Ein angenehm zu hörendes Solistenquartett sorgt für gesanglichen Reichtum beim "Magnifikat"-Konzert: Marlene Holzwarth, Elisabetta Picello, Klemens Mölkner und Michael Vogelmaier. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Kleine Feier mit großer Musik

VS-Villingen. Seit 40 Jahren existiert die evangelische "Villinger Kantorei", Grund zu einer kleinen Feier mit großer Musik. Unter Federführung von Bezirkskantor Marius Mack wurde ein Querschnitt der chorischen Interpretationskunst geboten. "Magnificat" stand auf dem Programm und das wurde "con variazioni" auch geboten.

Als Virtuose an der Schildknecht-Bergmann-Heintz-Orgel erwies sich erneut Marius Mack, der vornehmlich beim Buxtehude-Magnifikat Farbenreichtum mit Wechsel von Manualen und Pedal, hohen Flöten, nasalen Registern, Tremulant, Basspassagen, hämmernden Staccati und Organo pleno einbrachte.

Mit dem traditionellen, deutsch gesungenen Vespergesang mit Vorsänger stieg die Kantorei effektvoll a capella ein, um mit Orlando di Lassos "Magnificat octavi toni" diszipliniert, geschlossenen Klang zu beweisen, obwohl sich der Chor im weiten Halbrund vor der Chorwand aufstellte. Zu den großen Werken des Sonntagabends in der Johanneskirche gehörte Antonio Vivaldis Magnificat (RV 610). Vier Solisten ergänzten die Ensemble: Marlene Holzwarth mit sensiblem Sopran, Elisabetta Picello mit kräftigem Alt, Klemens Mölkner mit wohlklingendem Tenor und Michael Vogelmaier mit sattem Bariton. Lebendig, plastisch und emotional hitzig wurde das "Fecit potentiam" interpretiert, klangschön traten die Oboen beim "Suscepit Israel" hervor und festlich wurde das "Gloria Patri" gesungen, das mit prächtigem Amen schloss. Dem gegenüber stand Mendelssohns "Mein Herz erhebet den Herrn". Das für die anglikanische Kirche angedachte Werk für Chor und Orgel (Peter Hastedt) könnte Brückenschlag zu Charles Woods "Magnificat in D" gewesen sein, das englische Spätromantik präsentierte. Bei beiden Werken hätte der im Wesentlich homogen singende Chor an Präzision gewonnen, wenn intensiver auf den Dirigenten geachtet worden wäre.

Chorsprecher Florian Haas erinnerte an den anwesenden Gründer Bernd Boie, der 1977 die Gemeinschaft ins Leben rief. Er führte die Kantorei bis 1997, gefolgt von Heike Hastedt, die fast zwanzig Jahre den Chor weiter führte und die Stafette an Marius Mack weitergab. Mit herausragenden Dirigenten konnten große Werke aufgeführt werden. Bernd Boie und Kulturamts-Chef Eichhorn bereiteten den Boden für eine Erfolgsgeschichte, die in diesem Jahr mit einer Operngala und der Aufführung von Jörg Iwers Reformationsoratorium gefeiert wurde und Ausdruckskraft und Flexibilität bewies.