Am 27. April hat der Nightgroove Villingen fest im Griff. Foto: © Astarot/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Organisator Michael Barkhausen verrät, warum man am 27. April nicht auf den nächsten Basston warten muss

Am 27. April groovt die Zähringerstadt. Dann hat der Nightgroove Villingen die Stadt fest im Griff. Was es damit auf sich hat und was das Publikum an diesem Abend aufs Ohr bekommt, darüber sprach der Schwarzwälder Bote als Medienpartner der Veranstaltung mit dem Organisator Michael Barkhausen.

Herr Barkhausen, erläutern Sie mal für all jene, die den Nightgroove noch nicht kennen, was sich hinter diesem schillernden Namen verbirgt...

Beim Nightgroove handelt es sich letztendlich um einen Zusammenschluss unterschiedlichster Partner in einer Stadt, so wie hier in Villingen-Schwenningen, die an einem Abend gemeinsam Livemusik unterschiedlichsten Charakters präsentieren. Für den Gast bedeutet das eine ganz, ganz große Auswahl, bei der jeder fündig werden wird.

Nun fand der Nightgroove ja schon zweimal in VS statt. Wie kamen Sie auf die Idee, dass Villingen-Schwenningen so etwas braucht?

Zugegeben: Ich kam nicht selbst auf die Idee. Der Ideengeber ist Georg Krachenfels. Er kennt uns und unsere Veranstaltung aus einer anderen Stadt und hat mich darauf angesprochen, ob wir nicht gemeinsam mit ihm und dem Lions Club Villingen-Schwenningen Mitte so eine Veranstaltung hier auf die Beine stellen wollen.

Welche Herausforderungen stellen sich denn in VS – ist hier irgendetwas anders als in anderen Städten?

Eine wichtige Herausforderung ist tatsächlich Villingen-Schwenningen als Doppelstadt. Das bedeutet, dass der Nightgroove, der ja konzentriert stattfinden muss, um kurze Wege zwischen den einzelnen Locations zu ermöglichen, nur in einem Stadtteil stattfinden kann, aber letztlich die Gesamtstadt und die ganze Region angesprochen wird. Eine weitere Herausforderung ist, dass es in Villingen relativ viele kleinere Lokale gibt – so muss man zwar eine Vielzahl an Lokalen gewinnen, um so eine Veranstaltung durchzuführen, es ist aber auch eine besondere Herausforderung, denn in diesen kleinen Lokalen ist die Wirtschaftlichkeit natürlich sehr schwer herzustellen. Leichter ist es, wenn man zehn Lokale mit einer Kapazität von 300 Besuchern hätte.

Wieviele Lokale werden denn dann jetzt mit von der Partie sein?

Es werden wieder um die 20 sein.

Sind es wieder dieselben?

Es gibt ja immer ein bisschen Wechsel. Manchmal schließt beispielsweise etwas, so wie die Kastanie. Letztes Mal hatten wir beispielsweise auch das Büro des Innenarchitekten Andreas Häfner als besondere Location mit dabei – er ist weggezogen aus VS. Auch das Backwerk wird sich dieses Mal nicht beteiligen – weil voraussichtlich Ende April eine große Baustelle vor der Tür sein wird, die es den Gästen unmöglich machen würde, dort überhaupt reinzukommen. Aber dafür sind dann auch wieder neue Lokale dazugekommen.

Welche denn zum Beispiel?

Joe’s Pilsbar ist beispielsweise neu dabei und in der gleichen Ecke auch das Café Rebstock.

Kommen die Gastronomen denn mittlerweile und melden sich initiativ bei Ihnen, weil sie dabei sein wollen?

Ich mache in der Regel meinen Rundgang durch die Stadt und spreche mit den Gastronomen. Oft bekomme ich dann auch Hinweise, dass irgendwo ein Lokal neu aufgemacht hat, da guckt man dann mal vorbei. Allgemein freuen sich die Gastronomen auf die Veranstaltung. Die Bereitschaft mitzumachen, ist sehr groß. Daran sieht man, dass die Gastronomie darin für sich auch einen Erfolg sieht.

Inwiefern?

