Damian Jesionek (von links), Nils Krause und Linus Dold freuen sich über jeden Besucher, der neue Impulse mitbringt. Fotos: Böhm Foto: Schwarzwälder Bote

Technik: Mitglieder des vspace.one in Villingen wissen mit allem etwas anzufangen / Plattform für Austausch und Bildung

Kisten gefüllt mit Kabeln stapeln sich in den Schränken. Rechts ein Schreibtisch, links daneben, hinten am Fenster, ein 3-D-Drucker. Surrende Computer, Bauteile, überall wohin man blickt. Im Nebenraum gedämpftes Licht, Monitore auf dem Schrank, ein Beamer an der Decke, ein Regal gefüllt mit Getränken. Rechts im Raum ein Schreibtisch, bereits blockiert mit Laptops. Links daneben ein Sofa, auf dem Avid gerade Mario spielt – auf einem Raspberry Pi.

Dann links in der Ecke ein Ikearegal, wie Damian Jesionek versichert – besser gesagt Zwei – zusammengeschraubt und als Halter für Hardware dienend, erklärt er stolz. Denn auch handwerklich werde hier im Maker- und Hackerspace viel getan. Vor allem in den vergangenen Jahren seit der Gründung im Jahr 2016 hat sich das vspace.one erweitert.

Was das ist? Das habe ich mich auch gefragt, als ich auf der Suche nach einem spannendem Thema für die Szene-Seite auf die Internetseite der sympathischen Jungs stieß. Damian, 22 Jahre alt, und Nils Krause, 28 Jahre alt, gehören zu den Gründungsmitgliedern des Vereins vspace.one und Maker- und Hackerspace.

Was wiederum das bedeutet? Das ist nicht die einzige Frage, die ich mir in den Räumlichkeiten stellte. Aber so viel sei schon mal wichtig, verrät Nils, illegal sei hier nichts.

Hacker und Maker

Unter dem negativ besetzten "Hacker" verstehen die Jungs nämlich jemanden, "der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann", heißt es auch auf ihrer Internetseite. Ein Hacker modifiziert also Geräte und verändert gezielt deren Funktion. Ein Maker hingegen entwicklt neue Dinge. Aber so viele wie der Begriff abschrecke, so viele ziehe er auch an, sagt Nils lachend.

Und auch an diesem Dienstagabend steht der Raumstatus auf Open, und die Ampel am Fenster leuchtet grün und soll Außenstehenden signalisieren: jeder ist willkommen! – zumindest tut sie das, wenn sie funktioniert. "Warum funktioniert die nicht?", fragt Nils in die Runde. Und schon ist klar, es gibt ein neues Projekt, das die Jungs beschäftigen wird. Denn viele Dinge, die sich hier finden sind nicht "professionell", viele haben sie selbst gebastelt. Und genau das macht das "Space" auch aus: reinkommen, vorstellen und einbringen.

Voraussetzungen müsse man keine erfüllen, betont Nils und freut sich über jeden, der vorbei kommt. "Wir sind froh, wenn andere Impulse kommen. Nicht nur aus dem Technikumfeld", betont er. Um Kenntnisse aufzubauen, gebe es Vorträge oder sogenannte TecEvents, bei denen ein Themengebiet präsentiert und erklärt wird. Hier stehe vor allem die Gemeinschaft im Vordergrund, freut sich Damian. Und auch eine Art Live-Hacking, bei dem versucht wird, sich in ein System, das denen gehört, zu hacken, haben die Jungs bereits veranstaltet, erinnert sich Nils zurück.

Der 28-jährige wollte schon immer wissen, wie Sachen funktionieren. Nach dem Studium ist er nun als Softwareentwickler tätig. Es sei ein Motiv, das sich hier bei allen Mitgliedern durchziehe, ist er sich sicher. Überwiegend befinden sich Informatikstudenten, wie Damian einer ist, oder fertige Informatiker unter den Besuchern. Insgesamt 15 Mitglieder sind es bereits, seit der Eröffnung 2016 mit neun Gründungsmitgliedern.

Der Jüngste ist bislang Avid. Der 14-Jährige, der an dem Abend am Raspberry Pi Mario spielt. Ansonsten hat er auch sein eigenes Projekt und einen PC, den er zusammensteckt, weiß Nils. Das älteste Mitglied sei etwa Mitte 40. Mit Besuchern jünger als Avid gestalte es sich allerdings schwer, gesteht der 28-Jährige, seien sie doch keine ausgebildeten Erzieher. Deswegen sollten Erwachsene kleine Besucher begleiten. Und für diese überlegen sich die Jungs künftig auch ein Angebot: sie planen im Kinderferienprogramm mitzuwirken und handwerkliche Übungen wie einen Lötworkshop anzubieten, berichtet Damian.

