In mühevoller Filigran-Arbeit entstehen Zellers Kunstwerke aus Papier. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Der Villinger Künstler Markus Zeller hat die Geometrie für sich entdeckt / Kunstwerke aus gefalteten Papierkörpern

Betritt man den Innovationspark VS, weht einem der Hauch goldener Villinger Industriezeiten entgegen. Einst schraubten hier hunderte "Sabanesen" Radios und andere Unterhaltungselektronik zusammen und verschickten sie vom Schwarzwald in die ganze Welt. Heute befinden sich in den alt ehrwürdigen Industriegebäuden kleine Technikschmieden, Dienstleister, eine Krankenkasse, die IHK – und das Atelier von Markus Zeller.

Dass er hier vor einem Jahr einen Raum gefunden hat, sei ein absoluter Glücksfall gewesen, meint er. Auf dem Weg in sein kleines Atelier merkt man, was Zeller an den Industriebauten so schätzt. "Es ist ruhig hier und hell. Außerdem kommen meine Bilder hier gut zur Geltung. Das Industrielle passt gut zu meinem Stil", meint Zeller, der in den Gängen vor seinem Atelier auch schon Ausstellungen veranstaltet hat. Das Atelier selbst ist lichtdurchflutet, an den hohen Wänden hängen einige seiner Arbeiten. In einer Nische in der Ecke steht ein Bücherregal. Ein großer Arbeitstisch nimmt fast die Hälfte des Raumes ein. In der Mitte des Tischs liegen Würfel, wie man sie von Pen-and-PaperRollenspielen kennt und aus Papier gefaltete geometrische Körper.

Um diese Papier-Körper dreht sich eigentlich alles bei Zellers Kunst. Die in Worte zu fassen, fällt schwer. "Man muss sich meine Bilder einfach anschauen, erst dann entfalten sie ihre volle Wirkung", so Zeller. Auch auf Fotos komme der gewünschte Effekt nicht wirklich zur Geltung. Zeller arbeitet hauptsächlich mit platonischen Körpern, sprich mit Tetraedern, Würfeln oder Oktaedern oder aber mit Pyramiden. Diese dreidimensionalen Körper faltet er aus Papier und ordnet sie auf der Fläche an. So entstehen optisch eindrucksvolle Bilder, mit einer besonderen Tiefenwirkung. Je nach Lichteinfall und Perspektive verändern sie ihren Charakter.

Angefangen habe er vor zehn Jahren mit Makroaufnahmen von chemischen Reaktionen. "Irgendwann bin ich dann bei den geometrischen Strukturen gelandet. Bis heute bin ich fasziniert vom enormen Potenzial der Körper", meint Zeller, der sich oft auch von mathematischen Formeln und Theorien inspirieren lässt.

Von der Idee zum fertigen Bild ist es aber ein langer Weg. "Wenn ich eine Idee habe, überlege ich mir ganz genau, wie ich sie umsetzen kann. Wenn mir bei der Planung Fehler unterlaufen, kann ich die später nur noch schwer ausbügeln", meint Zeller. Besonders perspektivische Details bereiteten ihm oft länger Kopfzerbrechen. Die kreative Arbeit höre aber spätestens dann auf, wenn es an den Aufbau der Werke geht. "Das Falten der einzelnen geometrischen Formen und Papier-Strecken ist dann richtige Arbeit und hat eigentlich wenig Kreatives", beschreibt der Villinger Künstler die filigrane Akkordarbeit.

Dass seine Kunstwerke mittlerweile unter anderem die Büros und Eingangshallen von großen Unternehmen zieren, ist auch das Ergebnis seines Durchaltevermögens und harter Arbeit. Lange Zeit habe er die Kunst neben seinem Beruf als Tontechniker betrieben, bis seine Freundin eine Promotionsstelle in Potsdam antrat. "Der Umzug nach Potsdam war ein entscheidender Schritt für mich. Zwar dauerte es noch eine Zeit bis ich mich nur noch der Kunst widmen konnte, aber das Ziel war klar", erinnert sich Zeller. In Potsdam schloss er sich einer Künstlergruppe an und konnte seine Bilder bei einigen Ausstellungen einem breiteren Publikum vorstellen. Trotz der Ausstellungen und der Nähe zur vermeintlichen "Kunsthochburg" Berlin sei es aber vor allem am Anfang sehr schwer gewesen seine Werke zu verkaufen. Grund dafür war auch, dass er, wie viele andere Künstler, anfangs große Probleme damit hatte sich selbst zu vermarkten.

"Eigentlich ist es egal ob man in New York, Berlin oder eben in Villingen als Künstler arbeiten möchte, man muss einfach aktiv werden und sich Schritt für Schritt ein Netzwerk aufbauen. Wer nicht aktiv wird, kann lange darauf warten, entdeckt zu werden", meint Zeller, den es nach zwei Jahren in Brandenburg wieder zurück in seine alte Heimat zog. "Ich fühle mich hier einfach wohl. Ich bin nicht so der Großstadt-Typ, und der Schwarzwald hat mir auch irgendwie gefehlt", nennt der Künstler seine Beweggründe sich wieder in Vilingen niederzulassen.

Hier hat er sich mittlerweile ein Netzwerk aus Künstlern, Kunstinteressierten und Auftraggebern aufbauen können, das es ihm ermöglicht Ausstellungen zu realisieren und von seiner Kunst leben zu können.

Vor allem Ausstellungen, wie die mit dem renommierten Unterwasserfotograf David Hettich im Oktober vergangenen Jahres, sind für Zeller wichtig. "Ausstellungen sind für mich immer ein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann. Sie bedeuten gleichzeitig den Abschluss eines Projekts oder einer bestimmten Richtung, in die sich meine Kunst entwickelt hat. Danach kann ich mich wieder komplett neuen Dingen widmen", meint Zeller, für den trotz ständiger Innovation, das Wichtigste ist, sich treu zu bleiben. "Wenn ich mir Gedanken machen würde, was beim Publikum ankommt oder was gerade im Trend liegt, würde nichts Besonderes bei meiner Arbeit herauskommen. In erster Linie muss die Kunst mir gefallen und solange ich produktiv bleibe und mir neue Ziele stecke, finden sich Menschen, denen gefällt was ich mache", meint Zeller selbstbewusst.

Eines dieser Ziele ist seine nächste Ausstellung im Frühjahr. Geeignete Räumlichkeiten müssten zwar noch gefunden werden die Idee ist aber fix: "Ich will Menschen aus Villingen-Schwenningen Teil meiner Ausstellung werden lassen". Dafür hat Zeller eigens einen Algorithmus errechnet und in ein Interface integrieren lassen. Per Würfel werden Zahlen ermittelt, die in das Interface eingegeben werden. Das Programm erstellt anhand der eingegebenen Parameter ein Pixelbild, das dann Teil der Ausstellung wird.

Dafür sucht Zeller Interessierte, die in seinem Atelier das Würfelglück über ihr persönliches Bild entscheiden lassen wollen. Dafür kann man sich unter dr.cube@gmx.de mit Markus Zeller in Verbindung setzen und einen Würfel-Termin in seinem Atelier vereinbaren.