Der Erfolg ist nicht alleine der, dass an dem Abend mehr Gäste da sind oder ein höherer Umsatz gefahren wird, denn der Gastronom muss ja auch mit einem höheren Aufwand rechnen. Der Erfolg ist vielmehr der, dass ein anderes Publikum da ist und auch mal Leute in Gastronomiebetriebe gehen, die sie sonst noch nicht oder schon lange nicht mehr frequentiert haben. Vielleicht hat sich zwischenzeitlich auch ein Pächterwechsel ergeben. So ist es gerade für die Einheimischen immer wieder überraschend zu sehen, wie schnell sich in der Gastronomie etwas ändert.

Villingen hat bisher kein eigenes Festival. Ist das eine Lücke, die Ihnen zupass kam?

Gerade in der Anfangszeit bei den ersten Besprechungen war schon ein Aufatmen da – ich habe das eine oder andere Mal gehört, ›dann haben wir auch mal einen Gegenpol zur Schwenninger Kulturnacht‹. Das sehe ich zwar nicht ganz so, weil es zwei ganz unterschiedliche Ansätze sind, aber es ist tatsächlich so, dass die Villinger dadurch ein Stückchen neue Identität erfahren haben, und der Nightgroove lädt auch dazu ein, Villingen in ganz besonderer Atmosphäre, in der Nacht, ganz charmant zu erkunden.

Und dabei lernen die Besucher auch die Musiklandschaft der Region besser kennen – neben überregionalen sind auch wieder regionale Bands mit dabei...

Ja, wir versuchen immer, auch der lokalen und regionalen Musikszene eine Plattform zu bieten. Das ist nicht immer ganz einfach, weil es viele Bands gibt, die nicht in der Lage sind, ein abendfüllendes Programm zu bieten. Livemusik von 20 bis um 1 Uhr, das muss man erstmal können.

Aber es gibt welche, die es können, oder?

Ja, wir planen wieder eine gute Handvoll, vielleicht sogar sieben oder acht lokale und regionale Bands, miteinzubeziehen.

Haben sich schon welche beworben?

Die ersten Bewerbungen sind schon da, ja. Manche Bands haben sich auch nach den Events in den vergangenen Jahren schon für die Zukunft angekündigt. Soulmachine etwa wird wieder mit dabei sein, sie waren vor zwei Jahren schon mit am Start. Der Gospelchor Chorus Mundi wird auch wieder mit dabei sein und in der Johanneskirche auftreten. Die Band "We are", die ausschließlich Eigenkompositionen spielt, wird ebenfalls dabei sein – mit ihr werden wir im Café am Riettor einen Mix machen aus We are-Livemusik und We are-DJ-Set, einige von ihnen sind nämlich auch als DJ aktiv.

Das ist eine ungewöhnliche Mischung. Aber der Nightgroove ist es ja auch - wie kommt man denn auf die Idee, sich mit einem solchen Veranstaltungsformat selbstständig zu machen und dieses in verschiedenen Städten zu spielen?

(lacht) O je, das ist eine lange Geschichte...

Okay, und die Kurzform?

Ich war früher selbst in der Gastronomie aktiv, habe in Würzburg eine Diskothek betrieben, und das war noch zu einer Zeit, als jeder noch sein Ding gemacht hat und es kaum ein Miteinander gab in der Gastronomie. In der Studentenstadt Würzburg gab es immer zu Semesterbeginn den Run auf die Studenten – die Clubs haben versucht, das neue Publikum an sich zu binden. Das ist oftmals über Vereinbarungen mit den Fachschaften für Erstsemesterpartys geschehen. Ich habe damals mal einen Kollegen, den ich persönlich nicht kannte, aber der, wie ich, einen der größten Läden dort vor Ort geführt hat, gefragt: ›Wollen wir nicht mal versuchen, miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander?" Dann haben wir eine gemeinsame Party gemacht mit drei Diskotheken.

Und daraus entstand der Nightgroove?

Ja, das war eigentlich der Anfang. Der Name war damals noch ganz sperrig und kaum lesbar - ich kann mich noch genau an das Plakat erinnern. Das hieß: Erstsemester-Läden-und-Leute-Kennenlernfete. Allein dieses Wort auf’s Plakat... Daraus hat sich dann eine Veranstaltungsreihe ergeben, die Shuttle Party. Diese wurde später auf Livemusik und den Nightgroove abgewandelt.

