Bis bald – Maiada und Hadeel sind sehr gastfreundlich. Foto: Schwarzwälder-Bote

Umzug geglückt: Syrerin Maiada Alahmad in eigener Wohnung / Derzeit Fastenmonat

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Es ist ein ruhiger Sommerabend im Rieten-Stadtteil, den Maiada Alahmad und Tochter Hadeel genießen. Denn hinter den beiden anerkannten syrischen Flüchtlingen liegt eine bewegte Zeit: Sie sind aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Alleenstraße in eine eigene Wohnung gezogen. Wir begleiten die beiden auf ihrem Weg in ein neues Leben in Deutschland.

Hell und geräumig ist sie, die Wohnung im ersten Stock des Reihenhauses, in der das Mutter-Tochter-Gespann seit zwei Wochen lebt. "Ich bin so dankbar, nun endlich hier zu sein", sagt Maiada Alahmad und strahlt über beide Ohren.

Der Umzug: ein großer Akt, bei dem viele Bekannte aus dem Arbeitskreis Asyl mit angepackt haben. Die Liste an Personen, die Maiada dankend erwähnt, reißt nicht ab. Allen voran: Karin Noreike, die für sie die Wohnung gekauft und zur Verfügung gestellt hat – für denjenigen monatlichen Preis, den die anerkannten Asylbewerber stets vom Jobcenter für Wohnungsbedarf bekommen.

Die Ausstattung: zusammengewürfelt, aber gemütlich und ausreichend. Ein Teil sei vom Second-Hand-Laden, ein anderer vom Möbellager von Ulrike Lichte vom ProKids-Treff. Küche, Bad, Wohnzimmer und zwei separate Schlafzimmer – alles, was man für ein "normales" Leben benötigt.

Die neuen Bewohner: erleichtert, dass alles geschafft und ausgepackt ist. Und sichtbar glücklich, mehr Platz und ein eigenes Bett zu haben. "Endlich können wir in Ruhe schlafen. Vor allem die Nächte in der Alleenstraße waren immer unerträglich", sagt die 48-Jährige. Trotzdem will sie die Zeit in der Gemeinschaftsunterkunft nicht missen und ist auch jetzt noch fast täglich vor Ort, um an den morgendlichen Sprachkursen teilzunehmen und um sich dort zu engagieren, wo eine helfende Hand gebraucht wird. Die Kooperation mit Sozialarbeiterin Sabine Mund ist dabei sehr eng.

Maiada möchte sich in das Leben in Deutschland so gut wie möglich integrieren. Das Erlernen der Sprache ist für sie der erste wichtige Schritt dazu.

Und auch Tochter Hadeel ist bemüht, in der neuen Heimat Fuß zu fassen und eine Ausbildung anzuvisieren. Wenn alles gut läuft, dann wird die 17-Jährige, die derzeit die Gewerbeschule in Schwenningen besucht, im kommenden Schuljahr auf das Gymnasium kommen. "Ich bin gespannt auf mein Zeugnis", sagt Hadeel.

Es ist Ramadan. Für die beiden Muslime bedeutet das: Tagsüber fasten, von halb zehn abends bis halb vier nachts essen und trinken, um den kommenden Tag zu überstehen. Für den Nicht-Moslem unvorstellbar, gerade bei solch heißen Temperaturen. Für Maiada und Hadeel ein Bekenntnis zum Islam, ein Verzicht und ein Üben in Geduld.

Die 48-Jährige erinnert sich an den Fastenmonat im vergangenen Jahr, der von Stress und Ungewissheit geprägt war: "Letztes Jahr um diese Zeit waren wir in der Türkei und mussten uns im Wald vor der Polizei verstecken. Dann waren wir tagelang mit dem Auto unterwegs und wussten nicht, wohin die Reise geht."

Dass diese Reise – die Flucht, die Maiada bisher nur selten angesprochen hatte – sie über Griechenland nach Deutschland führen werde, das hätte sie wohl nicht erahnt.

Die Syrerin, die eigentlich immer lacht, wirkt nachdenklich. Sie erzählt von ihrer Mutter, die in einem syrischen Dorf lebt, in dem die IS-Miliz mittlerweile Einzug gehalten hat. "Was kann ich machen? Warum dieser Krieg? Alles ist plötzlich anders. Das hat nichts mehr mit Religion zu tun, das ist nur noch Macht-Politik", sagt Maiada.

Dann schwenken ihre Gedanken wieder in ihr Leben im Hier und Jetzt in Deutschland. Sie schaut ihre Tochter Hadeel an. "Es ist mein Wunsch, dass wir hier für immer leben können. Hier fühlen wir uns sicher, und hier kommen wir zu Ruhe." Mit ihrer neuen Wohnung haben die beiden Syrerinnen schon mal eine sichere Burg gefunden.