Schüler lernen künftig anders. Das Thema Wirtschaft soll auf neue, besonders praxisnahe Weise im Stundenplan verankert werden. Foto: dpa

Schüler bekommen ab dem Schuljahr 2016/2017 Wissen in Sachen Wirtschaft, Studien- und Berufsorientierung.

Villingen-Schwenningen - Das neue Schulfach "Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung" wird im Schuljahr 2016/2017 an allen weiterführenden Schulen eingeführt. In VS blicken dem die Schulleiter positiv entgegen.

Immer wieder kocht sie hoch, die Diskussion darum, was in den Schulen vermittelt werden soll. Bereiten die Schulen ihre Zöglinge genug auf das echte Leben danach vor? Der neue Bildungsplan bringt jetzt auch das neue Fach auf den Plan und mit diesem soll ein weiterer großer Schritt in Richtung Realität gegangen werden. Ab den Klassen sieben und acht werden Schüler dann mit Themen wie dem ökonomischen Prinzip, einem Haushaltsplan oder gezielten Informationen zu Berufsorientierung fit gemacht. An den Real- und Gemeinschaftsschulen in fünf Wochenstunden und an den Gymnasien drei Wochenstunden.

Manfred Koschek, geschäftsführender Schulleiter der Gymnasien in der Doppelstadt, hält das Fach zwar für keine komplette Neuerfindung, dennoch sei es gut, dass es einen eigenen Platz im Bildungsplan gäbe. "Das Thema Wirtschaft wird dadurch nicht neu in die Schulen geholt. Schon seit den 90er Jahren ist das Thema präsent. Heute war das Thema hauptsächlich im Fächerverbund Geografie/Wirtschaft/Gemeinschaftskunde (GWG) beheimatet. Doch Fächerverbünde sind immer eine schwierige Sache. Denn wie viel von welchem Fach unterrichtet wird, hängt dann auch vom Fachlehrer ab", berichtet Koschek aus der Praxis. Großer Wermutstropfen für den Schulleiter des Deutenberg Gymnasiums ist die Kürzung von Stunden in den Fächern Geografie und Gemeinschaftskunde. "Gerade auch das Thema der politischen Mündigkeit muss weiter transportiert werden und das eher stärker als weniger", ist er überzeugt.

In Bezug auf den Fächerver- bund muss Hans Joachim Bürner von der Bickebergschule seinem Kollegen Koschek zustimmen. "Es ist schwer zu praktizieren, denn je nach Lehrer kommt dem ein oder anderen Fach dann mehr Bedeutung zu. Zum neuen Schulfach muss ich sagen, dass ich es für sehr sinnvoll halte, denn Schüler haben vom Wirtschaftssystem oft nur wenig Ahnung. Der direkte Schulterschluss mit der Wirtschaft ist deshalb notwendig, wird heute aber auch über Bildungspartnerschaften schon zum Teil umgesetzt", weiß Bürner.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch an der Karl-Brachat-Realschule. Kontakte zur Wirtschaft sind vorhanden und werden auch intensiv gepflegt. Schulleiter Rainer Beha, der gleichzeitig geschäftsführender Schulleiter aller Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Gemeinschafts- und Sonderschulen der Stadt ist, sieht das Fach als große Notwendigkeit an. "Es darf kein Randthema bleiben. Ich sehe es als große Chance, dass es einen wesentlichen Beitrag zu mehr Lebenskompetenz beitragen kann". Die eingebüßten Stunden in den anderen zwei Fächern sieht Beha weniger problematisch, sondern als Stärkung. Denn dadurch kämen in diesen auch wieder andere Inhalte stärker zur Geltung, ist Beha der Meinung.

Erprobt wurde all das bereits am Spaichinger Gymnasium, welches Testschule war und schon weiß, was auf die Schulen zukommt. "Das Interesse am Thema Wirtschaft ist sehr groß. Es ist wichtig das Fach früh zu implementieren. Doch es gibt einen Haken, nämlich den, das den Fächern Gemeinschaftskunde und Geografie Stunden abgezogen werden. Das halte ich für nicht richtig und macht mir Bauchweh", so der Schulleiter. Dennoch sieht er die Chance, dass sich die Schulen verbessern, auch wenn sie schon intensiv mit der Wirtschaft kooperieren und sich beim Thema Berufsorientierung stark engagieren.

Auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg sitzt mit im Boot. Die Institution wird Lehrerfortbildungen dazu auch in VS anbieten. "Besonders in Bezug auf die Berufsorientierung halten wir es für richtig, dass dieser Punkt in einem separaten Fach behandelt wird", gibt Martina Furtwängler, Geschäftsbereichsleiterin Bildung und Qualifizierung bei der IHK Auskunft.