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Umzug der Bibliothek mögliches Szenario, um Einkaufszentrum zu beleben. Es dürfe keine Tabus und Denkverbote geben.

VS-Schwenningen - Wie weit würde der Gemeinderat gehen, um dem leer stehenden Einkaufszentrum s’Rössle Leben einzuhauchen? Weit, wie sich in seiner jüngsten Sitzung zeigte: Selbst eine Verlegung der Stadtbibliothek ist nun denkbar.

Die Entscheidung darüber fiel so knapp aus, dass gleich zweimal abgestimmt werden musste, um beim Ergebnis auch sicherzugehen. Mit 15 Ja- zu 14 Nein-Stimmen entschied das Gremium, dass die Stadt mit Investoren notfalls über die Bibliothek verhandeln könnte. Beispielsweise, dass diese ins Rössle zieht, sich im Gegenzug im Bibliotheksgebäude ein Einzelhändler ansiedelt. Eine Entscheidung ist das freilich nicht – jeder weitere Schritt in dieser Frage muss im Gemeinderat neu entschieden werden. Zumindest aber hat die Verwaltung nun das Mandat, im Falle einer Anfrage durch Investoren entsprechend verhandeln zu können.

Die Hürde, dass die Bibliothek verlegt werden könnte, ist hoch: So müsste an einem neuen Standort mindestens die gleiche Fläche von 2600 Quadratmetern zur Verfügung stehen, der Eingang separat angelegt sein und die Ausstattung schlüsselfertig übergeben werden. Die Voraussetzung, dass die Stadt nur Eigentümer und nicht Mieter des neuen Standorts wäre, hatte vorab der Verwaltungs- und Kulturausschuss von der Liste genommen.

"Die CDU ist dennoch dagegen, bei der Bibliothek ein Mietverhältnis einzugehen", machte Dietmar Wildi deutlich. Er unterstrich, dass es nicht um eine sofortige Auslagerung der Bücherei geht, sondern zunächst um einen größeren Verhandlungsspielraum der Stadtverwaltung.

Gemischte Meinung herrschte in der SPD-Fraktion. "Die Belebung des toten Rössle-Areals ist ein wichtiges kommunalpolitisches Ziel und der Investor würde uns eine neue Bibliothek zur Verfügung stellen", nannte Bernd Schenkel die Pro-Argumente. Er betonte aber nochmals, dass die "schöne und funktionstüchtige" Bibliothek am Muslenplatz eine Institution der Gesamtstadt sei.

Ernst Reiser (Freie Wähler) polterte, dass man eine solche "Top-Adresse" wie die Stadtbibliothek nicht aufgeben dürfe. Viel mehr solle das Rössle den Hochschulen für eine mögliche Nutzung angeboten werden. Dass die "Totgeburt Rössle" nicht zu reparieren sei, indem die Bücherei zur Disposition gestellt werde, meinte Joachim von Mirbach (Grüne). "Die Grünen sind nicht gewillt, dieses Tor aufzumachen."

Gänzlich anderer Meinung ist die FDP. Es dürfe keine Tabus und Denkverbote geben, sagte Frank Bonath. "Wir müssen alles versuchen, um Bewegung in die Sache zu bekommen. Vielleicht ergibt sich eine Konstellation, die uns gut tut und die sich jetzt noch niemand ausmalen kann."