Kreistag: Personeller Ausbau ist das Ziel / Erweiterung von bis zu acht Mitarbeitern geplant / Hebammenmangel ist akut

Mit dem Netzwerk "Frühe Hilfen" hat der Landkreis vor vier Jahren gemeinsam mit der Stadt Villingen-Schwenningen ein umfassendes Unterstützungssystem für Familien auf den Weg gebracht.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Hilfeangebote beginnen mit der Schwangerschaft und begleiten Eltern und Kinder bis mindestens zum dritten Lebensjahr. Im Jugendhilfeausschuss berichteten Ramona Götz vom Kreisjugendamt und Carina Haag vom städtischen Amt für Jugend über die aktuellen Hilfeangebote. Werdende und junge Familien haben viel zu bewältigen.

Wenn dazu noch belastende Faktoren wie Resignation, Depression, Hoffnungslosigkeit, finanzielle Sorgen, familiäre oder psychische Probleme kommen, kann das die Entwicklung von Kindern sehr belasten. Ziel des Netzwerks ist, die gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern, Problemlagen frühzeitig zu erkennen, die Erziehungskompetenzen der Eltern zu stärken und bei Problemen Behandlung anzubieten und Hilfen sicher zu stellen.

"Frühe Hilfen" ist ein Angebot, das Familien freiwillig und auf eigenen Wunsch in Anspruch nehmen können, das Transparenz wie Vertraulichkeit und Kooperation zwischen Familien und Fachkräften erfordert.

Angebote im Netzwerk "Frühe Hilfen": Die Stadt Villingen-Schwenningen bietet in ihren Kindertageseinrichtungen Einzelberatung, offene Elterncafés und Info-Veranstaltungen an. Dazu kommen Willkommensbesuche für Eltern mit Kindern von bis zu drei Jahren, bei denen über die Entwicklung des Kindes gesprochen und Info-Material weitergegeben wird.

In Planung ist eine Kooperation mit den Familienpatinnen des Kinderschutzbundes. Im Schwarzwald-Baar-Kreis ist eine "Lotsenfunktion" bei der Koordinatorin des Netzwerks "Frühe Hilfen" angesiedelt. Im Büro oder bei Hausbesuchen berät sie Familien über Betreuungsmöglichkeiten, finanzielle Unterstützung, in Erziehungs- und Entwicklungsfragen und vermittelt an die passenden Institutionen. Unter dem Stichwort "GiF – Gemeinsam ins Familienleben" ist die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Klinik für Kinderheilkunde, Jugendmedizin und Kinderchirurgie am Schwarzwald-Baar-Klinikum mit im Hilfenetzwerk. Psychosozialer Hilfebedarf wird hier frühzeitig wahrgenommen. Über Erhebungsbögen wird festgestellt, ob Unterstützungsbedarf besteht und entsprechend Hilfe angeboten wird.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieses niederschwellige Instrument sehr effizient ist und das freiwillige Hilfeangebot sehr gut angenommen wird. Für spezielle Elternbildungsangebote, dazu zählen Kursangebote in besonderen Lebenslagen wie Trennung und Scheidung und für Alleinerziehende, sowie offene Elterntreffs, geben Stadt und Landkreis jährlich 90 000 Euro aus. Zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen sind die Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen angesiedelt. Dieses aufsuchende Hilfeangebot ist ideal auf die Bedürfnisse von schwangeren Frauen und Eltern mit Kindern unter einem Jahr abgestimmt. Die Fachfrauen helfen beim Aufbau einer Mutter/Vater-Kind-Bindung, bieten Information zu Pflege und Ernährung des Kindes an, zu Vorsorgeuntersuchungen und zur emotionalen und körperlichen Entwicklung des Kindes und bei Bedarf Vermittlung von Unterstützungsangeboten.

Für Kreisrat Karl-Henning Lichte sind die Familienhebammen "eine echte Prävention". Seit 2013 mit 28 Einsatzfällen hat sich die Arbeit der Familienhebammen im Landkreis bis heute vervierfacht. 200 000 Euro sind dafür "gut angelegtes Geld", stellte Landratsstellvertreter Joachim Gwinner fest. Mit Blick auf den bekannten Hebammenmangel verwies Gwinner auf eine landesweite Initiative, mehr Frauen für diesen Beruf zu gewinnen.