Der damalige Villinger Bürgermeister Emil Braunagel war es, der 1905 die konstituierende Versammlung einberufen hatte und Vorsitzender des hiesigen DAV wurde. Foto: Städtisches Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Im Jubiläumsjahr blickt auch der Deutsche Alpenverein in der Region zurück

Der Deutsche Alpenverein feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Ein guter Anlass, auch für die hiesige Sektion, zurückzublicken. Dem DAV ist aus diesem Anlass sogar eine Sonderbriefmarke gewidmet.

VS-Villingen. Insgesamt 356 Sektionen sind unter dem Dachverband des DAV vereinigt. Peter Schütte, der Pressewart der Sektion Schwarzwald nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um einen Rückblick auf die Anfänge dieser Sektion zu werfen. Hierzu ist das Protokollbuch vom 13. Februar 1905 eine wahre Fundgrube des Ursprungs. Albert Günzel, der ehemalige Vorsitzende der Sektion Schwarzwald, übertrug die Aufzeichnungen von der der Sütterlinschrift (1915 bis 1941) vorausgehenden "Kurrentschrift" in unser heutiges Schriftbild.

Nachfolgend einige Originalauszüge: "Schon bald nach der im Jahre 1899 erfolgten Gründung einer eigenen Sektion des badischen Schwarzwaldvereins wurden Stimmen laut, die auch der Gründung einer Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins am hiesigen Platze das Wort redeten. Allein erst zu Ende des Jahres 1904 erhielt die Sache greifbare Gestalt, als der neugewählte Bürgermeister Dr. Braunagel anlässlich an eine in das Gasthaus zum Deutschen Kaiser dahier einberufene öffentliche Versammlung behufs Errichtung einer Automobilverbindung von Villingen nach Vöhrenbach, zur Gründung des Alpenvereins aufforderte und eine Reihe von Anwesenden begeistert dem Projekt zustimmte.

Nachdem in der Folge, auch von auswärts, insbesondere von St. Georgen zustimmende Erklärungen erfolgten, fand am Abend des 13. Februar 1905 im Nebenzimmer des Gasthauses Falken dahier die von Dr. Braunagel einberufene konstituierende Versammlung statt, in welcher die von letzterem und Rechtsanwalt Heilmann entworfenen Statuten einstimme Annahme fanden, nachdem bereits durch Schreiben des Zentralausschusses in Innsbruck vom 14. Januar 1905 zustimmende Erklärungen zur Konstitution erfolgt war. (Bemerkung des Pressewartes: Das Gasthaus Falken befand sich bis 1962 in der Rietstraße 14).

Zu längeren Debatten gab nur die Bezeichnung der Sektion Anlass, indem von manchen Teilen der Name ›Sektion Villingen‹, von der Mehrheit aber ›Sektion Schwarzwald‹ vorgeschlagen wurde, der letztlich zur Annahme kam.

Die neugegründete Sektion hatte das Vergnügen, an ihrem konstituierenden Abend einer der eifrigsten und ältesten Alpenvereinsler des Großherzogtums, den Geheimen Hofrat Dr. Oster von Karlsruhe, einem der Gründer der dortigen Sektion in ihrer Mitte zu sehen. In zuvorkommender weise stellte der allgemeinerprobte Erwin Haas von St. Georgen einen Vortrag für das neue Vereinsjahr in Aussicht. Als 1. Vorsitzender wurde Dr. Emil Braunagel, Bürgermeister von Villingen gewählt. (Zwischenbemerkung: Dr. Braunagel war 1903 bis 1912 Bürgermeister der badischen Bezirksstadt Villingen, anschließend bis 1925 in der württembergischen Industriestadt) ›Nie waren die Straßen und Gehwege in einem besseren und reinlicheren Zustande als zu Dr. Braunagels Zeiten‹, schwärmte noch der ›Schwarzwälder‹ 1925."

Der 2. Vorsitzende wurde Dr. Lukas Strauss, Oberamtmann von Donaueschingen. Insgesamt 31 Personen, ausnahmslos Herren, erklärten ihren Beitritt. Auch die Berufe wurden penibel aufgelistet, wie zum Beispiel Amtsverweser, Bankdirektor, Rechtsanwalt, Apotheker, Hotelbesitzer, Arzt. Nicht weniger als fünf Fabrikanten aus Villingen und St. Georgen waren unter den Gründungsmitgliedern. Alles honorige Personen.

Nur wer Bürgen hat, darf Mitglied werden

In diesem Zusammenhang ist sicherlich auch die Tatsache erwähnenswert, dass, wenn man bis 1993 in den Alpenverein eintreten wollte, in der Regel zwei Bürgen vorweisen musste. Hierzu eine schriftliche Information der Archivleiterin des DAV München vom 19. Juni 2019 an den Verfasser des Berichtes: "Eingeführt wurde die Bürgenpflicht nach einem Beschluss der Hauptversammlung 1923. Der Antrag kam von der Sektion Mark Brandenburg, einer sehr völkisch national orientierten Sektion. Gründe für die Bürgenpflicht waren mehrere: Zum einen wollten manche Sektionen die Touristen verhindern, die nur schnell die Vergünstigungen des Vereins nutzen wollten. Zudem ist von den Anträgen der damaligen Zeit aber auch immer von ›Ausländern‹ und sogar von ›feindlichen Ausländern‹ die Rede, sodass die Gründe damals wohl auch nationalistische waren. Die Details, ob ein oder zwei Bürgen erforderlich waren, regelten die Sektionen selbstständig."

Die Vergangenheit des DAV in den Jahren 1933 bis 1945 gilt jedoch als aufgearbeitet. Anmerkungen: Kursiv schwarz = Aus dem Original Protokollbuch von 1905 Kursiv rot: = Aus dem Kreisalmanach 1987 S. 137 u. f. Kursiv grün: = Auszug der Archivleiterin des DAV, München