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Erwachsenenhospiz zieht im März in Neubau

Der Neubau des Hospizes schreitet voran: Im März zieht die bestehende Einrichtung für Erwachsene ("Via Luce") ein. In den bisherigen Räumen entsteht die Station Kunterbunt – ein wichtiger Schritt Richtung Kinder- und Jugendhospiz.

VS-Schwenningen. Ein Ort, um Kraft zu tanken: Das soll das Kinder- und Jugendhospiz Sternschnuppe in Schwenningen einmal werden. Schwerst kranke Kinder und ihre Familien sollen dort einen Platz finden – um Urlaub vom beschwerlichen Alltag zu machen. Der (Auf)Bau dieses Hospizes ist ein Mammutprojekt, das Maria Noce und ihre Mitstreiter vorantreiben.

Noce ist nicht nur Vorsitzende des Hospiz-Fördervereins Villingen-Schwenningen, sondern auch Geschäftsfrau mit insgesamt rund 140 Mitarbeitern. Sie betreibt einen Pflegedienst, ein Pflegeheim und eine Tagespflegeeinrichtung. Alles gebündelt im Virchowweg 22. Im selben Gebäude befindet sich das Hospiz Via Luce, wo Erwachsene auf ihrem letzten Weg begleitet werden.

Als Krankenschwester hatte Maria Noce einst einen kleinen, sterbenskranken Jungen namens Francesco betreut. Seither hatte sie nach eigenen Angaben die Vision, nicht nur ein Erwachsenenhospiz, sondern auch eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche anzubieten. "Der Bedarf ist riesig", erklärt Elke Mieg, die im "Sternschnuppe"-Projektteam mitarbeitet. Lediglich 16 Kinder- und Jugendhospize gebe es in Deutschland, davon nur eines in Baden-Württemberg. Das Stuttgarter Haus wurde erst 2017 eröffnet.

So langsam nimmt die Vision für Schwenningen und die Region Formen an: 2016 war Spatenstich für den Neubau im Virchowweg, wo nicht nur "Via Luce", sondern irgendwann auch die "Sternschnuppe" unterkommen soll.

Derzeit werden im Erdgeschoss Böden verlegt, auch in den Badezimmern wird gearbeitet. Vor jedem der acht Zimmer gibt es eine Terrasse. So sollen auch Gäste, die ihr Bett nicht mehr verlassen können, an die frische Luft kommen. Noch im Frühjahr zieht das Erwachsenenhospiz hier ein, die Rede ist von März. Im Juli feiert es sein zehnjähriges Bestehen. "Wir haben Pionierarbeit geleistet", sagt Maria Noce. Das habe viel Kraft gekostet, aber die Entwicklung sei richtig gewesen.

In den frei werdenden Räumen ensteht dann die Station Kunterbunt. Dort werden unheilbar kranke oder schwerst behinderte Kinder gepflegt – kurzzeitig und längerfristig. Dies bedeutet einen großen Schritt in Richtung Kinder- und Jugendhospiz. Einen ambulanten Dienst unter Trägerschaft des Fördervereins gibt es bereits. Viele Ehrenamtliche sind engagiert. Ihre Arbeit sei nicht nur Sterbe-, sondern auch Lebensbegleitung, erklärt Noce. Weil sich die Ehrenamtlichen beispielsweise um die Geschwister der kranken Kinder kümmern, die oftmals zu kurz kommen.

Eine Prognose, wann die "Sternschnuppe" eröffnet wird, will Maria Noce nicht geben. "Wir brauchen noch ein paar Jahre", sagt sie. Denn um die acht Kinder und ihre Familien zu versorgen, müsse sie 35 Personalstellen schaffen. Das geht nicht von heute auf morgen, und das lässt sich auch nicht einfach so finanzieren. Nach der Eröffnung müsse der Betrieb für mindestens zwei Jahre gesichert sein. Den Neubau finanziert Maria Noce nach eigenen Angaben aus eigener Tasche. Einen Zwei-Millionen-Euro-Kredit habe sie dafür aufgenommen. Für den laufenden Betrieb ist sie jedoch auf Spenden angewiesen, weil das Angebot für die Familien kostenlos sein soll.

Laut Noce und Mieg bezahlen die Krankenkassen nur 95 Prozent des Aufenthalts eines Kindes. Ein bis zwei Mal pro Jahr sei ein bis zu 28-tägiger "Urlaub" im Hospiz möglich. Die restliche Familie muss alles selbst bezahlen. Spenden sollen das verhindern. Anders als das Erwachsenenhospiz kommen die Kinder also nicht zum Sterben in die "Sternschnuppe", sondern für eine Auszeit. "Damit die Familie mal Familie sein kann", sagt Noce. Allzu oft steht die Krankheit im Mittelpunkt.

Nach neuesten Schätzungen des deutschen Hospiz- und Palliativverbands würden zusätzliche Kosten von 500 000 bis 700 000 Euro pro Jahr anfallen, berichtet Elke Mieg. "Ich bin sehr positiv erstaunt, wie viele Menschen mit dem Herzen dabei sind und diesem Projekt positiv gegenüberstehen", sagt Maria Noce. Das schlägt sich auch in den hohen Spenden nieder, bis dato etwa 380 000 Euro, die bereits fürs Kinder- und Jugendhospiz zusammengekommen sind. Dass sie auch wirklich für den genannten Zweck verwendet werden, darauf habe das Finanzamt einen genauen Blick, erklärt Mieg.

Die Spendensumme verdeutlicht auch, was Maria Noce meint, wenn sie sagt: "Dieses Projekt ist kein Projekt einer einzelnen Person. Ich bin nur der Motor gewesen." Zumal ohne die Unterstützung ihrer Familie und ihrer Mitarbeiter dies alles gar nicht möglich sei.

Weitere Informationen: www.hospizverein-vs.de www.kinderhospiz-sternschnuppe.de