Poeten aus ganz Deutschland begeisterten mit ihren Texten das Villinger Publikum. Foto: Neß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Moderner Dichterwettstreit im Theater am Turm / Stefan Unser aus Karlsruhe gewinnt

VS-Villingen. Auch die dritte Runde von Elias Raatz (20) eigener Veranstaltungsreihe "Poetry Slam – Dichterwettstreit Deluxe" war ein großer Erfolg.

Zu Gast waren diesmal Stefan Unser (Karlsruhe), Julius Keinath (Tübingen), Julie Kerdellant (Landau), Carolin Annuscheit (München), Kensui Otto (Kiel) und Moritz Konrad (Karlsruhe) sowie als musikalisches Feature Aljosha Konter (Stuttgart).

Etwa 100 Leute kamen ins Theater am Turm, um sich die selbstgeschriebenen Texte der geladenen Poeten anzuhören. Special Guest Aljosha Konter eröffnete den Abend mit einem musikalischem Beitrag. Zu Beginn erklärte Gastgeber und Moderator Elias Raatz die Regeln: Jeder Poetry Slammer habe sieben Minuten Zeit einen selbst geschriebenen Text vorzutragen. Kostüme dürfen keine getragen werden. Wichtig sei die Regel "Respect the Poets", das heißt, jeder Kandidat hat Applaus verdient, unabhängig davon wie gut oder schlecht man den Text fand.

Aus dem Publikum ausgewählte Jurymitglieder dürfen nach jedem Vortrag eine Wertung zwischen eins und zehn abgeben und können so ihren Sieger des Abends küren.

Einen guten Start schaffte Stefan Unser, der Teil des Ensembles der Lesebühne in Karlsruhe ist. In seinem Text kritisierte er das aktuelle Bildungssystem und beendete ihn mit einem Zitat des griechischen Philosophen Sokrates. Es folgte Julius Keinath, der anstelle von Dominique Crisand antrat. Sein Text handelte von der Dating-App Tinder und er kritisierte, dass man heutzutage doch zu blöd sei, sich anzusprechen und stattdessen auf solche Apps zurückgreife.

Die 25-jährige Julie Kerdellant studiert Grundschullehramt und beschäftigte sich in ihrem Text mit Selbstfindung, das Menschsein und damit, dass man anderen nichts vormachen sollte. "Ein Text ohne Lacher, aber dennoch genauso schön", so Elias Raatz, folgte von Carolin Annuscheit, die das Publikum auf eine Reise mitnahm. In ihrem Text redete sie mit einer jüngeren Version von sich selbst.

Kensui Otto redete über Honig, Bienen und das Leben. Den Abschluss der ersten Runde machte Moritz Konrad, der über die heutige Jugend sprach und darüber wie sich alles von früher zu heute verändert hat.

Als Gewinner der ersten Runde gingen Stefan Unser, Julie Kerdellant und Moritz Konrad hervor. Nach einer kurzen Pause folgte das Halbfinale. Diesmal machte Moritz Konrad den Anfang mit seinem Text "Liste von Dingen, die ich an Nachhaltigkeit scheiße finde". Julie Kerdellant redete über das Erwachsensein und gestand, dass sie kindisch und albern ist, aber voll und ganz dazu steht. Es folgte eine Anekdote über das Wollen und Wünschen von Stefan Unser, der sagte, dass er das altmodische Wollen bevorzugte, indem er wünsche und hoffe.

Elias Raatz, der zugab, zu Beginn etwas nervös gewesen zu sein und eigentlich ziemlich verpeilt ist, leitete auch dieses Mal das Publikum humorvoll und souverän durch den Abend. Special Guest Aljosha Konter gestaltete den Abend erfolgreich mit und sorgte für viel Stimmung im Publikum.

Publikum hat viel Spaß

Die Slammer kamen aus ganz Deutschland und boten viel Abwechslung, so dass das Publikum eine Menge Spaß hatte. Im alles entscheidenden Finale standen sich Moritz Konrad und Stefan Unser gegenüber. In Moritz Konrads Finaltext "Deutschland, Patriotismus durch Ausschlussverfahren" erklärte er anhand eines Ausschlussverfahrens, warum er Deutschland mag. Er lebe in Deutschland, allerding wüsste er auch nicht woher er lieber kommen würde.

Stefan Unsers letzter Text handelte von Projektmanagement und Kompetenzen und davon, dass er ja eigentlich gar keinen Text habe. Der Sieger wurde in der letzten Runde anhand der Lautstärke des Applaus‘ des Publikums bestimmt.

Als Sieger an diesem Abend ging schließlich Stefan Unser hervor, der ein, wie Elias Raatz es beschrieb, "uzoartiges Getränk und die sechs-Euro-CD von Aljosha Konter" erhielt. Moritz Konrad bekam als Trostpreis ebenfalls eine CD. Stefan Unser beendete den Abend mit einem Zitat eines früheren Fernsehmoderators: "Das Leben kann schön sein, muss es aber nicht."

Elias Raatz kündigte schon den nächsten Poetry Slam der Veranstaltungsreihe "Dichtewettstreit Deluxe" an, der voraussichtlich am 10. März im Museum art.plus in Donaueschingen stattfinden wird.

Weitere Informationen: www.facebook.com/raatzelias