Foto: Schwarzwälder Bote

Neues Krematorium besteht seit einem Jahr / 3000 Einäscherungen

Im Mai 2018 hat das neue Krematorium seinen Betrieb aufgenommen. Zusammen mit dem Schwarzwälder Boten blickt Betriebsleiter Roland Kleiser auf das erste Jahr zurück und resümiert: "Es war ein wichtiger Schritt für das Oberzentrum."

VS-Schwenningen. Es wirkt noch alles ganz neu, fast unberührt im großen Gebäude rechts neben der Aussegnungshalle am Waldfriedhof. Doch seit rund einem Jahr wird im neuen Krematorium, das für 6,6 Millionen Euro gebaut wurde, mit einem fünfköpfigen Team gearbeitet, überführen die Bestatter die Särge mit den Verstorbenen, die anschließend verbrannt werden, kommen Angehörige zum Trauern und Abschiednehmen zusammen. "Das Krematorium ist ein Ort für kulturelle Zwecke", betont Betriebsleiter Roland Kleiser die Bedeutung und auch die Sensibilität der Institution.

Mehr Kapazität

Seit 2012 hat er diese Funktion in Villingen-Schwenningen inne, und war von Anfang an in die Planungen zum Neubau involviert. Zusammen mit dem zuständigen Stadt-Architekten Tobias Walderich hatte er sich sogar im Vorfeld andere Krematorien angeschaut. "Der Bau ist perfekt abgelaufen", zieht er Bilanz, und zeigt sich auch nach dem ersten Jahr zufrieden. Kleinigkeiten seien noch nachjustiert worden, jetzt sei der Bau komplett abgeschlossen. Die Arbeit sei immer noch dieselbe wie zuvor, sie verlaufe jedoch unter besseren Bedingungen.

Und das Wichtigste: Die Technik, die Feuerbestattungsanlage, funktioniere einwandfrei. Im Etagenofen haben im ersten Betriebsjahr 3000 Einäscherungen stattgefunden. Ein Wert, der zu erwarten war – und der die Ofenanlage im alten Krematorium an die absolute Kapazitätengrenze gebracht hatte. Dort sei zuletzt sogar samstags gearbeitet worden. Dies sei mittlerweile hinfällig, zumal im zwei-Schichten-Betrieb gearbeitet wird, erklärt der Betriebsleiter.

Die Vorrichtungen zum Bau einer zweiten Ofenlinie sind gegeben – ob oder wann sie tatsächlich eingesetzt wird, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar. "Das hängt von den Entwicklungen ab", sagt Kleiser. Diese zeigen jedoch in den vergangenen Jahren einen klaren Trend: Waren es 2012 noch rund 2200 Einäscherungen in Villingen-Schwenningen, sind es mittlerweile 800 mehr pro Jahr. Anders ausgedrückt, so Kleiser: "75 Prozent aller Bestattungen in der Doppelstadt sind Feuerbestattungen." Mit einer Urne habe man mehr Möglichkeiten, unter anderem sei eine längere Grabpflege möglich, nennt er einen Grund.

Breite Resonanz

Das neue Krematorium spielt auch in der Umgebung eine wichtige Rolle. Schließlich sei es für Bestattungsunternehmen landkreisübergreifend zuständig, Richtung Norden bis zum Kreis Freudenstadt, Richtung Westen bis zum Feldberg. "Der Bestatter ist Kunde, er soll sich bei uns wohlfühlen", sagt der Betriebsleiter und nennt die Vorzüge im Neubau. Mitunter werden die Särge nicht mehr im Freien, sondern drinnen überführt. Zudem gibt es mehr Platz, sowohl für Bestatter als auch für die Krematoriums-Mitarbeiter, die den Technischen Diensten VS (TDVS) angehören. "Jeder Bereich ist jetzt autark", erklärt Kleiser.

So auch der Abschiedsraum für Angehörige, der über den Seiteneingang vom Friedhof her erreichbar ist. Mehrere Holzwürfel sind im Kreis zum Sitzen angeordnet und geben den Blick auf die Einfahrt des Sargs in die Bestattungsanlage durch die großzügige Fensterfront frei. "Für diejenigen Angehörigen, die Abschiednehmen wollen, ist es wichtig, dass wir diesen Raum haben." Warm, hell und freundlich wirkt der Raum. Kleiser sagt es in seinen Worten: "würdevoll, pietätsvoll" – so, wie der gesamte Bau sein soll.