Am Ostbahnhof tummeln sich an die 100 Fußballfans um das Spiel Deutschland gegen Südkorea gemeinsam zu schauen. In der ersten Halbzeit ist die Stimmung noch ausgelassen. Foto: Herfurth

WM-Fans sind nach Ausscheiden frustriert. Stimmung beim Public Viewing erreicht ihren Tiefpunkt.

VS-Schwenningen - Die Lokale in der Neckarstadt sind zum Deutschlandspiel am Mittwochnachmittag prall gefüllt. Doch die Enttäuschung war nach den 90 Minuten plus ausufernder Nachspielzeit groß.

Um den Fußball kam an diesem Nachmittag in Schwenningen kaum jemand herum. Selbst die wenigen Bürger, die sich kein Plätzchen in einem der Lokale, in denen das Spiel live übertragen wurden, abgreifen konnten, hörten zu. Denn die Stimme des Kommentators Béla Rethy dröhnte bei diesem schönem Wetter von überall her. Egal ob man das Spiel schauen wollte oder nicht, man hatte den Verlauf zwangsweise mitbekommen.

Fans mit allerlei Tand ausgestattet

Wohin das Auge reichte, waren deutsche Flaggen, Gesichtsbemalung oder schwarz-rot-goldener Haarschmuck zu sehen. Dem Einfallsreichtum der Fans waren keine Grenzen gesetzt und es gab auch keine Tabus, was die Fan-Utensilien betraf.

An den Fans kann es also nicht gelegen haben, dass Deutschland 2:0 gegen Südkorea verloren hat. In der Muslen gab es kaum noch einen freien Platz. Kurzerhand wurde der Boden zum Sitzplatz umfunktioniert und das Spiel über die Leinwände beim Café Dammert und beim Eiscafé Gianotti abwechselnd geschaut.

Da die beiden Übertragungen verzögert zueinander liefen, rannte der eine oder anderen bei einer fragwürdigen Situation zur anderen Leinwand, um die Szene noch einmal zu sehen.

Die volle Dröhnung bekamen die Fans auch am Bahnhof, wo sowohl im "Ostbahnhof", als auch in der "Expressguthalle" das Spiel gezeigt wurde. Bei den sommerlichen Temperaturen war der Außenbereich allerdings deutlich gefragter als die Halle. Trotzdem saßen etwa 30 Gäste drinnen, vermutlich weil sie draußen keinen Platz mehr gefunden hatten. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung der Menge noch ausgelassen. Man hörte mal an "oh" oder "ah", wenn die DFB-Elf eine gute Chance hatte, oder wenn es für Torwart Manuel Neuer brenzlich wurde.

Ein gutes Stück weiter war der Außenbereich des "Irish Pubs" prall gefüllt. Etwa 100 Fans hatten sich hier zum Fußballschauen eingefunden. Zur Halbzeit verließen aber auch ein paar die Bar, mit der Begründung, dass sie "keinen Sitzplatz mehr gefunden haben", wie ein Besucher erzählt. In den anderen Lokalen sah es momentan aber auch nicht besser aus.

Fußball taugt für großes Kino

Die zweite Halbzeit begann und so langsam wurden die deutschen Fans im CineStar etwas ungeduldig. Der Saal, in dem das Spiel übertragen wurde, war gut gefüllt. Etwa 70 Fans hatten sich für die Kino-Variante entschieden. Jonas Gebhardt findet Fußball im Kino zu schauen entspannt: "Man hat das Gefühl zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen. Ich war bisher bei jedem Deutschlandspiel hier". Die Minuten verstrichen und die Kommentare der Fans wurden lauter: "Schieß doch", "Oh nein", oder "pass doch auf", riefen die fiebernden Zuschauer es aus allen Ecken. Die Nervosität stieg und als die Schweden gegen Mexiko mit 2:0 in Führung gingen, war allen klar, dass jetzt ein Tor für die Deutschen reichen würde, um das Achtelfinale zu erreichen.

Auch eine Ecke weiter in der Shishabar Diamonds Lounge hielt die Fans mittlerweile nichts mehr auf ihren Sitzen. Als in den letzten Spielminuten die Südkoreaner das 1:0 schossen, klatschen sogar auch ein paar Deutschlandfans. Das Spiel lief zwar noch, aber für viele war es gelaufen. Sie standen auf und gingen, wollten sich "das Elend nicht mehr anschauen", wie ein Fan nach dem Spiel sagte. Nicht alle erlebten die neunminütige Nachspielzeit bis zum Schlusspfiff und dem endgültigen WM-Aus von Deutschland.