Jetzt ist der Poller ordentlich in der Erde versenkt. Nachts aber schränkt er die Zufahrt in die Zinsergasse ein. Mit einem speziellen Schlüssel kann das DRK ihn versenken – doch am Mittwochmorgen versagte die Technik während eines Notfall-Einsatzes. Foto: Spitz

DRK kann Poller nicht öffnen. Sanitäter rennen zu Fuß zum Patienten. Stadt überprüft Anlage.

VS-Villingen - Es war ein Notfall. Dringend musste der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes zu einem Patienten in Villingen ausrücken. Doch der Weg dorthin blieb den Helfern versperrt. Sie steckten am Mittwochmorgen in einer Sackgasse.

Eigentlich ist alles ganz einfach: In jedem Einsatzfahrzeug liegt ein entsprechende "Schlüssel", mit dem sich die Straßenpoller an Straßen wie der Zinsergasse mühelos öffnen lassen, so DRK-Geschäftsführer Winfried Baumann. Im Falle der Elektropolleranlagen ist dieser "Schlüssel" eine Zugangsberechtigungskarte, die an die Zugangskontrollstationen gehalten wird, woraufhin sich der Poller dann senkt. Die Ausfahrt aus dem Rietviertel ist jederzeit möglich, sobald ein Fahrzeug auf die Induktionsschleife fährt, verschwindet der Poller. Auch die betroffenen Anwohner sowie die Feuerwehr, die Polizei oder sonstige Einrichtungen, die notfalls auch nachts vor Ort sein müssen, verfügen über solche Berechtigungskarten.

Doch am vergangenen Mittwochmorgen war alles anders. Minutenlang, schildert eine Augenzeugin im Internet auf der Facebookseite Stadtgeflüster VS, habe der Rettungswagen vor dem Poller gestanden, der sich nicht öffnen beziehungsweise absenken ließ. Das sprichwörtliche Glück im Unglück hatte der Patient, zu dem die Rettungskräfte ausrücken wollten: Da der Einsatzort direkt am Anfang der Zinsergasse lag, packten die Sanitäter kurzerhand ihre Einsatzgeräte und -instrumente und rannten zu Fuß zu ihm.

Winfried Baumann bestätigt den Vorfall im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Der Poller ließ sich nicht öffnen", schildert er. Woran das lag, sei absolut ungewiss und werde nun seitens der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen überprüft. Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, bestätigte, es habe einen technischen Defekt gegeben – ein Kabel im Gehäuse sei abgebrochen, sodass der Poller nicht heruntergefahren werden konnte. Er werde nun wieder repariert.

Im Laufe des Mittwochs gelang es offensichtlich, den Poller zumindest wieder im Erdreich zu versenken und Fahrzeugen so eine freie Durchfahrt zu ermöglichen. Die Elektropolleranlagen wurden im Riet, auch in der Webergasse sowie der Färberstraße, vor sechs Jahren installiert und sollten helfen, den Anliegern die Nachtruhe zu bewahren. Das bereits seit 1999 bestehende Nachtfahrverbot hatte bis dahin nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Schilder und Schranken wurden von vielen Nachtschwärmern schlichtweg ignoriert. Gefahr für den betroffenen Patienten habe am Mittwochmorgen zu keiner Zeit bestanden, so Baumann auf Rückfrage unserer Zeitung.

Klar ist jedoch: Passiert solch ein Malheur auf dem Weg zu einem Einsatzort, der weiter entfernt liegt, oder ein Krankentransport per Fahrzeug notwendig wird, kann das Versagen der PollerTechnik über Leben und Tod richten.