An das Kigele-Spiel erinnern sich viele Villinger. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Familie: Erinnerungen an den Lehrling und den Stadtschreiber

VS-Villingen. Die Geschichte im Schwarzwälder Boten über Villingens Jugend, die in den 50er und 60er Jahren dem Kigelespiel frönten, hat bei zahlreichen Villingern vor Ort und solchen weit auswärts deren beste Erinnerungen wachgerufen.

Zahlreich stimmten sie dem veröffentlichten Regelwerk zu mit "dipfen" und "hänke" und kramten noch hervor, was ihnen aus freudvoll spielerischen Tagen einfiel. Einer von ihnen ist Manfred Eckerle, Ruheständler, ehemals Einrichtungsberater bei Möbel Hölzle, FC 08-Fußball-Fan und Jahrgänger mit all jenen, die sich an mehreren Villinger Oldie-Stammtischen treffen.

Und so fiel dem Schwabo-Leser Manfred Eckerle ein, dass eine wichtige Regel nicht genannt war, nämlich das Verbot "zu strecken", was bedeutete, dass man sich beim Wurf mit dem Bolzer nicht und auf keinen Fall in Richtung Ziel vorbeugen durfte, um bei den "Glasern" fett abzuräumen.

Und weil man schon darüber redete und seiner Erinnerung freien Lauf ließ, kam auch der vergessene "Kigele-Kränker" zur Sprache. Jener Spiel-Typ, der nicht jeden Einsatz wagte oder aber bei einem "Glaser in der Hänke" auf Fehlwurf plädierte.

Dass ein ehemals "Villinger Bue" und später führender Villinger "Bänker" den Kigele-Bericht im Schwarzwälder Boten gar nach Bayern schickte, führte zu einer Antwort von dort, die als Anekdote nicht verschwiegen werden soll. Der heute in Bayern wohnhafte gebürtige Freund, der in den 50ern eine Lehre bei der Villinger Stadtverwaltung machte, spielte eines Tages in seiner Freizeit auf dem Münsterplatz Kigele mit Gleichgesinnten. Daher kam der damalige Stadtdirektor und vorherige Stadtschreiber Hermann Riedel. Recht vorwurfvoll wandte er sich an eben seinen 14-jährigen Lehrling und ermahnte diesen: "Du bisch doch vill z’alt für des Kigelespiel, und iberhaupt g’hert sich des nit fir en städtische Mitarbeiter…!"

Dass am Münsterplatz dann tatsächlich "die ganz harten Kigele-Spieler", eben die älteren antraten, blieb dem Stadtdirektor wohl verborgen. Die nämlich warfen nicht mit Bolzern nach gesetzten Glasern, sondern warfen an das Fundament der Treppe zur Sakristei am Münster "Zehnerle a d’ Wand". Und dabei lag der Reiz im monetären Wurfglück, denn der Beste durfte alle Zehnerle einsammeln.

Ob das nun erinnerungsstarke Fakten sind und wenigstens dem damaligen Stadtpfarrer und Dekan Weinmann bekannt war, bleibt offen.