Inspiration im Internet

In jeder Ecke, gefühlt auf jedem Zentimer, gibt es etwas Neues zu entdecken. Hier tüfteln, entwickeln, bauen und tauschen sie sich aus. Von Elektrotechnik und Elektronik, über Bereiche neuartiger computergestützter Technologien bis hin zum Gebiet der Reparatur und Wartung – aber auch handwerklich ist hier einiges rauszuholen. Zwei Mitglieder kommen beispielsweise nur zum Fräsen her, weiß Nils.

Lötkolben, ein 3-D-Drucker und zahlreiche Materialien stehen zur Verfügung. Leute, die die Technik nicht mehr brauchen, Spenden von Unternehnehmen und was bei den Mitgliedern daheim so rumliegt, wird an den Verein gespendet. Alte Bildschirme, Platinen, Computerspiele – die Jungs wissen mit allem etwas anzufangen.

Wenn Probleme auftreten werde hier aber eher der komplexere Weg gewählt, lacht Diamian. Es gehe nicht darum, etwas funktionsfähig zu machen, sondern mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, unterstreicht auch Nils.

Während im "Maschinenraum" an Projekten gearbeitet wird, ähnelt der Nebenraum, die "Brücke", dem "zweiten Wohnzimmer" der Jungs. Hier haben sie es sich mit Sofa, Beamer und Kühlschrank gemütlich gemacht. Und dann sind da noch die leuchtenden Kugeln an der Decke. Orange, grün und gelb schimmert es von oben herab, wie im Weltraum – "Space" eben.

Die Inspiration, an etwas zu basteln und etwas auszuprobieren holen sich die meisten Besucher aus dem Internet, weiß Nils. Er selbst möchte als nächstes Projekt eine LED-Wand bauen, auf der Bilder angezeigt werden können. Damian lässt sich von auftauchenden Problemen inspirieren. Das Telefon in den Vereinsräumen sei beispielsweise zu leise, oftmals werden Anrufe überhört. Eine Leuchte soll da Abhilfe schaffen, erklärt der 22-Jährige seine Idee. Immer wenn jemand anrufe, soll diese anfangen zu blinken und so signalisieren, dass jemand auf der anderen Leitung auf eine Antwort warte.

Abgesehen vom Telefon erreiche man den Verein auch übers Internet. Die Jungs sind ebenfalls auf Twitter und Telegram vertreten, "die wenigsten Mitglieder haben Facebook", erklärt Nils warum sie nicht auch auf dieser Plattform zu finden sind. Die "Datenkrake" und Whatsapp missfalle den meisten Mitgliedern. Ansonsten sind sie auch in der Vereinsliste VS zu finden, "da schaut sogar ab und zu jemand rein". Ansonsten kann jeder einfach dazukommen, wie auch an diesem Dienstagabend.

Auch wenn der Anschein erweckt werde, dass nur Jungs das "Space" aufsuchen, Frauen schauen auch "ab und zu" vorbei, es könnten aber auch mehr sein, gibt Nils zu. Schließlich unterscheiden sich die Projekte nicht. Es liege nicht an den Fähigkeiten, betont der Softwareentwickler, aber er glaube, dass vielen Mädchen von Anfang an der technische Bereich ausgeredet werde. "Das war auch im Studium nicht anders", nennt er die Quote 20 zu Null. Er finde es beklagenswert und hofft, dass sich bald mehr Frauen trauen, im "Space" ihren Interessen nachzugehen.

Der Verein vspace.one öffnet seine Räumlichkeiten in der Wilhelm-Binder-Straße 19 in Villingen dienstags ab 19 Uhr. Da Mitglieder einen eigenen Schlüssel bekommen, können sie ins "Space" kommen, wann immer sie wollen. Deshalb ist der Raumstatus auch außerhalb der Öffnungszeit auf der Internetseite des Vereins einsehbar. So kann man bei Raumstatus Open einfach anrufen, unter der Telefonnummer 07721/9 46 39 80, damit die Tür geöffnet wird. Den Verein erreicht man aber auch über Telegram oder einer öffentlichen Mailingliste auf der Homepage unter www.vspace.one. Ansonsten einfach vorbeischauen!