Der letzte Stuhl wird zurechtgerückt: FC-Vorsitzender Fabian Jahn freut sich auf viele Besucher im ehemaligen Gasthaus Hirschen, in dem der Verein am Wochenende wirtet. Foto: eck Foto: Schwarzwälder-Bote

FC Vorwärts wirtet am Wochenende in dem seit Jahren leer stehenden Traditionsgasthaus

VS-Weigheim (eck). Fast dreieinhalb Jahrzehnte fristete das Gasthaus Hirschen ein Dasein im Dornröschenschlaf. Jetzt kommt der edle Prinz in Gestalt des FC und küsst es wach. Am Wochenende wirten die Fußballer in dem traditionsreichen Gebäude.Anlässlich des Jubiläumsjahrs "1250 Jahre Weigheim" sprudeln die Ideen, wie die Feierlichkeiten zu bereichern seien, geradezu. Fabian Jahn, dem Vorsitzenden des FC Vorwärts, schwebte vor, die brach liegende Gastwirtschaft an der Mühlhauser Straße im Festjahr zu neuem Leben zu erwecken. Die Mitglieder des Vereinsausschusses seien sofort "Feuer und Flamme" gewesen, berichtet er, und nachdem Bruno Hauser als Vertreter der Besitzerfamilie und selbst im FC-Ausschuss grünes Licht gegeben hatte, machten sich die Fußballer ans Werk.

Und das sollte sich als einigermaßen umfangreich herausstellen. Zunächst galt es, eingeschlagene Scheiben im Gastraum zu ersetzen. Hochwillkommene Unterstützung wurde dem FC von Luitgard Emminger zuteil, die großzügig das Fensterglas stiftete, so dass der Verein lediglich für das restliche Material aufkommen musste. Anschließend machten sich die freiwilligen Helfer daran, die Gaststube aus- und aufzuräumen, ehe ein Putztrupp schrubbend und wischend für grundlegende Sauberkeit sorgte. Am Wochenende können sich die Besucher an blankgewienerten Tischen niederlassen; dank eines üppig bestückten Stuhllagers mangelt es auch nicht an ausreichend Sitzgelegenheiten – alles noch im Original wie anno dazumal vorhanden. Sollten es die Temperaturen erfordern, kann der alte Ölofen betrieben werden.

Auch die Kücheneinrichtung ist noch weitgehend vorhanden. Allerdings verzichtet der FC darauf, sie allzu intensiv zu nutzen. Deftig und zünftig soll es zugehen. Daher werden Bratwurst und Kartoffelsalat, Wurstsalat und Gulaschsuppe gereicht, dazu Most, freilich aber auch andere Getränke. Am Samstagabend wird das Akkordeon-Duo Kevin und Markus die Besucher unterhalten.

Die Fußballer verfügen übrigens über hinlänglich Erfahrung in der Bewirtung in ehemaligen Gasthäusern. In bester Erinnerung sind noch der Dorffrühschoppen und die Besenwirtschaften, die der Verein an Fasnet im alten Fuchsen schräg gegenüber eingerichtet hat. Damit ist’s allerdings vorbei: Das Haus ist einsturzgefährdet und sollte eigentlich schon im vorigen Jahr abgerissen werden..

Weitere Informationen: Am Samstag, 23. März, ist das Gasthaus Hirschen ab 17 Uhr, am Sonntag, 24. März, ab 11 Uhr geöffnet

Die Anfänge des Gasthauses Hirschen liegen im Dunklen. Erste Belege liefert die Pfarrchronik. Laut der gestern vorgestellten Ortschronik hatte die Gemeinde 1832 Schwierigkeiten mit Stiftungspfleger

Josef Maier, der seine Pflichten vernachlässigt habe. Zum neuen Stiftungspfleger wurde Hirschwirt Veit Baier gewählt – mithin muss die Gastwirtschaft damals bereits existiert haben.

Am 23. August 1910 ist das Gasthaus abgebrannt, ebenso das sehr nahe stehende Gebäude Nummer 85. Es wurde Brandstiftung vermutet. Die Untersuchung ergab indes kein Resultat, und man kam zu der Ansicht, das Feuer sei durch das neu eingerichtete Licht entstanden. Beide Häuser wurden wieder aufgebaut.

1945 beschlagnahmte die französische Armee bei ihrem Einmarsch in Weigheim den Hirschen, der seit April 1945 geschlossen war. In den Kriegsjahren hatte ihn der Wirt auch nur für Vereinsfeiern aufgeschlossen. Am 3. Oktober 1949 öffnete er wieder.

1979 hieß der Gastwirt Karl Käfer. Er war der letzte, der im Hirschen bewirtete. Ende der 70er-Jahre wurde das Gasthaus geschlossen. Karl Käfer starb in den 90er-Jahren.