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Ehemalige Chefin entsetzt über Entwicklungen im früheren Hotel. Stadtverwaltung prüft.

Villingen-Schwenningen - Für die ehemalige Eigentümerin ist es der persönliche Super-Gau. Für die Stadtverwaltung VS ein guter Grund, sich näher die ehemalige Hotel-"Perle" Garland im Villinger Kurgebiet anzuschauen. Und für den Besitzer gibt es gute Gründe für die aktuelle Nutzung.

Der Beatles-Titel "Yesterday" passt doch immer. Er passte im Vorjahr, als Hotelchefin Katja-Ise Hebi ihr Haus im Villinger Kurpark verkaufte und überglücklich im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten davon erzählte, dass schicke Eigentumswohnungen in dem durch Villen und hochpreisige Neubauten geprägten Gebiet entstehen sollen. Sie legt den Finger auf einen entsprechenden Satz im Notarvertrag: Der Käufer, ein Bauunternehmer aus Rottweil, beabsichtige das Gebäude umzubauen und Wohnungen zu errichten. Doch offensichtlich, vermutet sie, gehören solche hehren Pläne der Vergangenheit an. Denn "getan hat sich in dieser Hinsicht nichts". Stattdessen vermutet sie, dass ihr einstiges Lebenswerk zu einem "Boardinghouse" für Monteure geworden ist.

Zwei Kilometer weiter von der jetzigen Wohnung der ehemaligen Garland-Chefin entfernt: Auf der großen Eingangstüre aus Glas ist als Inhaberin immer noch Katja-Ise Hebi zu lesen . Doch nicht nur dieser Namenszug springt dem Besucher ins Auge. Die Klingel spricht Bände. Daneben sind rund 20 Namen von Bewohnern zu lesen, meist osteuropäischen Einschlags, die offensichtlich hier eine Bleibe gefunden haben. Dem Vernehmen nach sind im früheren Hotel mit 15 Doppelzimmern tatsächlich Monteure untergebracht.

Gut informierte Kreise wollen auch die Mietzinsen kennen, die pro Zimmer zu berappen sind: Die einen sprechen von 350 Euro, andere gar von einem monatlichen Betrag in Höhe von 500 Euro. Die persönliche Enttäuschunng der Ex-Eigentümerin ist das eine. Das andere: Manchen Anwohnern wird die Sache nicht nur unheimlich, weil sich baulich nichts verändere. "Man weiß gar nicht, mit wem man es zu tun hat", so eine Stimme. Bewohner seien kaum zu sehen, "allenfalls ein Arm aus fast geschlossenen Rollos".

Kontrollen kommen

Doch es gibt noch andere, denen die Veränderungen im Norden der Doppelstadt nicht gerade egal sind. Als der Hotelname im Gespräch mit der Pressestelle der Stadt fällt, kommt die Antwort von Oxana Brunner prompt: "Es wird derzeit geprüft." Die Prüfungen laufen in verschiedene Richtungen, wie die Pressesprecherin auf Anfrage des Schwarzwälder Boten darstellt. Zum einen wollen Mitarbeiter des Baurechtsamt herausfinden, ob und in welchem Umfang Bauarbeiten stattgefunden haben oder stattfinden. Einen genauen Blick will die Stadt auch auf die aktuelle Nutzung des Gebäudes und damit die entstandenen Unterkünfte werfen, die als Monteurs--Behausungen genutzt werden sollen. Was die jetzigen Mieter anbelange, stelle sich auch die Frage, so Brunner weiter, woher die Monteure stammen. Diese Woche noch sollen die Kontrollen vor Ort laufen und damit auch die Frage beantwortet werden, "ob alles in Ordnung ist" oder nicht doch noch die Gewerbeaufsicht einsgeschaltet werden müsse.

Blick zurück: Der 15. September 2018 war für Katja-Ise Hebi der Tag, an dem sie einen Strich unter ihr bisheriges Berufsleben machte. Sie war der vielen Auflagen und der Bürokratie müde, sah keine Zukunft mehr in der Hotelbranche und entschloss sich dazu, das etwa 30 Jahre alte Gebäude zu veräußern. "Schweren Herzens", wie sie damals sagt. Interessenten gab es seit ihrem Verkaufs-Entschluss genügend. Für einen weiteren Hotelbetrieb sah Hebi keine Zukunft, dann schon eher für eine Schönheitsklinik oder Eigentumswohnungen. Zwölf exklusive Eigentumswohnungen, berichtet sie vor bald einem Jahr, sollen entstehen, sobald das Gebäude ausgehöhlt worden sei. Im Frühling würden die Bauarbeiten beginnen..

Was sagt der neue Eigentümer zu den Entwicklungen im Kurgebiet? Persönlich erreichbar ist der Geschäftsführer einer Bauunternehmung aus dem Landkreis Rottweil zwar aufgrund der Handwerkerferien nicht. Der Redaktion liegt jedoch ein Schreiben vor, in dem er sich zu Hebis Vorwürfen äußert, allerdings vom Januar. Darin bekräftigt er, "dass wir natürlich Eigentumswohnungen erstellen werden". Die Investition sei viel zu hoch, um nur "primitive Monteurszimmer zu betreiben". Man investiere doch nicht einen derart hohen Betrag, um das Objekt eineinhalb bis zwei Jahre leer stehen zu lassen, verteidigt er die momentane Nutzung.

Eigentümer wehrt sich

Zudem verweist er darauf, welcher zeitlichen, monetären und nervlichen Anstrengung es heutzutage bei einem Baugesuch dieser Dimension bedürfe. Das alte Gebäude, das "nicht im Entferntesten" den aktuellen Anforderungen (Energiesparverordnung etwa) entspreche, müsse umgeplant und genehmigt werden, was Zeit bedürfe. Freilich ist in dem Schreiben auch die Rede von "einem enormen Aufwand mit der Bürokratie". Ein derartiges Vorhaben sei "nicht eben kurz aus dem Ärmel" geschüttelt, verteidigt er sich.