Und den gibt es jetzt in wievielen Städten?

Aktuell sind wir in 20 Städten vertreten.

Dort überall groovt es jetzt also. Und was groovt für Sie? Für welche Musik schlägt Ihr Herz?

Ich bin persönlich musikalisch sehr offen. Ich höre natürlich wahnsinnig gerne Musik. Ich höre gerne den Rock n Roll der 50er, aber auch den Beat der 60er oder den Rock der 70er, die neue Deutsche Welle der 80er über den Grunge der 90er bis hin zu den heutigen Charts....

Dann frage ich wohl besser anders herum: Was hören Sie nicht?

(lacht) Deutsche Volksmusik.

Die wird es also beim Nightgroove nicht zu hören geben...

Ich sage es mal so: Wir müssen beim Nightgroove immer verschiedene Aspekte bei der Programmgestaltung berücksichtigen. Auf der einen Seite brauchen wir eine große Vielfalt, auf der anderen Seite muss es aber auch Schnittmengen zwischen den einzelnen Musikrichtungen geben. Dort wo es die nicht gibt, werden wir letztendlich nichts anbieten können. Die Blasmusik ist da leider genauso außen vor wie Hardcore Punk oder ein Jazz, bei dem man gespannt auf den nächsten Basston wartet. Alle diese Musikrichtungen haben ihre Berechtigungen, wären aber für den Gast einer solchen Veranstaltung einfach zu spitz. Der Gast soll aber immer mehrere Anknüpfungspunkte für sich selbst finden – wer den Blues mag, der wird auch in Richtung Jazz und Swing oder Rhythm&Blues fündig werden.

Wie sieht Ihr Zeitplan nun aus?

Die Gespräche mit den Gastronomen sind soweit abgeschlossen, die Sponsoren und Medienpartner stehen fest, die ersten Bands sind gebucht, die Tüten für die Bäckerei Krachenfels sind gerade in Druck gegangen – jetzt geht es schon in das Finetuning, und jeden Tag passiert etwas Neues.

Und den Nightgroove soll es künftig auf jeden Fall jährlich geben?

So ist die Planung, ja. Es gibt auch schon Termine für die kommenden Jahre. Aber dennoch ist natürlich so ein Festival für sich betrachtet immer eine einzelne Veranstaltung und nicht einfach eine Kopie vom letzten Jahr.

Trotzdem gibt es feste Parameter, oder?

Ja, eine schöne feste Konstante ist die Zusammenarbeit mit dem Lions Club und auch, dass jedes Jahr ein wohltätiges Projekt gefördert wird - das hebt die Veranstaltung auch ab von anderen Festivals.

Auch die Zuschauer sind schon eine feste Größe. Haben Sie eine Zielmarke?

Wir hatten immer so um die 3500 Besucher – das ist eine Marke, die auch kaum zu übertreffen sein wird, weil dazu die Kapazitäten nicht vorhanden sind. Wir müssen das Publikum ja auch irgendwo unterbringen. Deshalb ist dann auch irgendwann Schluss mit dem Kartenverkauf.

Wieviele Bändel sind denn insgesamt im Verkauf?

Im Prinzip sind es diese 3500 Karten, die im Umlauf sind. Diese werden dann an dem Abend verteilt. Weil sie an den verschiedenen Stellen unterschiedlich nachgefragt sind, gibt es an dem Abend zwei Leute, die nichts anderes tun, als den ganzen Abend Bändchen von einem Lokal zum anderen zu transportieren, damit sichergestellt wird, dass es nicht überverkauft wird. Aber der Verkauf ist auch ganz stark von der Witterung abhängig, im April ist diesbezüglich ja alles drin.

Dann hatten Sie in dem Fall ja schon zweimal ein ausverkauftes Haus – bleibt uns also nur, Ihnen das ein drittes Mal zu wünschen...

Danke sehr!

Vielen Dank Ihnen, Herr Barkhausen, für das Gespräch.