Dirk Sautter arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Rettungsdienst. Foto: Böhm

Leitstelle: 112 soll ins Gedächtnis gerufen werden. Mit Fehleinsätzen zu rechnen.

Villingen-Schwenningen - Es passiert oft ganz schnell. Man ist mit dem Auto unterwegs, sieht einen Unfall und möchte helfen. 112 ist in diesem Fall die Nummer, die Leben retten kann. Aber wenn es soweit ist, wissen viele nicht, wo sie anrufen sollen, sagt Dirk Sautter, Leiter der "Integrierten Leitstelle" in Villingen. Da eignet sich der 11. Februar besonders gut, diese oft lebenswichtige Telefonnummer mit dem Europäischen Tag des Notrufs ins Gedächtnis zu rufen.

Nach dem Absetzen entscheiden oft Sekunden über Leben und Tod. Deshalb habe sich deutschlandweit ein neuer Trend durchgesetzt. Anstatt der W-Fragen beginne die Notrufabfrage mit einer Einstiegsfrage: "Notruf, Feuerwehr und Rettungsdienst, wo genau ist der Notfallort?". Man wolle von Beginn an die Gesprächsführung übernehmen, "da ist keine Zeit zu verlieren", erklärt Sautter, der seit mehr als 25 Jahren im Rettungsdienst arbeitet.

Und auch in Sachen Notrufsysteme tue sich einiges. Denn mittlerweile landen teilweise auch durch automatische Meldeeinrichtungen ausgelöste Notrufe bei der Leitstelle. Die sogenannten E-Calls, wie sie in neueren Automodellen installiert sind, setzen direkt nach einem Unfall einen automatischen Notruf ab. Sobald die Air-Bags ausgelöst werden, erklärt Sautter einen Auslöser. Doch nicht immer bedeute dies auch, das jemand verletzt ist. Mit Fehleinsätzen sei mit Einzug der modernen Notrufsysteme zu rechnen. Hierbei gehe es aber vor allem um die Früherkennung.

Kennzeichen-Frage wichtig für die Sicherheit

So biete das Deutsche Rote Kreuz auch Hausnotrufe an. Angeschlossen am Telefon kann dieser im Falle eines Notfalls durch einen Sender am Arm oder Hals betätigt werden – unabhängig davon wo man sich in der Wohnung befindet. In Diskussion sei bislang noch die Übertragung von Bildern und der Zugriff aufs Handy bei einem Unfall. So könnten sich die Rettungskräfte bis zu ihrem Eintreffen schon mal ein Bild vom Geschehen machen und möglicher Weise gezielter Hilfe durchs Telefon leisten. Doch Filmen am Unfallort – einerseits könne sich der Verletzte unwohl dabei fühlen, andererseits könne der Filmer selbst in Verruf geraten, gibt Sautter zu bedenken.

Was mittlerweile allerdings oft gemacht werde, ist bei einem Verkehrsunfall die Frage nach dem Kennzeichen. Viele Anrufer seien anfangs verwirrt, aber online könne die Leitstelle in Kooperation mit dem Kraftfahrt-Bundesamt den Fahrzeugtyp herausfinden. So wissen die angeforderten Kräfte, ob sie sich etwa auf einen Gasantrieb einstellen müssen. Das sei wichtig für die Sicherheit und Vorgehensweise vor Ort. "Darum nimmt man sich die Zeit, das nachzufragen", bittet Sautter um Geduld. Auch wenn die Kollegen bei der Notrufabfrage Fragen stellen: im Anschluss entscheiden sie darüber, ob ein Notarzt alarmiert werden muss, oder ob Blaulicht nötig ist.

Aber wann ist ein Notfall ein Notfall? Der Bereitschaftsdienst sei die "Vertretung vom Hausarzt" am Wochenende. Bei nicht-lebensbedrohlichen Erkrankungen, wie Rückenschmerzen oder Fieber, solle man sich bei der Nummer 116117 melden. Mit der Nummer 112 werde alles geregelt, was "mit Blaulicht durch die Stadt fährt", erklärt Sautter und fügt zur Erinnerung hinzu: 112 bei Lebensgefahr.