Jesus Herrerra aus Mexiko und Dung Thi Dao aus Vietnam berichten über ihre Erfahrungen

Von Julia Huber Schwarzwald-Baar-Kreis. Jesus Herrerra aus Mexiko und Dung Thi Dao aus Vietnam sind Auslandsstudenten an der Hochschule Furtwangen. Beide kommen aus einer Großstadt und studieren auf dem Campus in Schwenningen. Doch was bewegt die ursprünglichen Großstadtkinder dazu, ausgerechnet im Schwarzwald zu studieren? "In erster Linie sind es die Partnerschaften zwischen den Hochschulen", lacht Dung. "Ich hatte die Wahl zwischen Großbritannien und Deutschland. Nach abwiegen der Lebensunterhaltungskosten und eigenen Interessen habe ich mich schließlich für Deutschland entschieden."

Der Lerneifer steigt im Ausland

Auch Jesus entschied sich für den Schwarzwald: "Ich komme aus der Hauptstadt Mexiko City, dort bin ich geboren und aufgewachsen. Hier in Schwenningen komme ich mir wie in einer anderen Welt vor." Klein und übersichtlich beschreiben die 34-Jährige und der 22-Jährige die Stadt Schwenningen. Während in Großstädten die Kneipen auch unter der Woche bis spät in die Nacht geöffnet haben, schließen in Schwenningen die meisten schon um 2 Uhr morgens. "Wir müssen viele Partys selber veranstalten, meistens Hauspartys oder Partys im Gasthaus Linde. Das ist etwas schwierig wenn man ohne Sprache und ohne bestehenden Freundeskreis in eine fremde Stadt kommt, aber die Auswahl an Ausgehmöglichkeiten ist hier eben begrenzt."

Dabei ist das Feiern natürlich nicht Hauptbestandteil ihres Studentenlebens, denn viel Zeit bleibt ihnen dafür nicht: Ihr Alltag besteht zum großen Teil aus Lernen, zusätzlich belegen Dung und Jesus einen Deutsch-Sprachkurs. So steigt auch offenbar der Lerneifer: "In Deutschland habe ich seltsamerweise mehr Motivation zum Lernen als in Vietnam", lacht Dung.

An Wochenenden nehmen sich Dung und Jesus die Zeit Baden-Württemberg zu erkunden. Vor allem im Sommer finden beide den Schwarzwald wunderschön, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielt. "Einige Studenten verraten uns ihre Insidertipps oder führen uns durch interessante Städte wie zum Beispiel Stuttgart", sagt Dung. Finanzielle Unterstützung brauche die 34-Jährige nicht. Sie habe in den letzten Jahren genug angesammelt, um das Studium zu finanzieren. Ganz anders als Jesus: Mit seinen 22 Jahren fing er direkt nach der Schule ein Studium an und wird derzeit von seinen Eltern unterstützt. "Ich bin noch auf der Suche nach einem Nebenjob, aber ohne die Sprache zu beherrschen, ist es sehr schwierig, einen zu finden", erklärt Jesus.

Nichtsdestotrotz gestehen beide, mit völlig falschen Ansichten und klischeehaftem Denken eingereist zu sein. "In Vietnam sehen wir die Deutschen als kalt, distanziert und verschlossen. Als ich in den Flieger eingestiegen bin, saß neben mir eine deutsche Studentin, die ihre Heimreise antrat. Ich hatte noch nie eine so offenherzige und witzige Sitznachbarin im Flugzeug", so Dung.

Ein ganz anderes Bild von den Deutschen

Jesus bestätigt: "Auch in Mexiko haben wir ein ganz anderes Bild von den Deutschen. Meine Kommilitonen und die Einwohner haben mir jede Angst genommen und sich als alles andere als ›typisch deutsch‹ erwiesen. Dadurch haben ich mich hier schnell wohl gefühlt."