Tiroltrans-Bereichsleiter Manfred Werner hat die schwierige Aufgabe, das 133 Tonnen schwere Fahrzeug über schmale Wege zum Umspannwerk zu leiten. Foto: Marc Eich

Neuer Transformator für Umspannwerk Moos. Anderthalb Stunden für letzte 550 Meter. Mit Video

VS-Schwenningen - Seit knapp einem Jahr läuft die umfangreiche Erneuerung des Umspannwerks Moos in Schwenningen. Am Dienstag hat dieses mit dem neuen Trafo nun ein zusätzliches Herzstück erhalten.

"Das ist der erste Tag nach meinem Urlaub und dann gleich sowas." Manfred Werner, Bereichsleiter von Tiroltrans, hat sich die letzte Etappe des insgesamt 133 Tonnen schweren Gefährts etwas leichter vorgestellt. Schweißperlen auf seiner Stirn zeugten nicht nur von der langsam aufkommenden Hitze, sondern ebenso von der Herausforderung, vor der er und sein Fahrer standen. Geladen hatten sie einen 77 Tonnen schweren Trafo, der in das gemeinsame Umspannwerk von Netze BW und den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS) transportiert werden sollte.

Dort werden derzeit rund drei Millionen Euro in die Erneuerung investiert, um damit eine deutlich höhere Versorgungssicherheit für Villingen-Schwenningen zu erreichen. Schließlich erfolgt von hier und vom Umspannwerk Schwenningen die Verteilung des Stroms für die Doppelstadt.

Seit 40 Jahren haben die beiden Umspannwerke keine neuen Transformtoren mehr gebraucht, doch nun soll laut SVS-Projektleiter Daniel Dörflinger mit einem zweiten Transformator "eine Reserve für alle Eventualitäten" zur Verfügung stehen. Dieser hatte zuvor über 650 Kilometer vom italienischen Werk in Monsleice bei Venedig bis in die Neckarstadt zurückgelegt – drei Nächte sei man durchgefahren, um die Fracht an das Umspannwerk zu bringen. Am Mittwoch habe der Schwertransport den Gotthard-Tunnel passiert, seit Freitag stand er nun im Dickenhardt bereit.

Für den sicheren Transport auf den letzten Metern war nun Werner an diesem Tag zuständig. Kein leichter Job. Gegen 8 Uhr setzte sich der Koloss in Bewegung, zunächst hieß es: umdrehen. Denn das Umspannwerk sollte rückwärts über die Siederstraße angefahren werden. Die ersten knapp 300 Meter waren für Fahrer Peter Mate ein Kinderspiel – doch die Kurve in die Straße "Hinter dem Dickenhardt" sorgte für erste Probleme. Der Reifenabrieb auf dem Asphalt zeugte davon, welche Kräfte auf die zahlreichen Achsen wirken, die das Fahrzeug um die enge Kurve leiten sollten. Erst als nach einigen Versuchen Helfer Äste wegdrückten, um der Zugmaschine ein weiteres Manövrieren möglich zu machen, war die erste Hürde gemeistert.

Kein leichtes Unterfangen

"Das ist wirklich sehr eng hier", bekräftigt Fahrer Mate, dass es sich um kein leichtes Unterfangen handelte, das Fahrzeug unbeschadet an den Bestimmungsort zu bringen. Denn auch die zweite Kurve ist dicht zugewachsen – hier half nur: mit der Kettensäge Platz schaffen. Eigens ausgeschotterte Kurvenbereiche und Millimeterarbeit von Fahrer Mate sowie Bereichsleiter Werner, der mit einer Fernsteuerung die verschiedenen Achsen des Schwertransporters bedienen kann, sorgten jedoch dafür, dass der Trafo nach über anderthalb Stunden (für rund 550 Meter) an das dafür vorgesehene Fundament gebracht werden konnte.

Hier begann nun die Arbeit von Christoph Merz, Projektleiter bei Netze BW, und seinem Team. Denn das Herzstück musste noch vom Tieflader auf die dafür vorgesehene Schiene geschoben werden. Wer hier spezielle Technik erwartete, war enttäuscht. Denn lediglich mit Seilzügen und Manneskraft wurde das tonnenschwere Gerät, das Strom von 20 000 Volt auf die Ortsnetz- oder Niederspannung von 400 Volt transformiert, in Stellung gebracht. Hierfür wurden der Trafo zunächst mit hydraulischen Stützen angehoben, um darunter Rollen zu montieren. Fast drei Stunden später hieß es schließlich: geschafft!

Den Transport von Transformatoren zu den beiden Umspannwerken werden die Stadtwerke und Netze BW aber noch eine Weile verfolgen. Wie SVS-Projektleiter Daniel Dörflinger erklärt, sollen langfristig drei weitere neue Trafos angeschafft werden. Der Plan sieht vor, dass in sechs Jahren das alte Herzstück am Moos ausgetauscht werden soll – dann beginnt das schweißtreibende Rangieren auf den letzten Metern wieder von vorn.