Wenigstens hier herrscht eitel Sonnenschein. Denken die Stadträte an das Schwenninger Gymnasium, ziehen derzeit eher Gewitterwolken auf. Foto: Pohl

GaD-Maßnahme kostet statt 21 Millionen Euro nun über 30 Millionen Euro. Stadträte verärgert.

Villingen-Schwenningen - Der Ärger bei den Stadträten der Doppelstadt ist nahezu maßlos. Und doch blieb nichts anderes übrig: Sie mussten zustimmen, für die Mehrkosten bei der Generalsanierung des Gymnasiums am Deutenberg entsprechende Mittel bereitzustellen.

Der Preis wird immer höher. Von den einst 21 Millionen Euro, an die sich Stadtrat Joachim von Mirbach (Grüne) noch erinnerte, kann man nur noch träumen. Jetzt soll die Maßnahme über 30 Millionen Euro kosten, was an immer wieder neuen Mehrkosten liegt.

Was die Gemeinderäte trotz des großen Ärgers dazu bewog, das Geld zu bewilligen, sagte Renate Breuning (CDU) klipp und klar: "Weil wir in der Klemme sitzen!" 1,944 Millionen Euro Mehrkosten, das war dieses Mal ein Brocken, den die Stadträte so leicht nicht verdauten. "Unser Vertrauen in die Planer ist leider dahin", befand daher auch Andreas Flöß (Freie Wähler).

Wie ein Gang zu Canossa

Als er vor den Gemeinderat treten musste, dürfte sich das am Mittwochabend für Michael Eichmann als projektverantwortlichem Architekten des Planungsbüros Hotz und Architekten aus Freiburg angefühlt haben wie der Gang zu Canossa. Reichlich verbalen Prügel musste er einstecken. So stellte die CDU-Fraktionssprecherin Renate Breuning die Kompetenz der Planer dahingehend in Frage, dass sie – trotz ihrer Erfahrung mit Schulen aus dieser Zeit – auf der Hand Liegendes wie den möglichen Verbau von Asbestplatten nicht berücksichtigt hätten. "Die Schulen dieser Art wurden doch alle nach dem gleichen Muster gebaut", da wäre, so Breuning, einiges sicherlich absehbar oder per spezieller Prüfung herauszufinden gewesen. Ähnlich sah es Andreas Flöß, der als Architekt über entsprechendes Fachwissen verfügen dürfte. Warum entsprechende Voruntersuchungen unterlassen worden seien, erschloss sich auch ihm nicht. Ebenso wenig wie die fehlende Präsenz vor Ort – bei einer Baumaßnahme dieses Volumens müsste man eigentlich ein durchgängig besetztes Baubüro erwarten dürfen, meinte er. Über diesen Missmut halfen auch die Beteuerungen Eichmanns nicht hinweg, wonach entsprechende Voruntersuchungen durchaus erfolgt seien, "soweit uns das erlaubt wurde im laufenden Betrieb" – doch vieles erschließe sich auch dabei nicht. Immerhin SPD-Sprecher Edgar Schurr ging wegen fehlenden Fachwissens milder mit dem Büro ins Gericht – trotz allen Ärgers über die Mehrkosten. Er zeigte sich auch bezüglich neuen Mobiliars gesprächsbereit. Ähnlich sah es der Grünen-Chef im Gremium, Joachim von Mirbach, trotz der "ausgesprochen unangenehmen Gesamtsituation".

Kein Extra-Budget für Möbel

Weil ausgerechnet in dieser Gesamtsituation über mögliches neues Mobiliar diskutiert wurde, standen die Wünsche von Schulleiter Manfred Koschek unter keinem guten Stern. "Irgendwo ist Schluss", meinte Breuning beispielsweise resolut angesichts eines "derart aus dem Ruder gelaufenen" Baus. Verbunden mit großem Dank für das tolle Vorgehen bislang hielt der Schulleiter dennoch ein flammendes Plädoyer, Möbel, die in seinen Augen "Schrott" sind, zu ersetzen und zumindest Pflichtaufgaben zu erledigen. Andernfalls, so Koschek, stünden in vielen Klassenzimmern am Ende Möbel aus den 90ern, im Lehrerzimmer sogar aus den Sechzigern, und wäre die Verwaltung nicht voll-, sondern nur teilausgestattet. Auf rund 200.000 Euro, die überplanmäßig zur Verfügung zu stellen wären, beliefe sich die Erfüllung dieser "Pflichtaufgaben". Wäre das unter anderen Bedingungen vermutlich durchgewunken worden, gab es nun ein zähes Ringen und kontroverse Diskussionen. In deren Verlauf schilderte die SPD Stadträtin Brigitte Zahn-Feist, dass sie bei der Begehung vor Ort "zu Tode erschrocken" sei: "Da standen Stühle, wie ich sie aus meiner Schulzeit kenne!" Und auch ein "Schulmensch durch und durch", als der sich CDU-Stadträtin Katharina Hirt bezeichnete, kam nicht umhin, die Ausgabe kritisch zu sehen angesichts der sage und schreibe 26 Schulen in der Trägerschaft der Stadt.

Ein Bild, das sich verfestigte: 16 Stadträte lehnten das Extra-Budget für die Möbel ab, 15 waren dafür, ferner gab es zwei Enthaltungen. Ergo: Im Gymnasium am Deutenberg dürfte nach Fertigstellung der Mammutsanierung ein Hauch von Retro-Atmosphäre aufkommen.