4,44 Euro auf dem Parkschein, das ist eine verdächtige Summe. Sie wird aufgedruckt, wenn städtische Freiparkmünzen zum Einsatz kamen. Foto: Müller

Parksituation am Schwenninger Marktplatz: für viele Bedienstete des Rathauses offenbar "jeder Schritt zuviel".

Villingen-Schwenningen - Statt kundenfreundlicher Parkplätze haben sie eine Riesenbaustelle vor der Ladentüre, und durch die Stadt führt ein Umleitungsdschungel. Geschäfte am Schwenninger Marktplatz kämpfen ums Überleben. Sie hoffen auf Unterstützung durch die Stadtverwaltung, doch stattdessen ärgern sie sich jetzt über deren Parkverhalten.

Die Umsatzeinbußen sind beträchtlich. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zeichneten Schwenninger Geschäftsleute ein düsteres Bild von der augenblicklichen Situation. Teilweise bis zu 50 Prozent Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat beschere ihnen die Schwenninger Großbaustelle. Es gab schon eine Entlassung, die Sorgen um die Zukunft sind groß, und der Frust sitzt tief.

4,44 Euro Code für Freiparkmünzen

Der von dem CDU-Gemeinderat Dirk Sautter geforderte Baustellen-Unterstützungsfonds zum Ausgleich von Umsatzeinbußen wird auch von ihnen herbeigesehnt. Und generell hoffen sie auf Unterstützung durch die Verwaltung. Doch die sieht in ihren Augen anders aus, als das, was ihnen gerade tagtäglich am Straßenrand von Bürk-, Gartenstraße und Co. in Rathausnähe auffällt: Autos mit Parkscheinen, auf denen die Summe 4,44 Euro aufgedruckt ist. 4,44 Euro, das ist der Code für Freiparkmünzen, welche die Stadtverwaltung an ihre Mitarbeiter für dienstliche Zwecke ausgibt.

In der ohnehin sehr angespannten und Parkraum armen Zeit sind sie es, die für manchen Geschäftsmann das Fass zum Überlaufen bringen.Die wenigen noch vorhandenem Stellplätze in der Nähe der Geschäfte werden von städtischen Bediensteten blockiert. "Sieht so die Unterstützung der Stadtverwaltung für den Einzelhandel aus?", fragt einer von ihnen sichtlich genervt.

Umgang mit Münzen genau geregelt

Dass das Park-Thema ganz offensichtlich auch bei der Stadtverwaltung eines ist, zeigt die Tatsache, dass es nach den Querelen um die Dauerparker im vergangenen Sommer bereits im Februar diesen Jahres wieder eine Besprechung mit den Mitarbeitern gab. Dabei sei eine "neue Dienstanweisung zur Ausgabe der Parkmünzen und deren Verwendung gefasst und an alle Mitarbeiter der Stadt versandt" worden, schildert Pressesprecherin Madlen Falke. Genau geregelt sei der Umgang mit den Münzen, "die ausschließlich für den dienstlichen Gebrauch zu nutzen sind, um beispielsweise Termine in den Dienststellen wahrzunehmen". So dürfe die Verwendung nur noch unter Berücksichtigung der Höchstparkdauer des jeweiligen Parkscheinautomats genutzt werden und keinesfalls mehr als ganztägiges Parkticket. Über die Ausgabe der Parkmünzen werde streng Buch geführt mit Ausgabedatum und Name des Mitarbeiters, "ebenso wird die Ausgabe ständig kontrolliert". Letztlich sei die Verwendung der Parkmünzen dem geschuldet, dass die Stadtverwaltung auf zwei große Dienstsitze aufgesplittet sei. Termine zur internen Abstimmung zwischen den beiden Rathäusern seien notwendig, um die vielen Projekte der Stadt voranzubringen.

Für viele Bedienstete des Rathauses offenbar "jeder Schritt zuviel"

Notwendig aber sind für die Einzelhändler auch bessere Rahmenbedingungen, um auch im immerhin mehrjährigen Baustellenchaos von Schwenningen zu überleben. Müde lächelnd und beinahe schon resignierend nimmt ein aufmerksamer Geschäftsmann die Argumente der Stadtverwaltung entgegen: "Hier trägt keiner schwere Aktenpakete oder gar Gerätschaften durch die Gegend. Nach meiner Beobachtung tragen diese Mitarbeiter außer ihren Händen eigentlich meist nichts durch die Gegend." Das Gefühl, von der Stadtverwaltung in dieser schweren Zeit nicht ausreichend unterstützt zu werden, bleibt. Auch wenn Pressesprecherin Madlen Falke betont: "Wir nehmen die Herausforderungen für den Handel wahr und haben ein offenes Ohr." Die WTVS ist beauftragt, die Einrichtung eines möglichen Baustellenunterstützungsfonds zu prüfen – eine Prüfung, die für die sehr gebeutelten Geschäftsleute nach monatelang vergleichsweise leeren Kassen schon zu lange dauert.

Ganz ohne Einschränkungen, so Madlen Falke, ließen sich solche Millionenprojekte in der Regel nicht umsetzen. Selbstverständlich seien die Mitarbeiter sensibilisiert, möglichst nicht unmittelbar Parkplätze vor den Geschäften in Anspruch zu nehmen. Dass dieser Appell nur unzureichend Früchte trägt, zeigen die beinahe täglichen Fotodokumentationen eines Unternehmers von der Parksituation vor Ort. An eine Besserung kann er schon fast nicht mehr glauben, auch wenn auf dem ehemaligen Gelände der Firma Hahn nun auf Beschluss der Politik aktuell 32 Parkplätze für Gewerbetreibende eingerichtet werden und auch neben dem Kindergarten Wilhelmspflege vor längerer Zeit ein kleinerer Parkplatz eingerichtet worden ist, um noch mehr Parkflächen vorhalten zu können. Für viele Bedienstete des Rathauses, sei offenbar auch jetzt "jeder Schritt zuviel".