Sie kümmern sich um den Hagelflieger (von links): Die Piloten Markus Duwe, Holger Miconi und Sebastian Keller, Schriftführer Gerhard Vetter, Vorsitzender Heinz Messner, Stellvertreter Peter Hellstern und Beisitzer Rolf Münsterberg. Foto: Götz

Kritiker Kachelmann stößt auf deutlichen Widerspruch. Trägerverein wirbt bei Gemeinden um Hilfe. Mit Video

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das Flugzeug steht bereit, die Piloten sind trainiert und die Finanzierung für dieses Jahr ist auch gesichert. Das konnte der Vorstand des Vereins zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen am Samstag auf dem Flugplatz in Donaueschingen berichten.

Laut dem Vorsitzenden Heinz Messner konnte die Finanzierung in Höhe von 140 000 Euro für die Hagelabwehr für die Saison 2019 erneut hergestellt werden. Das Geld kommt von 3000 Vereins-Mitgliedern sowie 70 Firmen. Erstmalig unterstützt nun auch der Schwarzwald-Baar-Kreis den Hagelflieger. "Beim Landkreis Tuttlingen müssen wir noch mehr Überzeugungsarbeit leisten, deren Zusage steht leider noch aus", erläutert Schriftführer Gerhard Vetter.

Weitere Unterstützung kommt auch von einigen Gemeinden in beiden Kreisgebieten sowie von einer großen Versicherung. Neben Villingen-Schwenningen sind es auch einige Umlandgemeinden, die den Verein unterstützen. Es fehlen aber noch ein paar, wie zum Beispiel Bad Dürrheim. "Da werden wir beim neuen Bürgermeister nochmals vorstellig werden müssen", erklärt Heinz Messner, der inzwischen sehr viele Belege für den Erfolg der Hagelfliegerei vorweisen kann.

Letztes Jahr hatten die Hagelflieger 45 Bereitschaftstage und sind 18 Mal zur Hagelbekämpfung in die Luft gegangen. So ein Flug dauert zwischen 20 Minuten und bis zu zwei Stunden, je nach Wetterlage. "Seitdem der Hagelflieger bei uns fliegt, ist es auch nicht mehr zu einem nennenswerten Hagel gekommen", betont Messner.

Obwohl es mittlerweile sehr viele wissenschaftliche Studien gibt, die die positive Wirkung der Hagelfliegerei belegen, gibt es auch immer wieder Gegenstimmen, die die Methode und deren Wirksamkeit grundsätzlich bezweifeln, allen voran Jörg Kachelmann. "Herr Kachelmann hat keine nachprüfbaren Argumente gegen die Methode, er bezweifelt sie einfach grundsätzlich", so Vorstands-Mitglied Peter Hellstern. Der Verein begegnet dem mit ganz konkreten Fakten. So kann jedermann auf der Webseite des Vereins die Flüge und deren Auswirkungen auf das lokale Wettergeschehen nachverfolgen.

Auch die Forscher am Karlsruher Institut für Technologie haben unter der Leitung von Hermann Gysi inzwischen ein spezielles Wetter-Radarsystem entwickelt, welches die Wirksamkeit der Hagelfliegerei belegen soll. Peter Hellstern und sein Team haben inzwischen auch ein neues Gerät entwickelt, welches es ihnen ermöglicht, direkt nach jedem Flug ein Video zu erstellen, wo man auf die Sekunde genau die Flugbahn des Hagelflugzeuges und das Wettergeschehen in der Region sehen kann. Darauf erkennt man dann, wie sich die Gewitterwolken aufbauen, und durch den Einsatz des Flugzeuges der Hagel verhindert wird.

Außerdem planen sie den Aufbau einer neuen Sendeanlage beim Klinikum, um den Piloten während des Einsatzes noch bessere Wetter-Daten online ins Flugzeug übertragen zu können. Damit sind deren Flüge dann noch viel zielgerichteter steuerbar.

"Das wird unsere Effizienz noch weiter erhöhen, weil wir bei komplexen Wetterstationen aus dem Cockpit ja auch nicht durch die Gewitter-Wolken hindurch sehen können", erklärt Pilot Holger Miconi.

Das Team ist hoch motiviert und perfekt ausgebildet, die Hagelsaison kann kommen, im Schwarzwald-Baar-Kreis steht die Abwehr breit.

Der Hagelfliegerverein hat für 2018 genau 18 Einsätze protokolliert. Vom 21. Mai bis zum 13. September reicht die Liste für die tatsächlich geflogenen Einsätze. Der Einsatzflugplatz ist Donaueschingen. Mitgliedsgemeinden entrichten pro Einwohner 20 Cent Beitrag. Der Hagelfliegerverein gründete sich nach dem verheerenden Hagelunwetter vor 15 Jahren, das vor allem in Schwenningen dreistellige Millionenschäden anrichtete. In Obstanbaugebieten Südtirols sind Hagelflieger üblich.