Längst geht es in der katholischen Kirchengemeinde Weilersbach nicht mehr nur um die Verletzungen, die manche beim Auftragen des Aschenkreuzes erlitten haben. Vielmehr gärt es in beträchtlichem Ausmaß. Foto: Scheidemann

Unzufriedenheit unter Gläubigen. Polizei ermittelt nach Verletzungen durch Aschenkreuze.

Villingen-Schwenningen - In der katholischen Seelsorgeeinheit "An der Eschach" gärt es in beträchtlichem Ausmaß. Das wurde während der Sitzung des Pfarrgemeinderats am Donnerstag deutlich. Sichtbarstes Zeichen der Unzufriedenheit: Gleich mehrere engagierte Mitglieder der Weilersbacher Kirchengemeinde St. Hilarius verließen kopfschüttelnd die Versammlung.

Ob in der katholischen Frauengemeinschaft aktiv, Betreuerinnen der Kinder zu Dreikönig, aus dem Altenwerk oder Organisatoren von Wortgottesdiensten - sie gingen, nachdem Pfarrer Alexander Schleicher die Proteste um die Gottesdienstsatzung nochmals aus seiner Sicht zusammengefasst hatte. Weiterhin stehen sich die Beteiligten einigermaßen unversöhnlich gegenüber, und es geht längst nicht mehr nur um die Sache an sich – also ob und wie viele Eucharistiefeiern in Weilersbach geplant sind oder nicht. Gerügt werden von Weilersbacher Katholiken nunmehr auch das Krisenmanagement und der Umgang mit der protestierenden Gruppe "Neue Wege".

Schleicher jedenfalls musste sich am Donnerstagabend direkte Vorhaltungen auf seine Behauptungen gefallen lassen, die Gruppe hätte das Gespräch nie gesucht und er wisse bis heute nicht, wer sich eigentlich hinter der Gruppe verberge. Marion Bauer etwa war präpariert und las sofort aus einer Mail vor, mit der sie im Namen der Gruppe eben um ein klärendes Gespräch gebeten habe. Christine Blessing als amtierende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates bestätigte, dass die Mail bekannt sei. Auch bei weiteren Behauptungen des Pfarrers antworteten Mitglieder der Gruppe sofort dahingehend, dass beweisbare Fakten ein ganz anderes Bild ergeben würden, etwa zu den Veröffentlichungen im Ortsblatt und dem Zeitablauf dazu. Mitglieder der Gruppe erneuerten vor Ort das Angebot für ein zeitnahes Gespräch.

Da bremste allerdings Christine Blessing: Man warte noch immer auf Nachricht vom Ordinariat aus Freiburg, denn ein Vertreter des Bischofs solle bei dem Gespräche zugegen sein. Die Nachfrage unserer Zeitung bei Pressesprecher Michael Hertl brachte dann eine Antwort, die die Weilersbacher aufhorchen lassen wird: "Die Erzdiözese Freiburg wurde erst vor kurzem auf die Spannungen in der Seelsorgeeinheit An der Eschach Weilersbach aufmerksam gemacht und ist bemüht, gemeinsam mit allen Beteiligten und Verantwortlichen vor Ort zu einer Lösung zu kommen. Konkrete Festlegungen auf eine mögliche Form und daran beteiligte Personen gibt es noch nicht." Aus Sicht des Pressesprechers ist also überhaupt nicht ausgemacht, dass es ein gemeinsames Gespräch geben wird.

Als Zumutung empfanden es die Gläubigen auch, dass der Pfarrgemeinderat unter Ausschluss der Öffentlichkeit darüber diskutierte, die gesamte Sitzung nichtöffentlich zu absolvieren. Es sei Zeit, dass die Dinge offen auf den Tisch kämen, lautete die einhellige Meinung.

Unterdessen hat die Polizei Ermittlungen im Fall der Verletzungen durch die Aschenkreuze vom Aschermittwoch eingeleitet. Das bestätigte Dieter Popp, Pressesprecher der Polizeidirektion in Tuttlingen. Demnach sei Pfarrer Schleicher mit dem Aschetopf im Revier Schwenningen erschienen, habe Anzeige erstattet und den Topf übergeben. Nun würden die Geschädigten als Zeugen vernommen, um einen Überblick zu erhalten. Es sei zu gegebener Zeit Aufgabe der Staatsanwaltschaft, Umfang und Zielrichtung der weiteren Ermittlungen festzulegen oder sie einzustellen. Die Verletzungen sind zum Teil deutlich schwerwiegender als bislang bekannt. Bei einigen Betroffenen haben sich die verätzten Bereiche entzündet und es hat sich zum Teil Eiter unter dem Schorf gebildet. Es müssen also entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden, zudem besteht Angst vor Vernarbung an gut sichtbarer Stelle. "Das Justitiariat wurde am Montag, 19.2., durch Pfarrer Schleicher persönlich von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt", teilte Hertl auf Anfrage mit. Man habe umgehend reagiert: "Ebenfalls am 19.2. und unmittelbar, nachdem das Ordinariat in Kenntnis gesetzt wurde, erhielt Herr Pfarrer Schleicher durch das Justitiariat die Weisung, im Hinblick auf eine Anzeige bei der Polizei die restliche Asche als Beweismittel sicherzustellen. Dies ist auch geschehen. Zudem wurde Herr Pfarrer Schleicher gebeten, alle Rückmeldungen Betroffener zu sammeln, sowie die Versicherung prophylaktisch über die Vorkommnisse in Kenntnis zu setzen", heißt es in der Stellungnahme des bischöflichen Ordinariats.