Nur ungern legt Helmut Löttker mit seinen 90 Jahren die Trommelstöcke bei der Obereschacher Musik- und Trachtenkapelle nach 60 Jahren Musizierens aus der Hand. Foto: Weiß Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Helmut Löttker feiert 90. Geburtstag / Aus Vereinsleben nicht wegzudenken

VS-Obereschach (we). Heute feiert ein Obereschacher Original Geburtstag: Helmut Löttker wird 90 Jahre alt, ein Urgestein, das zwar nicht in Obereschach geboren ist, aber nach dem Krieg im Ort eine zweite Heimat gefunden hat und aus dem Vereinsleben trotz seines Alters bis heute nicht wegzudenken ist.

Der Jubilar wurde am 25. Juli 1926 in Zugdam in Westpreußen geboren und wuchs mit sechs Geschwistern auf einem Bauernhof auf, auf dem seine Eltern als Landarbeiter ihr Brot verdienten. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine dreijährige Berufsschule und lernte den Beruf des Schmiedes. Nach Gesellenprüfung und Arbeitsdienst wurde er 1944 zur Wehrmacht eingezogen und geriet im Mai 1945 auf der Insel Hela in russische Gefangenschaft. In dieser Zeit erfuhr er über das Deutsche Rote Kreuz, dass seine Eltern in der Zwischenzeit nach Dänemark und von dort in den Schwarzwald nach Obereschach geflüchtet waren und im Obergeschoss des Feuerwehrgerätehauses Unterschlupf gefunden haben.

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1949 machte sich Helmut Löttker ebenfalls auf den Weg nach Obereschach, traf seine Eltern und Geschwister wieder und lernte noch im selben Jahr seine spätere Ehefrau Hildegard kennen. Arbeit fand er zunächst bei der Firma Kaiser-Uhren, bei der er 25 Jahre als Polierer tätig war, bevor er über Zeyko-Küchen bei der Firma Kienzle landete, bei der er als Schlosser und zum Schluss als Hausmeister tätig war, bevor er 1989 in den verdienten Ruhestand verabschiedet wurde.

Nach der standesamtlichen Heirat im Jahr 1951 in Obereschach und der kirchlichen Trauung im selben Jahr in Renchen boten die Obereschacher Vereinen dem Jubilar ebenfalls eine neue Heimat. Da Musik schon immer seine Leidenschaft war, trat er bereits 1957 als aktiver Musiker in die Musik- und Trachtenkapelle ein, wurde nach zahlreichen Verbandsehrungen 1997 zum Ehrenmitglied ernannt und ist heute der älteste Musiker der Kapelle. Doch infolge seines hohen Alters und der angeschlagenen Gesundheit legt er nach 60 Jahren aktiven Musizierens die Trommelstöcke zur Seite.

Seit 1960 bis vor wenigen Jahren begleitete er die Kindertrachtentanzgruppen bei ihren Auftritten mit dem "Handörgeli". Auch als Alleinunterhalter und als musikalischer Begleiter des Altenwerkes auf dessen Ausflügen war er stetig unterwegs, und die Menschen, die er mit seiner Musik erfreut hat, sind wohl nicht zu zählen. Unvergessen sind seine Auftritte mit dem schweren Hammer bei der "Amboss-Polka" oder mit der großen Trommel bei zahlreichen Umzügen. 1962 trat er dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr bei und ein Jahr später auch dem SV Obereschach, bei dem er mehrere Jahre auch die Arbeit eines Platzwarts versah und ebenfalls zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

In all dieser Zeit hat sich der Jubilar zu einem Original entwickelt und war bis heute aus dem Vereinsleben nicht wegzudenken. Davon zeugen in seiner Wohnung in der Steinatstraße 3 zahlreiche Auszeichnungen, darunter die silberne Hans Jakob-Medaille, die er 2011 beim Frühjahrskonzert verliehen bekam, Urkunden, Bilder und wertvolle Geschenke. Seiner Ehe mit Hildegard entstammen zwei Kinder, die zusammen mit ihren Ehepartnern, den vier Enkeln und vier Urenkeln ebenso zu den Gratulanten zählen wie die Vereine. Nur seine Hildegard wird fehlen, die er 2005 zu ihrer letzten Ruhestätte begleiten musste.