Auch bei der Gäubahn gibt es große Probleme. Foto: Wagner

Wenn Tiefbahnhof S 21 fertig ist, ist nur noch die Zufahrt über Flughafen/Messe möglich.

Villingen-Schwenningen - Verkehrsminister Winfried Hermann sprach es bei einem Besuch in Schonach aus: Wäre die Gäubahn rechtzeitig "ertüchtigt" worden, so wäre das Desaster Rheintalbahn besser zu ertragen. Doch auch bei der Gäubahn gibt es große Probleme.

Wenn der Tiefbahnhof Stuttgart 21 tatsächlich, wie die Bahn versichert, im Jahr 2021 fertiggestellt wird, wird die Gäubahn diesen aller Voraussicht nach noch nicht anfahren können.

Rainer Kaufmann, Geschäftsführer des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, verweist darauf, dass es im nun schon acht Jahre dauernden Planfeststellungsverfahren "Horb-Neckarhausen" immer noch keinen Beschluss gebe. Das Planfeststellungsverfahren "Anbindung Flughafen/Messe" sei jetzt erst gerade mal in Angriff genommen worden.

Über den Einsatz von Neigetechnik herrscht weiter Uneinigkeit

"Wenn der Tiefbahnhof fertig ist, kann man nur noch über Flughafen/Messe hineinfahren. Das heißt, die Gäu-Neckar-Bodenseebahn endet dann möglicherweise schon in Vaihingen", sagt Kaufmann.

Kann man den Fahrgästen auf der internationalen Verbindung Zürich-Stuttgart tatsächlich zumuten, dann ihre Reise mit der S-Bahn fortzusetzen?

Der Ausbau der Gäubahn wurde in den neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Gerungen wird nach wie vor um den Einsatz der Neigetechnik. Ab Dezember diesen Jahres soll nun erst einmal das 2014 vorgestellte sogenannte Interimskonzept greifen, das bis 2024 gelten soll. Doppelstockwagen fahren dann von Stuttgart nach Singen im Stundentakt. Die Fahrpreisdifferenz zwischen Fernverkehr und Nahverkehr übernimmt das Land. "Die DB will diese Interimslösung als Dauerlösung. Wir drängen aber auf eine Verkürzung der Fahrzeit durch den Einsatz der Neigetechnik", berichtet Kaufmann.

"Wir haben im Juni bei einem Besuch in Berlin erreicht, dass von Bundesverkehrsminister und DB-Vorstand der Ausbau der Gäubahn und der Einsatz der Neigetechnik zugesichert wurden". Jetzt habe die Bahn ihre bisher ablehnende Haltung zum Einsatz dieser Technik revidiert und setze seit Juni wieder einige ICE-T-Fahrzeuge ein – allerdings nicht auf der Gäubahn. In einem Schreiben an Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sicherte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) immerhin zu, dass "die Nutzung der Strecke mit Neigetechnik Bestandteil des Ausbaukonzeptes" sei.

Bei einer öffentlichen Sitzung des Interessenverbandes im Dezember ist auch der Güterverkehr auf der Gäubahn Thema. Nahverkehrszüge werden derzeit gestrichen, weil Umleitungsstrecken, so auch die Gäubahn den Ausfall der Rheintalstrecke auffangen müssen. Doch dazu ist sie, vor allem wegen des eingleisigen Abschnittes zwischen Horb und Hattingen (Kreis Tuttlingen) eigentlich nicht in der Lage. "Wir müssen über die Ertüchtigung der Gäubahn für den Güterverkehr reden", fordert Kaufmann.