Erika Faust und Alexander Merk haben gute Nachrichten für den Arnbeitsmarkt. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Prognose: 2018 soll die Zahl derjenigen ohne Beschäftigung auf 7500 sinken / Starker Rückgang

Gute Nachrichten hat Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen, zum Jahreswechsel: Die Zahl der Arbeitslosen wird aller Voraussicht nach weiter sinken.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hatte für 2017 prognostiziert, dass es im gesamten Agenturbezirk, zu dem die Kreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar gehören, bis zum Jahresende 8000 Arbeitslose geben würde. Momentan sind es 7940. Auch die Prognose für 2016 war eingetroffen

Für das nächste Jahr sagt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bei einem angenommenen Wachstum von 1,7 Prozent einen weiteren Rückgang voraus. Zum Jahresende 2018 soll es einen Bestand von 7500 Arbeitslosen geben.

"Wir haben einen deutlich überdurchschnittlichen Rückgang an Arbeitslosigkeit in diesem Jahr", erklärt Faust im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Auf 2,9 Prozent im Jahresdurchschnitt ist die Quote im gesamten Agenturbezirk im Jahresdurchschnitt zurückgegangen, im Schwarzwald-Baar-Kreis immerhin auf 3,1 Prozent. "Das hatten wir schon lange nicht", freut sich Erika Faust.

Dabei ist der Rückgang sowohl bei den Beziehern von Arbeitslosengeld als auch bei denjenigen., die Leistungen vom Jobcenter erhalten, festzustellen. Traditionell sind es mehr Bezieher von SGB III, dem Arbeitslosengeld.

Sprunghaft nach oben ging zugleich die Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen. Im November 2011 waren es noch 4000, im November 2016 bereits 5057 Jobs, und ein Jahr später sogar 6022 gemeldete Arbeitsstellen. Gegenüber dem Vormonat sind das zwar 2,6 Prozent weniger, aber gegenüber dem Vorjahr ist es eine Steigerung von 19, 1 Prozent.

Was und wer sind gefragt? Vor allem Rohstoffgewinnung, Fertigung und Produktion suchen Fachkräfte, gefolgt von Verkehr und Logistik. "Aber auch im Verkauf gibt es enormen Bedarf", stellt Erika Faust fest.

"Es gibt mehr Angebote als die Neigung, in den Verkauf zu gehen"

Viele Einzelhändler, aber auch Großhändler suchen ausgebildetes Personal. "Es gibt mehr Angebote als die Neigung, in den Verkauf zu gehen", so Faust. Weiterhin gefragt sind Fachkräfte in den Branchen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. In den meisten Bereichen gibt es auch Jobs für Helfer. Wie wird sich der Arbeitsmarkt für ungelernte Kräfte weiter entwickeln? "Industrie 4.0 ist ein Fragezeichen", sagt Faust. Es seien wohl eher die Fachkräfte, die sich umorientieren müssten. Eine große Aufgabe in der nächsten Zeit sei es, auch die An- und Ungelernten "höher" zu bringen. Nicht nur unter den Migranten, sondern auch unter den Deutschen gebe es Ungelernte.

Im Hinblick auf das Vorjahr hat der Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Stichtag zum 31. März sowohl in der Region als auch im Schwarzwald-Baar-Kreis zugenommen, auf 204 749, beziehungsweise 85 711 Personen. Hintergrund sei beispielsweise der Zuzug von EU-Ausländern.

Auch im Bereich des Jobcenters Schwarzwald-Baar ist die Arbeitslosigkeit gesunken, berichtete Alexander Merk, Geschäftsführer des Jobcenters Schwarzwald-Baar-Kreis. Im Oktober wurden 1867 Personen betreut.

Die Anzahl der Arbeitslosen unter 25 sank um 29 auf 168 Personen. Ursprünglich war mit einem Anstieg der Bedarfsgemeinschaften durch mehr Asylbewerber gerechnet worden. Weil aber die Erstaufnahmestellen auf die Aufnahme von Flüchtlingen im Kreis angerechnet wurden, blieb das aus.

Die Entwicklung im nächsten Jahr wird von politischen Komponenten bestimmt werden, die bisher ungewiss sind. "Was passiert mit dem Familiennachzug und wie entwickelt sich die weltpolitische Lage?", deutet Faust an, welche Fragen sich stellen. Niemand könne sagen, wie viele Menschen im Rahmen des umstrittenen Familiennachzugs tatsächlich kämen. Schätzungen reichten von 70 000 Personen bis zu einer Million. Ohne den Bereich Flucht und Asyl rechnen Faust und Merk mit weiter zurückgehenden Zahlen bei den Bedarfsgemeinschaften.

Mit diesem Bereich werde es eine "marginale" Steigerung geben. Der Bestand an geflüchteten Menschen ist im Schwarzwald-Baar-Kreis von November 2016 (806) bis Oktober (1036) kontinuierlich gestiegen.

Die meisten, die vom Jobcenter in Arbeit vermittelt werden konnten, fanden diese bei Zeitarbeitsunternehmen, gefolgt von verarbeitendem Gewerbe und KfZ-Bereich. Bei den Asylbewerbern fehlen Sprachkompetenzen. "Den Fachkräftemangel werden sie nicht beheben", sagt Faust. Immerhin 305 Menschen aus acht Hauptherkunftsländern fanden Beschäftigung.

Preiswerten Wohnraum zu schaffen, das hält Erika Faust außerdem für ein "ganz wichtiges Thema für die Bundesregierung in den nächsten 15 Jahren."