Wirtschaft: Andreas Braun schließt sein Geschäft "Jagd und Sport VS" zum Ende des Monats

Die Veränderung des Einzelhandels und des Konsumverhaltens hat ein weiteres Opfer gefunden: Das Fachgeschäft "Jagd und Sport VS" schließt Ende Juli nach fast 20 Jahren seine Türen. Für Andreas Braun war es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen.

VS-Schwenningen. Es ist Montagabend nach 18 Uhr in der Charlottenstraße: Andreas Braun und seine beiden Angestellten kommen kaum hinterher, die Kunden im Laden "Jagd und Sport VS" zu beraten und abzukassieren. Kaum vorstellbar, dass das Fachgeschäft für Jagd und Schützensport Ende Juli schließen wird. Oder sind die Käufer alle nur gekommen, um die Schnäppchen im Räumungsverkauf abzugreifen?

Andreas Braun erklärt, dass er nicht aus wirtschaftlichen Gründen schließen wird. "Es ist vielmehr das Verhältnis von Aufwand und Ertrag, das im Einzelhandel nicht mehr passt", begründet Braun seine Entscheidung. Der zeitliche Aufwand für eine intensive Kundenberatung rechne sich nicht mehr. Weshalb? Weil sich die Kunden nur noch an billigen Internetpreisen orientieren würden. "Kaufen wollen sie billig, den Service brauchen sie aber von uns", ist Braun sichtlich frustriert. Auch deshalb, weil nach seinen Angaben sogar Stammkunden ein solches Verhalten an den Tag legen würden.

Der Onlinehandel mache es dem Einzelhandel vor Ort schwer. "Das ist nicht nur in unserer Branche so", verweist Braun auf die Entwicklung in Schwenningen. Für ihn ist es nun an der Zeit, die Reißleine zu ziehen, wohl wissend, dass an dieser Entscheidung noch mehr hängt als seine persönliche Zukunft. Braun beschäftigt zwei Vollzeit- und mehrere Aushilfskräfte. Die hätten seine Entscheidung allerdings "verständnisvoll" aufgenommen. "Das ist der Vorteil, wenn du einen kleinen Betrieb hast, in dem alles transparent ist und jeder die Entwicklung mitbekommt", erklärt der gelernte Büchsenmacher.

Seit dem Jahr 2000 betreibt Andreas Braun das Geschäft an der Charlottenstraße, ganz in der Nähe des Beethovenhauses. Er blickt auf viele schöne und erfolgreiche Jahre zurück. Das mache einen solchen Entschluss natürlich nicht leichter. Dennoch müsse er sich dem Wandel beugen. Eine Umstellung auf einen Online-Handel kam für Braun nicht infrage. "Das hätte viel Geld gekostet und erfordert hohen Personaleinsatz." Bis Ende des Monats bietet er das Vollsortiment um Waffen, Munition, Zubehör und Bekleidung zu stark reduzierten Preisen an. "Danach werden wir noch eine Zeit lang telefonisch erreichbar sein und unsere Waren über das Internet versuchen zu verkaufen."

Andreas Braun selbst ist bereits seit 1. Juli bei der Hochschule für Polizei angestellt. Er hatte sich auf eine Stelle als "Fachmann von Waffen und Geräten" beworben. "Es ist eine Verwaltungsaufgabe, für die die Hochschule einen Büchsenmacher gesucht hat", erklärt Braun. Eine Chance, die der 46-Jährige ergriffen hat.