Foto: Cornelia Spitz

Versammlung wegen Gewitters abgeblasen. Krawalle zwischen Pegida- und Antifa-Anhängern. Passanten entrüstet.

Villingen-Schwenningen - Es sollte eine große Aktion werden mit Spaziergang als Demonstration durch Villingen - doch stattdessen ging die Sbh-Gida bei ihrer achten Kundgebung am Sonntag in Villingen-Schwenningen mächtig baden. Und zwar im realen wie auch übertragenen Sinn: Gerade einmal 40 Anhänger, so wenige wie nie zuvor, hatte der regionale Pegida-Ableger mobilisieren können.

Hartgesottene Teilnehmer, die mit entsprechenden Aufschriften auf schwarzen Shirts ihrer Meinung deutlich Ausdruck verliehen, fehlten dieses Mal in dem kleinen Haufen Interessierter, der sich an der Seite des Münsters platziert hatte. Währenddessen sammelten sich Antifa-Anhänger in der Rietstraße und umliegenden Gassen für ein Zeichen gegen Rechts.

Doch zum Meinungsaustausch war es gar nicht erst gekommen. Das Himmelsbild hätte zur düsteren Musik, die auf dem Münsterplatz aus den Lautsprechern der Sbh-Gida schallte, passender nicht sein können: schwarze Wolken, Donnergrollen, vereinzelte Blitze und ein böiger Wind – ein Gewitter kündigte sich an und spielte Sbh-Gida-Gegnern in die Hand.

Beide Gruppen suchen stundenlang die Konfrontation

Oberbürgermeister Rupert Kubon ließ sich im Freizeitdress kurz blicken, Bürgeramtsleiter Ralf Glück war da und beriet gemeinsam mit der Polizei. »Wir raten erstmal, abzusagen, bevor wir hier absagen«, sagte Glück im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten entschieden. Ein kurzes Gespräch mit Sbh-Gida-Sprecherin Sabrina Grellmann, deren Leute wenig später verkündeten, dass man die Veranstaltung absagen müsse. »Lachhaft«, »Bullshit, hier schlägt doch kein Blitz ein!«, »das war der Kubon, der hat das veranlasst!« – frustrierte Sbh-Gida-Anhänger machten ihrem Ärger Luft. Zunächst scheinbar mit Erfolg: »Ihr habt gewonnen«, parallel mit den ersten dicken Regentropfen tröpfelten die ersten Pegida-Rufe über den Münsterplatz. Doch Sabrina Grellmann kam kopfschüttelnd von einem erneuten Gespräch mit Glück und der Polizei zurück und nahm das Mikrofon an sich, um die Kundgebung zu beenden. »Wir haben keine Möglichkeit, wir müssen aufhören. Es gut mir leid«, so Grellmann niedergeschlagen.

Währenddessen rotteten sich zwei verschiedene Antifa-Gruppen in der Rietstraße zusammen. Als dann eine Handvoll frustrierte Sbh-Gida-Anhänger entschieden und sichtlich agressiv auf diese losmarschierten, und die Antifa-Demonstranten sich so provoziert fühlten, dass sie ihrerseits auf die Gegner losstürmten, musste die Polizei vehement eingreifen.

Waren die Kundgebungen längst abgeblasen, so suchten beide Gruppen später noch stundenlang die Konfrontation. Als besonders hartnäckig im Widerstand gegen die Polizei und deren Absicht zur Räumung erwies sich eine kleine Gruppe der Antifa aus Schopfheim, Stuttgart, Tübingen und Freiburg. Auf dem Romäusring wurde eine Straßensperre eingerichtet, die Polizei kesselte die Demonstranten ein, doch diese waren nicht zu bewegen. Als ihre Personalien festgestellt werden sollten, wehrten sie sich vehement dagegen. Da ergriffen die Ordnungshüter härtere Maßnahmen, es gab Rangeleien und im Zuge dessen beiderseits auch Hiebe. Dabei war für beobachtende Passanten das Vorgehen der Polizei so forsch, dass sie sogar versuchten einzuschreiten und ihrem Unmut über die Härte der Polizeikräfte gegen die Antifa lautstark äußerten. Zwei Demonstranten mussten im Zuge dieser Ausschreitungen vom Rettungsdienst versorgt werden, zwei weitere wurden von der Polizei zur Feststellung ihrer Personalien abgeführt.