Hoffen auf einen längerfristigen Verbleib des Jugendamts bei der Stadt: (von hinten links) Michael Stöffelmaier, Reinhold Hummel, Pfarrer Klaus Gölz, Pfarrer Michael Schuhmacher, Alfred Zahn sowie Beate Schmidt-Kempe Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Wohlfahrtsverbände und Kirchen appellieren: Jugendamt darf nicht an Kreis abgetreten werden

Bleibt die Kinder- und Jugendhilfe weiterhin in städtischer Hand oder wird sie vom Landkreis übernommen? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Stadträte in der heutigen Sitzung des Gemeinderats. Für die Wohlfahrtsverbände und Kirchen steht schon lange fest: Sie muss bei der Stadt bleiben!

Villingen-Schwenningen. Der Jugendhilfeausschuss hatte in seiner November-Sitzung den Weg für einen Verbleib des Jugendamts bei der Stadt eigentlich schon vorgegeben (wir berichteten). Ein letztes, eindeutiges Signal möchten die Vertreter der Wohlfahrtsverbände und Kirchen aber trotzdem im Vorfeld an die Stadträte aussenden.

Denn nicht zum ersten Mal stünden sie an dem Punkt, dass das Amt möglicherweise an den Kreis rückdelegiert werden soll – auch wenn die Verwaltung sich ebenso deutlich für einen Beibehalt der derzeitigen Ämterstruktur ausspricht. "Es ist einfach unmöglich, dass das Thema wieder diskutiert wird", sagt Alfred Zahn, Kreisvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands DPWV. Dies bringe nur Unruhe mit sich und setze das Vertrauen der Mitarbeiter aufs Spiel.

Die ständige Debatte müsse endlich ein Ende haben, jetzt sei der Aufbau von verlässlichen Strukturen erforderlich, pflichtet ihm Reinhold Hummel, Beratungsstellenleiter der Diakonie Schwenningen, bei.

Als Vertreter der Wohlfahrtsverbände seien sie nicht nur im Jugendhilfeausschuss, sondern auch im Kreisrat und hätten einen guten Einblick in das Jugendamt der Stadt und des Kreises, erklärt Michael Stöffelmaier, Geschäftsführer des Caritas-Verbands Schwarzwald-Baar. "Die Voraussetzungen und die Erfordernisse sind in der Stadt anders als im ländlichen Bereich." Das städtische Jugendamt arbeite sehr viel vernetzter und sozialraumorientierter. Bei einer Kindeswohlgefährdung etwa gebe es durch das Jugendhaus oder die regelmäßig stattfindenden Sozialraumtreffen genügend Ansprechpartner, die Handlungsperspektiven aufzeigen können. Beim Kreis müsse man erst bei "null anfangen".

Das Jugendamt habe sich erst vor Kurzem durch die Neuschaffung des Amtes für Jugend, Bildung, Integration, und Sport (JuBIS) neu aufgestellt, meint derweil Beate Schmidt-Kempe, Ortsvorsitzende von der Arbeiterwohlfahrt. Es wäre bedauerlich, wenn die neuen Ansprechpartner und Plattformen jetzt wieder wegfielen. Erst durch die Neustrukturierung sei eine richtige Stadtteilplanung möglich. "Wenn diese an den Kreis übertragen würde, wird es ganz schön chaotisch", fügt Schmidt-Kempe hinzu.

Auch Pfarrer Michael Schuhmacher und Pfarrer Klaus Gölz, Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche in VS, machen die Auswirkungen auf die Kindertagesstätten und Familienzentren deutlich: Beim stadtteilbezogenen Denken und Planen sei es wichtig, dass das Jugendamt in der Stadt vor Ort ist. Jetzt sei sogar quasi jeder Straße ein Mitarbeiter zugeordnet, sagt Gölz. "Die Bedarfe der Stadt müssen in der Stadt besprochen werden!", fordert Pfarrer Schuhmacher. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kindergärten habe in den vergangenen anderthalb Jahren sehr gut funktioniert, das solle auch in Zukunft so beibehalten werden – zum Wohl der Stadt.

Der Bereich Kindergarten würde bei Rückdelegation an den Kreis zwar voraussichtlich in städtischer Hand bleiben, aber weder vernetzt noch von Fachkräften gesteuert, fasst Michael Stöffelmaier zusammen und zeigt auf, dass somit auch der Jugendhilfeausschuss gesichert sei. "Könnte der Gemeinderat in dieser Tiefe fachspezifische Themen diskutieren?", fragt er rhetorisch.