Annemarie Walz feiert 85. Geburtstag und hat noch viel vor

Von Birgit Heinig

VS-Schwenningen. Die Buchautorin Annemarie Walz feiert heute ihren 85. Geburtstag. Und das bei bester Gesundheit und mit noch ganz vielen Plänen im Kopf. Gefeiert wird im Kreise von Freunden und der Familie.

Dabei wird Annemarie Walz zurückblicken auf bewegte Jahre, die sie bis heute in Bewegung halten. Bei der Senioren-Volkshochschule, in der sie seit 1990 ehrenamtlich mitwirkt, ist sie unverzichtbare Mitarbeiterin. Annemarie Walz geborene Maier, ist in Betzingen als Apothekertochter aufgewachsen. Auch ihr späterer Stiefvater, Josef Schuler, war Apotheker und übernahm 1949 die Schwanenapotheke in Schwenningen. Annemarie Walz legte in Tübingen die Mittlere Reife ab und besuchte ein Jahr lang die "Frauenarbeitsschule". Eigentlich hätte sie danach gerne das Technikum besucht, um sich mit der technischen Seite der Stoffherstellung für modische Kleidung zu befassen, doch die Liebe kam ihr in die Quere. Sie heiratete mit 21 und gebar zwei Kinder. Die Ehe stellte sich bald als Irrtum heraus. Sie ließ sich scheiden und folgte ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nach Schwenningen. Geheiratet hat Annemarie Walz nie wieder. Im Mühlweg fand sie mit ihren beiden kleinen Kindern eine Mansardenwohnung und bei Schlenker-Grusen eine Anstellung als Saalschreiberin. Später schrieb sie ihre Erinnerungen über den "Saal I" im Heimatblättle nieder – ihr erstes literarisches Werk. Ihre Mutter sorgte dafür, dass Annemarie Walz 1959 noch einmal die Schulbank drückte und den Abschluss auf der Höheren Handelsschule machte. Damit war ihre Bewerbung bei der Baden-Württembergischen-Treuhand, der bis heute existenten Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, erfolgreich. Hier arbeitete sie 40 Jahre lang und nach ihrem Eintritt in den Ruhestand bis ins Alter von 76 Jahren noch stundenweise. Als "Alleinerziehende" – diesen Ausdruck gab es damals noch nicht – habe sie es schwer gehabt, erinnert sie sich. "Solche Frauen" genossen kein Ansehen. Sie legte alle Kraft in das Bemühen, ihren Kindern dennoch immer eine gute Mutter zu sein. "Liebe Menschen haben mir dabei geholfen", weiß sie die Unterstützung auch von Nachbarn bis heute zu schätzen.

1980 trat sie der "Literarischen Werkstatt" bei, denn das Schreiben hatte es ihr angetan. Das erste Buch veröffentlichte sie 2001, eine Dokumentation über die Apotheke ihres Großvaters und Vaters in Betzingen. 2002 packte sie die Erinnerung an "90 Jahre Charlottenpflege", die Kindertagesstätte ihrer Kinder, zwischen zwei Buchdeckel. 2004 folgten "Hinter Rose und Blatt", eine autobiografische Erzählung des Lebens in der Nachkriegszeit und die Jubiläumsschrift zum zehnjährigen Bestehen des Schwenninger Uhrenindustriemuseums. Zuletzt, 2009, erschien "Echazwasser, Kartoffeln und Kunst", ihre Kindheitserinnerung mit eigenen Fotografien an die Jahre 1929 bis 1949 in ihrer Heimatstadt.

Viele bemerkenswerte Frauenpersönlichkeiten hat sie porträtiert. Zwei würde sie gerne noch beleuchten, wen, das verrät sie nicht. Ob und wann sie das schafft – "ich bin total beschäftigt" – vermag die 85-Jährige nicht zu sagen. Erst muss sie nämlich das nächste Erzähl-Café für die Senioren-VHS vorbereiten, außerdem stehen Reiseberichte aus den USA, der Türkei und – ganz aktuell – von der Krim an. Leider benötige sie für die viele Arbeit immer ein bisschen länger – aus Altersgründen, lächelt sie. Denn: "Ich will es schließlich recht machen".