Die Vorbereitungen auf das Jubiläumsfest der Carl-Orff-Schule am Samstag machen großen Spaß. Mit den Kindern freuen sich Diane Kneer, Zumba-Trainerin Christina Ziegler und Schulleiter Michael Fraas. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Carl-Orff-Schule wird ein halbes Jahrhundert alt / Lehrermangel

Schwarzwald-Baar-Kreis (bn). 1969 stand die "Sonderschule für bildungsschwache Kinder und Jugendliche" in der Brigachstraße 16. Am Samstag, 29. Juni, feiert die heutige Carl-Orff-Schule, das Sozialpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, ihr 50-jähriges Bestehen.

95 Schüler, 45 Lehr- und Betreuungskräfte sowie externe Kooperations-partner bereiten sich mit verschiedenen Projekten derzeit auf das große Jubiläumsfest vor. Das Motto "Die Welt zu Gast in der Carl-Orff-Schule – wir nehmen’s sportlich" schlägt sich in einem multikulturellen Sportfest nieder. Eher außergewöhnliche Sportarten wie Baumstammwerfen, Boule, Stockkampf, Jumping, Wikingerschach und die Produktion von Riesenseifenblasen, aber auch Reiten, Basketball, Feldhockey und Tanz sind verschiedenen Nationen zugeordnet, was beim Einmarsch der Athleten um zwölf Uhr und den darauf folgenden Kurzpräsentationen für ein buntes Bild sorgen wird. Angekündigt sind zudem Grußworte von Landrat Sven Hinterseh, Schulamtsdirektorin Sabine Rösner und dem Elternbeiratsvorsitzenden Wolfram Wschetetzka.

Michael Faas, seit elf Jahren Schulleiter, wünscht sich "noch mehr Besucher als bei unseren Sommerfesten" und die klimatischen Voraussetzungen dafür scheinen gut. "Diesmal haben wir eher ein Sonnenschirmproblem", sagt Fraas augenzwinkernd.

Unter der Leitung des ersten Schulleiters Adalbert Pfingstler wuchs die Schülerzahl mit Beginn der 1970er-Jahre rasch und man siedelte in die Junghansvilla um. 1974 zählte die Sonderschule 216 Schüler und der Kreis als Schulträger mietete zusätzlich das Haus Schönblick in Schwenningen an. 1979 war der Neubau an heutiger Stelle, in der Fasanenstraße 2 in Villingen fertig. Stand in den Anfängen lediglich die Beschäftigung der Schüler mit geistiger Behinderung vornehmlich mit handwerklichen Arbeiten im Vordergrund, so wurde ihre Begleitung in den darauffolgenden Jahren immer differenzierter. Heute, so Fraas, sei das Ziel, jedem Schüler eine größtmögliche Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit zu ermöglichen, damit sie als Erwachsene ihr Leben bewältigen können. Alltagsthemen stehen dabei ganz oben auf der Unterrichtsliste.

Zugleich erhalten die Schüler bei Praktika Einblicke in die Berufswelt.

Habe man früher solche Stellen händeringend suchen müssen, so "stehen uns mittlerweile Türen und Tore offen", freut sich Fraas und deutet als ein Ergebnis der Inklusion, dass man heute mit rund 80 Firmen zusammenarbeite. Sorgen bereitet Michael Fraas der "massive" Lehrermangel, denn "bei uns kann kein Unterricht ausfallen". Der Markt an Lehrkräften ist leer, inzwischen werden sogenannte "Nichterfüller" befristet eingestellt, sofern sie einen "erzieherischen Background" haben.

In Sachen Didaktik müssen sie vom Stammpersonal angeleitet werden, eine Zusatzbelastung für die Sonderschul- und Fachlehrer. Einstellen muss sich die Carl-Orff-Schule auch auf eine sich verändernde Schülerschaft.

Mehr und mehr autistische Kinder müssen beschult werden, sind mit dem gewohnten Lehrstoff in der Regel aber unterfordert. Abhilfe sucht man derzeit mit einer Außenklasse für diese Schüler an der Grundschule Obereschach zu schaffen.

Auch gelte es mit auffälligen Verhaltensweisen, "die wir so nicht kennen", da von kulturellen Unterschieden oder gar Traumatisierungen geprägt, umzugehen, sagt Fraas.