Das Delian-Quartett begeistert mit kontrastreichem Programm. Hingebungsvoll musizieren Adrian Pinzaru (von links), Andreas Moscho, Christian Gerber, Hendrik Blumenroth und Georgy Kovalev Werke von Astor Piazzolla. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Delian-Quartett bietet Kontrastprogramm

VS-Villingen. Das Delian- Quartett gab seine Visitenkarte im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen ab. Das Programm war geprägt von Kontrasten. Bachs strenger Kontrapunktkunst stand Haydns polierte Klassik gegenüber, ergänzt durch Streichermusik, die gar keine war, und Piazzollas eigener Tango-Welt.

Die Überraschungsvorstellung zeigte die weitgespannte Orientierung. Der erwartete Zulauf nicht klassikaffiner Zuhörer jedoch blieb aus. Nehmen wir das ausgefallene "Esercizio die pazzia II" des Francesco Filidei vorweg. Da legten Adrian Pinzaru und Andreas Moscho (Violinen), Georgy Kovalev (Bratsche) und Hendrik Blumenroth (Violoncello) ihre Instrumente beiseite, dafür dicke "Notenbündel" auf die Pulte. Umblättern in Solo, Duo, Trio und Quartett war gefragt. Es gab Geräusche, Klänge, Rascheln, Reißen und Rhythmus. Mundgeblasene Papierblättchen boten Gesang und Gezwitscher. Schließlich wurde mit den Papierfolianten gegen den Kopf geklopft. Die Nummer sorgte für Zwerchfellerschütterungen.

Nach der Pause: Astor Piazzolla, der Meister des Tango Nuevo. Mit im Boot der ausgezeichnete Bandoneonspieler Christian Gerber. Ausgewählt wurden edle, bekannte Werke. Der Solist bewies jenen Nerv, der genau den Ton des Komponisten traf. Virtuos, sinnlich, einfühlsam und ausdrucksvoll bediente er sein von einem Sachsen erfundenes Instrument. Im Delian- Quartett hatte er ein adäquates Ensemble. Insgesamt begeisterten die Klangvisionen.

Das Publikum konnte sich seinen Liebling heraus suchen – war es die rhythmisch eruptierende "Fuga y Misterio", der berühmte "Le grand tango", die Verbeugung vor Vorvätern des "Adiós Nonino" oder das hitzige "Allegro Tangabile"? Ganz dem Ernst und der mathematisch genauen Kompositionskunst Bachs gab sich das Delian-Quartett mit drei Contrapuncti der Kunst der Fuge hin. Mit transparenter Gestaltung, Phrasierung, deutlicher Melodieführung und präzisem Zusammenspiel wurde hohe Kunst transportiert.

Hervorragend mit "Joke" wurde Joseph Haydns Es-Dur-Quartett opus 33 Nummer 2 interpretiert; ein genussvoller Beitrag. Hier zeigten sich durchdachte Striche, virtuose Technik der linken Hand, ausgefeilte Dynamik vom sensitiven Piano bis packendem Forte und ein umsichtiges Zusammenwirken. Humorvoll war der Kopfsatz, ein markantes Menuett erklang mit dem Scherzo, und von Ernst war das Largo getragen. Der Witz kam im Presto – und der war total gelungen!