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Ermittlungen nach Unfall mit drei Todesopfern laufen weiterhin. Für viele Retter der bislang schwerste Einsatz.

Villingen-Schwenningen - Nach dem schrecklichen Verkehrsunfall mit drei Todesopfern auf der Schwenninger Steige laufen weiterhin die Ermittlungen, ein Opfer schwebt noch in Lebensgefahr. Derweil wurden die Helfer nach dem traumatischen Einsatz psychologisch betreut.

Die Straße ist mit Markierungen der Polizei und des Sachverständigen übersät, am Straßenrand liegen Glassplitter sowie kleinere Fahrzeugteile, und auf dem Betonsockel des nur provisorisch wieder aufgestellten Verkehrsschilds liegt neben einem Kuscheltier eine Rose: Es ist der Ort, an dem sich am späten Samstagabend eine Tragödie abgespielt hat, die die Menschen in Villingen-Schwenningen noch immer beschäftigt. Denn bei einem schrecklichen Verkehrsunfall wurde das Leben dreier Menschen ausgelöscht.

Unfallverursacher soll doppelt so schnell wie erlaubt gefahren sein

Gegen 23 Uhr nahm das verheerende Unglück seinen Lauf. Zu dieser Zeit war ein 24-jähriger Fahrer eines 2er-BMWs von Villingen in Richtung Schwenningen unterwegs. Wohl aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit – inoffiziell ist die Rede davon, dass der junge Mann in der Tempo-70-Zone doppelt so schnell wie erlaubt unterwegs war – geriet der Wagen kurz nach der Abfahrt zur Sonnhalde in einer Rechtskurve von der Überholspur auf die Gegenfahrbahn. Dort krachte er mit voller Wucht in einen entgegenkommenden Ford. Der Fünfsitzer, in dem sich insgesamt sieben Personen befanden, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Ein offenbar nicht angeschnalltes Kind wurde aus dem Fahrzeug geschleudert, Fahrer und Beifahrer schwerst eingeklemmt.

Zu diesem Zeitpunkt war die Feuerwehr nach dem Alarm einer Brandmeldeanlage in Villingen zufälligerweise im Gerätehaus und deshalb auch schnell vor Ort. "Wir haben dann über Funk erfahren, dass Personen eingeklemmt sind", so Einsatzleiter Robert Friedrich im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Vor Ort hätte sich den Kräften ein schreckliches Bild geboten: Rettungsdienst und Polizei waren gerade dabei, sowohl das Kleinkind als auch die auf der Rückbank befindlichen Personen zu versorgen. Man habe deshalb eine so genannte Crashrettung eingeleitet, um Fahrer und Beifahrer schnellstmöglich zu befreien.

18-jähriger Mitfahrer weiter in Lebensgefahr

"Der Motorblock war bis in die Fahrgastzelle vorgedrungen", berichtet Friedrich von den heftigen Kräften, die bei der Kollision gewirkt haben müssen. Nach rund einer halben Stunde habe man den 29-jährigen Beifahrer aus dem Wrack schneiden können, die Reanimationsversuche schlugen jedoch fehl. Auch dem Fahrer konnten die Rettungskräfte nicht mehr helfen: Noch während man versuchte, ihn mit hydraulischem Gerät zu befreien, stellte der Notarzt den Tod des 37-Jährigen fest. Erst nach dem Sichern der Spuren konnte die Leiche herausgeschnitten werden. Ein 18-jähriger Mitfahrer schwebt nach Angaben der Polizei weiterhin in Lebensgefahr, das herausgeschleuderte, einjährige Baby starb später in der Klinik.

Der Unfallverursacher kam derweil mit einigen Schrammen und leichteren Verletzungen davon. Er konnte von der Polizei bereits vernommen werden und muss sich nach den weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Konstanz, in die auch ein Sachverständiger eingebunden ist, wohl auch juristisch für den Tod der drei Menschen verantworten. In den sozialen Netzwerken präsentiert der Unfallverursacher aus der Doppelstadt weiterhin stolz seinen offenbar getunten BMW – der in diesem dramatisch Fall zur tödlichen Waffe wurde.

Für Helfer ist es wichtig, darüber zu reden

Weitreichende Folgen hatte der schlimme Vorfall jedoch auch für die Helfer – denn die haben mit den grausamen Bildern zum Teil weiterhin zu kämpfen. "Wir haben deshalb direkt nach dem Unfall mit der Psychosozialen Notfallversorgung als Gruppe Gespräche geführt", berichtet Einsatzleiter Friedrich. So hätte jeder von seinen Eindrücken berichten können. Friedrich: "Für einige, vor allem junge Kameraden, war das bislang der schwerste Einsatz." In den nächsten Tagen sollen weitere Vier-Augen-Gespräch geführt werden, um bei der Verarbeitung der Eindrücke zu helfen. "Es ist einfach wichtig, dass man über so etwas redet", erklärt der Einsatzleiter.

Zuletzt sah sich die Feuerwehr Villingen-Schwenningen im November 2007 mit einem Unfall dieser Schwere konfrontiert. Damals starben bei einem Frontalzusammenstoß auf der B  33 Höhe Villingen eine 29-Jährige Unfallverursacherin, ihr 26-jähriger Bruder sowie ein 55-jähriger Beifahrer in einem entgegenkommenden Fahrzeug.

Immer wieder Unfälle auf Schwenninger Steig

Im Bereich der Schwenniger Steig kommt es immer wieder zu Unfällen – in einigen Fällen aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit. Zuletzt war ein 22-jähriger alkoholisierter Autofahrer im April mit einem PS-starken Fahrzeug genau an dieser Stelle links von der Straße abgekommen, gegen das Betonfundament des Verkehrsschilds geprallt und hat an seiner edlen Karosse einen Sachschaden von über 60.000 Euro verursacht.

Vor rund einem Jahr stiegen an der gleichen Stelle eine 18-Jährige und eine 40-Jährige im Begegnungsverkehr zusammen, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde.