: Mehr gibt es in dem abgedunkeltem Raum nicht zu sehen und hören, aber die Reduktion auf das Wesentliche reicht vollkommen aus für ein spannendes Kunsterlebnis. Für den Betrachter gilt es, den Blicken der Protagonistinnen standzuhalten.

Auch wenn Strohmeiers Beitrag für die Gruppenausstellung schnell beschrieben ist, so lohnt sich ein Blick auf seinen künstlerischen Werdegang. Der in Bad Dürrheim aufgewachsene und mittlerweile in Zürich lebende Künstler, der im vergangenen Jahr für seine Videokunst den Schwarzwald-Baar-Kulturpreis erhielt, gelangte über die Musik zur bildenden Kunst. Relativ spät absolvierte er ein Studium an der Zürcher Hochschule der Künste.

Was reizt ihn an dem Medium, das zwar längst salonfähig ist, aber zumindest hier in der kulturellen Provinz im Schatten der traditionellen Künste wie Malerei und Bildhauerei steht? Strohmeier: "Ich habe im Grundstudium in der Vertiefung Fotografie studiert, von daher bestand schon immer eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem fotografischen Bild." So war die Arbeit mit Bewegtbild und Ton folgerichtig. Die Auseinandersetzung mit Performance und der Selbstinszenierung im Video und die Beschäftigung mit namhaften Videokünstlern wie Bruce Naumann, Vito Acconci und Allan Kaprow fließen in die Arbeit Strohmeiers ein. "Das bewegte Bild, kombiniert mit einer Tonspur, bot einfach bessere Möglichkeiten, meine Aktionen zu dokumentieren, als die Fotografie."

Prinzipiell sieht Strohmeier Video und Sound als seine Hauptmedien. Er beschränkt sich jedoch nicht vollständig auf sie. So entstehen Arbeiten, die nur noch aus auditivem Material bestehen, aber ebenfalls im Setting der Klanginstallation erscheinen sollen.

Auch wenn der Künstler den Heimatbezug in seinem Kunstwerk nicht thematisiert, hat er seine Meinung zu dem Heimatbegriff: "Für mich ist Heimat vor allem die Summe sozialer Kontakte, welche sich über lange Zeiträume manifestieren und völlig losgelöst von geografischen oder territorialen Qualitäten stehen." So kommt es, dass er mit seinen Weggefährten aus Jugendtagen an dem Ort, wo er aufgewachsen ist, zusammen ausstellt.