Probier’s mal mit Gemütlichkeit? Der Klassiker unter den Dschungelbuch-Songs gehörte zu dieser Inszenierung des Kindermusicals nicht dazu – und trotzdem fehlt es dieser fröhlichen Inszenierung des Theaters Liberi an nichts. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder Bote

Musical: Theater Liberi erzählt in ausverkaufter Tonhalle Moglis zauberhafte Geschichte über die Freundschaft

Ein wunderbare Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt erzählte das Theater Liberi am Freitagnachmittag in der Neuen Tonhalle beim Kindermusical "Dschungelbuch".

VS-Villingen. Die Kulisse war einfach, aber wirkungsvoll: ganz viel grüne Farbe von knalligen Tönen bis hin zu pastelligen Nuancen, ein paar Aufsteller in Pflanzen- und Palmenform und all das in schummriges Licht getaucht. Schon war das Publikum in einer voll besetzten Neuen Tonhalle mittendrin im Dschungel bei Mogli und seiner Wolfsfamilie.

Doch dass der kleine Junge ein Teil dieser Familie sein soll, dessen war man sich in der trügerischen Dschungelidylle plötzlich gar nicht mehr so sicher. Mogli, dargestellt von Brix Schaumburg, haderte mit seinem Schicksal als herauskam, er sei gar kein Wolf, sondern ein Menschenkind.

Das Theater Liberi hat ganz viel Herz in die ergreifende Geschichte gesteckt, auf Masken zugunsten einer kreativen Kostümierung verzichtet und durch ausdrucksstarke Mimik, treffsichere Gestik und eine spannungsvolle Körpersprache aber doch ganz genau gezeigt, wer da gerade auf der Bühne herumtanzt. Mal war es die hinterlistige Schlange Kaa, dann wieder der herrschsüchtige, gemeine Tiger Shir Khan, der lustige Bär Balu mit seinem Hang zur Tollpatschigkeit oder die schwarze Raubkatze Baghira, die immer einen kühlen Kopf bewahrte. Der war auch nötig, um Mogli aus seinem Chaos im Kopf herauszuhelfen. Denn auf seiner abenteuerlichen Reise durch den Dschungel tappte Mogli von einem Missgeschick in das nächste. Mal geriet er in die Fänge der gewieften Affenbande, dann wieder ließ er sich von Kaa im wahrsten Sinne des Wortes einwickeln, oder er sah sich urplötzlich dem Bösen, Shir Khan, gegenüber. Gut nur, dass ihm ganz viele Freunde den Rücken stärkten – neben Bruder Baghira und dem dicken Kumpel Balu waren das die urkomischen Geier – als Mogli auf die Freundschaft pfiff und am liebsten alleine sein wollte, zwitscherten sie ihm ein Liedchen von der Freundschaft. Und auch das Menschenmädchen Narami wurde zu Moglis Freund und zeigte ihm ganz nebenbei, dass das Menschsein gar nicht so übel ist – und die rote Blume, vor der alle Dschungeltiere Angst haben, nichts anderes ist als das Feuer im Dorf der Menschen.

Nicht nur die zauberhafte Geschichte, der zeitlose Bestseller von Rudyard Kipling und die gelungene und stellenweise urkomische Inszenierung von Autor und Regisseur Helge Fedder heimsten am Ende tosenden Beifall ein, sondern auch der Rhythmus, bei dem wirklich jeder mit muss: Mit großer Hingabe zum Original und schönen Stimmen hat das Team des Theaters Liberi dem Dschungelbuch-Kindermusical einen eigenen Ton geschenkt, der im fröhlich-furiosen Finale gipfelte, bei dem die Neue Tonhalle bebte, klatschte und stampfte.