Der kleine Falk bekommt von dem Gratulanten nichts mit, er schläft tief und fest in seinem Arm. Das Bild zeigt (von links) OB Rupert Kubon, Falk, Herbert Straub, Carmen Wagschal, Iris, Hebamme Marina Küfer und Hebamme Leonie Müller. Foto: Hebammenhaus Foto: Schwarzwälder-Bote

500. betreute Geburt im ‘s Hebammenhaus in Villingen / "Politische Entwicklung noch immer unbefriedigend"

Villingen-Schwenningen. "Schon so lang her, aber doch wie gestern", erinnert sich OB Rupert Kubon an die Zeit, als seine beiden Kinder gerade geboren waren. Anlässlich der 500. betreuten Geburt, die im ‘s Hebammenhaus am Villinger Hallenbad stattfand, gratulierte er den Eltern. Die Familie kommt aus Löffingen: Carmen Wagschal und Herbert Straub und der kleine Falk, der am 4. Oktober um 3.37 Uhr im ‘s Hebammenhaus das Licht der Welt erblickte. Mit dabei war auch Schwesterchen Iris, die im August 2010 im selben Raum von ihrer Mutter ausschließlich mit den Kräften der Natur geboren wurde. Der kleine Falk bekam von der Gratulation nichts mit: Er schlief tief und fest.

‘s Hebammenhaus wurde im Mai 2007 gegründet, damals mit sechs Hebammen – heute sind es 13. Bis Anfang Oktober 2012 wurden 500 Geburtsbegleitungen im ‘s Hebammenhaus begonnen. Etwa 18 Prozent der Frauen, die die Geburt im ‘s Hebammenhaus begannen, gebaren schließlich in der Klinik, fast alle im Schwarzwald-Baar-Klinikum, oder sie brauchten nach der Geburt des Kindes ärztliche Hilfe in der Klinik, weil der Mutterkuchen sich nicht löste oder eine behandlungsbedürftige Blutung auftrat. Knapp die Hälfte aller Frauen, die im ‘s Hebammenhaus ihr Kind gebären, gehen ohne Verletzung (Dammriss oder Dammschnitt) nach Hause.

Bei den Gebärhaltungen ist die hockende oder kniende Haltung die am häufigsten gewählte, mit großem Abstand gefolgt von der stehenden Haltung. Am seltensten gebären Frauen im Liegen. Froh sind die Hebammen über den guten und konstruktiven Kontakt mit den Kooperationspartnern. Jährlich einmal treffen sie sich mit den Hebammen der Klinik, die Kinderklinik bietet jährlich eine Reanimationsfortbildung an, und wenn Fragen auftauchen, gibt es Fallbesprechungen.

Mit der Rufbereitschaftspauschale von 300 Euro, die die Eltern zusätzlich zu den Kassenleistungen für die Hebammenhilfe bezahlen müssen, sei das Geburtshaus im Vergleich auch nach der Erhöhung der Haftpflichtversicherung zum 1. Juli dieses Jahres noch immer am unteren Ende der Skala, so die Verantwortlichen. Inzwischen sei es aber so, dass viele Krankenkassen diese Kosten auf Nachfrage übernehmen.

Die politische Entwicklung sei nach wie vor "sehr unbefriedigend" für freiberufliche Hebammen. Die Gebührenverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband der Krankenkassen konnten nicht erfolgreich beendet werden, und die Hebammen warten auf ein Urteil der Schiedsstelle. Die Zufriedenheit der Klientinnen und die Tatsache, dass alle aus Überzeugung selbstständige Hebammen sind, ermöglichten den Hebammen ihr engagiertes Arbeiten. Und das weite Einzugsgebiet des ‘s Hebammenhauses – von Furtwangen bis Nendingen, von Freudenstadt bis Engen – zeige: Das Angebot der außerklinischen Geburt treffe in der Region die Bedürfnisse vieler Familien – so wie die "Wiederholungstäter" Familie Wagschal.