Das Kinder- und Familienzentrum VS warb für eine einzigartige Aktion: Täglich Brot für Kinder. (Symbolfoto) Foto: © S.Kobold – stock.adobe.com

Irritation um Quittungen für Kifaz-Projekt. Stiftung sieht Aufklärungsbedarf.

Villingen-Schwenningen - "Kein Kind muss mehr hungern." Mit diesem Slogan warb das Kinder- und Familienzentrum VS für eine einzigartige Aktion: Täglich Brot für Kinder. Doch der Sozialfonds steht längst auf anderen Pfeilern. Einige Spender reagieren irritiert. Was passiert nun mit dem Geld. das für Mittagessen verwendet werden sollte?

Immer wieder machte das Projekt "Täglich Brot für Kinder" auch im Schwarzwälder Boten Schlagzeilen, vor mehr als zehn Jahren wurde es im Kinder- und Familienzentrum VS (Kifaz) ins Leben gerufen. Es war eine erschütternde Szene an einem Wintermittag, die das Ausnahme-Vorhaben in VS ins Rollen brachte. "Wir beobachteten einen Jungen, etwa elf Jahre alt, der sich mit einem verschweißten Discounter-Brötchen zur Mittagszeit nach draußen in den Schulhof verdrückte", erinnert sich eine Sozialarbeiterin. Die Antwort des Jungen machte die erfahrene Schul-Mitarbeiterin fassungslos. "Meine Eltern haben kein Geld, um mir ein warmes Mittagessen zu bezahlen." Die 40 Euro pro Monat für den Mensabesuch passen nicht ins Budget der Familie, obwohl Vater und Mutter berufstätig sind. Dank des gegründeten Sozialfonds schrumpfte der Eigenanteil für das Mittagessen pro Kind auf einen Euro. Die Schulen wickelten den Bedarf über das Kifaz ab. Dann wurde es ruhig um das Projekt "Täglich Brot für Kinder".

Keine "Konkurrenz"

Seit einigen Jahren hat die Pro Kids-Stiftung die Aufgabe übernommen, über Spenden Mittagessen zu finanzieren. ProKids-Stiftung und Kifaz seien in ihrem Angebot identisch gewesen, "und ein konkurrierendes Angebot sollte es nicht geben", so Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt VS, zu den Gründen für die Änderung. ProKids sollte die Finanzierung von Schulessen übernehmen und parallel dazu die Unterstützung bei Landschulheimaufenthalten etwa, "auch in Kooperation mit der Stadt", fügt Falke hinzu. Zudem gebe es die Möglichkeit, über die Bürgerstiftung Vereinsmitgliedschaften für Kinder aus sozial schwachen Familien zu fördern.

Licht im Dunkel?

Bei der Stiftung Heiligenbronn, zu der das Kifaz VS gehört, wird das Erfolgs-Projekt "Täglich Brot für Kinder" begraben, stattdessen taucht ein anderer Slogan auf deren Internetseite auf: "Wir bringen Licht ins Dunkel", das sich der Aufgabe verschrieben habe, zum Beispiel den Kauf einer Monatskarte für die Fahrten zur Schule zu ermöglichen oder sozial schwachen Familien bei der Finanzierung von Klassenfahrten und Schulausstattungen zu unterstützen. Veränderungen, die unbemerkt von manchen Spendern ablaufen. Irritierend die Spendenquittungen für das Jahr 2017: Da die betroffene Familie annimmt, dass die Quittung im Altpapier landete, fordert sie eine zweite an. Dann taucht die erste Quittung doch wieder auf. Ein Vergleich mit der zweiten sorgt für Rätselraten: Auf der einen Bestätigung wird der Zweck offen gelassen. Darauf wird nur bestätigt, dass die Zuwendung zur Förderung der Erziehung und Berufsbildung sowie zu mildtätigen Zwecken und kirchlichen Zwecken verwendet werde. Bei der zweiten taucht der Projektname "Täglich Brot für Kinder" auf, einer Aktion, die es seit Jahren nicht mehr gibt.

Dementi folgt gleich

Was sagt die Stiftung zu den eher seltsamen Vorgängen um Spenden-Projekte? Befremdet reagieren nicht nur betroffene Spender, sondern auch Ewald Graf, bei der Stiftung Heiligenbronn für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising zuständig. "So etwas darf wirklich nicht passieren, wir haben versäumt, das richtigzu stellen", so die erste Reaktion. Das Nachfolge-Projekt heiße "Licht ins Dunkel" und habe "Täglich Brot für Kinder" abgelöst. Der Bedarf an Mitagessen werde nun, dank einer gesetzlichen Neuregelung, eher über das Sozialamt gedeckt. Der ursprüngliche Spendenzweck sei ausgeweitet worden, beispielsweise für Schulsachen. Die Spendenbuchhaltung sei nun auf das aktuelle Projekt "Licht im Dunkel" umgestellt worden.

Ewald Graf kann sehr gut nachvollziehen, dass sich unter manchen Spendern Skepsis breitgemacht habe, die sich fragen: "Was passiert mit meinem Geld? Landen die Monatsbeträge im großen Stiftungstopf in Heiligenbronn und werden anderweitig verwendet?" Das Dementi kommt prompt: "Nein, das Geld wird ausschließlich dem Kifaz zur Verfügung gestellt, für Kinder aus sozial schwachen Familien." Die Summe fließe beispielsweise in Lebensmittel für Familien, in Ausflüge, wenn Kinder oder Jugendliche sich dies nicht leisten können, in Mittagessen für sozial schwache Kinder, aber auch in Lernmaterial. Zudem gebe es Zuschüsse zur Begleichung von Rechtsanwaltskosten im Asylverfahren für unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA).