Mit einer Unterschriftenaktion möchte Klaus Dold eine Ausrüstung vieler Stadtleuchten mit Sendeanlagen und darüber hinaus den Einzug der 5G-Technologie in VS verhindern. (Symbolfoto) Foto: © georgejmclittle/Fotolia.com

Bedenken wegen Strahlung. Initiator rechnet mit ein paar hundert Unterschriften. Beistand von Mediziner-Kollegen. 

Villingen-Schwenningen - Der Villinger Mediziner Klaus Dold hat den Kampf gegen öffentliches WLAN im Allgemeinen und 5G im Besondern gestartet. Alleine steht er nicht da: Nicht nur, dass er Unterstützung von Kollegen erhält. Auch manche Geschäftsleute befürchten eine triste Zukunft und "stumme Tische" in den Cafés der VS-Innenstadt.

Anfang April lanciert der Villinger Mediziner Klaus Dold eine Unterschriftenaktion in verschiedenen Geschäften der Doppelstadt. Über die Ansage der Stadtwerke, ein öffentliches Netz in VS zu schaffen, jubelt er zumindest nicht. Mit einer Unterschriftenaktion möchte er eine Ausrüstung vieler Stadtleuchten mit Sendeanlagen und darüber hinaus den Einzug der 5G-Technologie in VS verhindern. In den sozialen Netzwerken wurde Dolds Initiative zwar auch mit Häme und Kritik überzogen. Doch es gibt Unterstützung für seine Sache, "und die ist nicht wenig", wie der Arzt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten berichtet. Nicht nur, dass sich die Listen gut füllen und Dold am Ende der Aktion mit ein paar hundert Unterschriften rechnet. Beistand bekomme er von Kollegen. Mindestens acht Mediziner aus VS werden sich auf den Listen eintragen, erklärt er. Die ausgefüllten Listen werde er den Stadtwerken übergeben.

Bedenken ernst nehmen

Wie reagieren Geschäftsleute oder Gastronome auf die Unterschriftenaktion Dolds? Wie bewerten sie den Einzug eines freien Internets in die Stadt? Die Reaktionen sind, wie in den sozialen Netzwerken, unterschiedlich. Rainer Böck, Vorstandsmitglied im Gewerbeverband Oberzentrum (GVO), sieht das Thema zwar "eher gelassen", doch wie andere Geschäftsinhaber in der Stadt ist auch er der Meinung, "dass wir die Befürchtungen im Bezug auf die Strahlung ernst nehmen sollten". Ob freies Internet wirklich so viel mehr Besucher in die Stadt lockt, wagt Böck zu bezweifeln. Es sei ein "Mosaik an Kriterien", die eine Stadt attraktiv mache: die Freundlichkeit, die Sauberkeit, die Parkmöglichkeiten, spannt er den Bogen.

Ob WLAN zu den Plus-Kriterien zählt oder nicht, das interessiert Rudi Fürst-Maschek (Café am Riettor) nicht wirklich. Im Gegensatz zu manch anderen Tagescafé-Betreibern hat er von Anfang an kein freies Wifi angeboten. Weniger deshalb, weil er befürchtete, dass Gäste stundenlang Tische belegen, um kostenlos zu surfen und ein Getränk bestellten. Maschek möchte in seinem Café nicht das haben, was er in größeren Städten bereits hinlänglich beobachtet habe: "Die Leute sitzen an den Tischen und starren nur noch in das Handy. Und ein Café der stummen Tische möchte ich nicht. Die Gäste sollen sich unterhalten." Bedenken, die ein anderer Geschäftsmann aus der Rietstraße gut nachvollziehen kann.

Bestrahlung 24 Stunden

Stefan Kleyling (Uhren Grieshaber) weiß von Betreibern von Tagesgastronomiestätten, die wie Maschek sich erst gar nicht auf ein freies WLAN einließen oder wieder abschalteten, "weil die Atmosphäre zu sehr darunter litt". Darüber hinaus teilt der Villinger Geschäftsmann die Bedenken des Mediziners Klaus Dold, obwohl er auch die Vorzüge der Technologie sieht. Doch "wir haben ja jetzt schon einen Cocktail aus verschiedener Strahlung" meint er, dazu komme noch die Belastung durch 5 G, die eine massive Zunahme an Sendeanlagen in der Doppelstadt bedeute. Dreh-und Angelpunkt ist auch für ihn die Frage einer Dauerbelastung: "Zuhause kann ich das WLAN abstellen, beispielsweise über Nacht. In der Stadt nicht." Klaus Dold dazu: "Der unscheinbare Sender an der nächsten Straßenleuchte erhellt nicht nur nachts die Innenstadt, sondern bestrahlt mich als Anwohner 24 Stunden am Tag."

Mit dieser Einschätzung liegen Dold und Kleyling richtig. Denn mit der Einführung des freien WLAN in den beiden Innenstädten bleibt dieses auch "rund um die Uhr in Betrieb", stellt Susanna Schmidt, Pressesprecherin der Stadtwerke VS, auf Anfrage klar. Auf die Unterschriftenaktion Dolds angesprochen, bekräftigt sie: "Wir stehen mit Herrn Dr. Dold in Kontakt und sind jederzeit zu einem Dialog bereit. Wir nehmen seine und die Sorgen möglicher Kritiker selbstverständlich ernst und nehmen diese in einen Dialog auf." Erst danach "werden wir mit der Umsetzung des Projekts beginnen. Wir sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert." Eigentlich, so die Pläne der SVS, sollen die WLAN-Router im Frühjahr/Sommer an den Stadtleuchten installiert werden.