Nicola Schurr (von links), Andreas Dobmeier, Katharina Hirt, Ulrike Heggen, Constanze Kaiser, Jogi Kern, Holger Benhart und Richard Hehn diskutieren über die Ein-Prozent-Forderung der Scheuer-Vereine. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Vertreter von Gemeinderatsfraktionen diskutieren / Dobmeier spricht von Provokation

Die Kulturschaffenden in der Villinger Scheuer, seit über 40 Jahren Heimat kultureller Vereine und aktuell Herberge für den Folk-Club, den Rock-Club und den Kulturverein Caba, gehen mit der Forderung in die Offensive, knapp ein Prozent oder 50 000 Euro des städtischen Kulturetats zur Aufrechterhaltung ihres Programms zu beanspruchen.

VS-Villingen. Aus diesem Grund veranstalteten sie eine Podiumsdiskussion mit Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier und diversen Vertretern der im Gemeinderat beteiligten Parteien, welche die jährlichen Haushaltsbudgets beschließen.

Viele Probleme

Diskussionsleiter Richard Hehn vom Folk-Club erinnerte noch einmal an die seit drei Jahren zunehmenden Schwierigkeiten, die sich auf Grund der Lärmschutzproblematik ergaben. Über die Jahre hätten gekürzte Förderbudgets oder die erfolglose Suche nach neuen Auftrittsmöglichkeiten zu einer deutlichen Verringerung des Programms geführt, das mit dem aktuellen Budget kaum mehr aufrecht erhalten werden könne. Vor sechs Wochen waren die Scheuer-Vereine mit der einprozentigen Förderidee an die Öffentlichkeit gegangen und lösten damit spontan eine Welle der Unterstützung aus.

Ausnahmslos waren sich die Diskussionssteilnehmer Nicola Schurr (SPD), Katharina Hirt (CDU), Ulrike Heggen (Freie Wähler) und Constanze Kaiser (Grüne) einig, die Vielfalt des kulturellen Angebots in VS in all ihren Schattierungen erhalten, nach Möglichkeit sogar ausbauen zu wollen. Doch mit der Forderung, den Förderbeitrag für den Folkclub von aktuell 2800 Euro auf 50 000 Euro zu erhöhen, gaben sie sich nicht zufrieden.

Andreas Dobmeier verwies darauf, dass er mit den Mitteln auskommen muss, die ihm gemäß Haushaltsbudget bereit stehen. "Wir haben 100 kulturell aktive Vereine in der Stadt, vom Gemeinderat genehmigte Förderrichtlinien und ein austariertes Fördersystem. Wenn ein Verein kommt und deutlich mehr Förderung beansprucht, verschiebt sich dieses Gleichgewicht zu Ungunsten der anderen Vereine."

Solides Budget angemahnt

Dobmeier lobte zwar die Aktivitäten der Scheuer-Vereine, bezeichnete aber die aufgestellte Kostenrechnung als Provokation. "Sie agieren mit richtigen Zahlen, vergleichen aber nicht die selben Positionen miteinander." Dobmeier schlug den Scheuer-Vereinen vor, für ihr geplantes Programm ein solides Budget mit Ein- und Ausgaben aufzustellen. Sollte sich in den Planungen ein Defizit ergeben, ergäbe dies eine erste Richtschnur für weitere Verhandlungen bezüglich einer Erhöhung des Förderzuschusses. Auch eine moderate Anpassung der Eintrittspreise oder eine Anpassung des Programmangebotes seien Möglichkeiten zur Kostenoptimierung.

Nicola Schurr verwies darauf, dass es darum gehe, die Vielfalt der Kultur zu erhalten und die Finanzmittel hierfür im städtischen Haushalt wohl zu gering sind. "Es besteht die Möglichkeit, sich im neuen Gemeinderat für eine Erhöhung einzusetzen, aber auch die Möglichkeit, weitere Finanzen für die Kultur durch Umschichtung frei zu machen." Schurr nannte als Beispiel die Schwenninger Kulturnacht, die von der Stadt aktuell mit 71 000 Euro unterstützt wird. "Diese Kosten könnten anteilsmäßig sowohl im Kultur-, aber auf Grund der Außenwirkung auch im Tourismusetat der Stadt auftauchen", lautete seine Idee.

"Defizite, die entstehen, sollten ausgeglichen werden", bemerkte Ulrike Heggen, die auch Ausfallbürgschaften für Großveranstaltungen erwähnte. Es gehe darum, eine solide kulturelle Grundversorgung zu erhalten. "Unsere Kultur ist so vielfältig wie die Stadt, weshalb es darum geht, dieses Angebot zu erhalten und alle so zu fördern, dass es möglich ist, dieses zu erhalten"

Katharina Hirt hielt eine grundsätzliche Beratung über den Kulturetat für erforderlich und plädierte dafür, der Kultur im neuen Gremium eine Stimme zu verschaffen. "Die Kultur muss einen neuen Stellenwert innerhalb der Haushaltsberatungen erhalten", ergänzte Hirt.

Constanze Kaiser bezeichnete sich als Fan des Programms in der Scheuer und mahnte, dass eine Zusatzförderung nie auf Kosten der anderen Kulturträger gehen dürfte. Die Vielseitigkeit zeige sich auch an Veranstaltungen, in deren Fördergenuss speziell die Kinder und Jugendlichen von Kindergärten und Schulklassen kommen.

Reduziertes Programm

"Auf Grund der Forderung von mehr Zuschussgeldern, sind wir in der Öffentlichkeit präsenter. Jetzt geht es darum, mit dem vorhandenen Budget ein reduziertes Herbstprogramm aufzustellen, in Sachen Fördergeldern am Ball zu bleiben und uns weitere Gedanken um unsere zukünftige Ausrichtung zu machen", zog Richard Hehn ein Fazit.