In diesem Wrack starb vor wenigen Jahren ein 18-Jähriger Fahranfänger. Es soll deshalb auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Prävention: Großer Aktionstag für junge Fahrer bei der Hotelfachschule / Smartphone-Nutzung am Steuer steht besonders im Fokus

Die landesweite Verkehrssicherheitskampagne "No Game" hat am Mittwoch ian der Landesberufsschule für das Hotel-und Gaststättengewerbe Station gemacht. Ziel war es, junge Autofahrer für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Dominik Wälde klettert mit leicht rotem Kopf aus dem orangenem Fahrzeug aus und atmet erst mal durch. "Das ist gar nicht so einfach, da raus zu kommen – vor allem wenn man einen Schock hat." Der Schüler der Landesberufsschule für das Hotel-und Gaststättengewerbe (Hotelfachschule) in Villingen-Schwenningen hatte es gewagt, sich in den Überschlagssimulator zu setzen.

Auch wenn der Überschlag recht langsam simuliert wurde, sind die Auswirkungen deutlich. Über Kopf hängt er anschließend regelrecht in den Gurten und muss sich von den beiden Betreuern erklären lassen, wie er am besten unbeschadet aus dem Fahrzeug heraus kommt. Anschließend kann gelacht werden, schließlich handelt es sich hier nur um eine Simulation.

Das Lachen vergeht den Schülern dann aber, wenn sie sich das Wrack anschauen, das nur wenige Meter weiter prominent auf dem Schulgelände platziert wurde. Gezeigt wird ein völlig zerstört Opel – das Originalfahrzeug, das an einem schrecklichen Verkehrsunfall vor wenigen Jahren im Landkreis Rottweil verwickelt war. Der 18-jährige Fahrer krachte mit rund 130 Stundenkilometer frontal in einen Baum – und war sofort tot.

Egal ob Alkohol, Drogen, nicht angepasste Geschwindigkeit oder die Ablenkung durch Smartphones: Die Auswirkungen der Gefahren, die insbesondere für die unerfahrenen Autofahrer auf den Straßen lauern, werden schnell deutlich.

Die Hotelfachschule als Veranstaltungsorts sahen die Verantwortlichen des Polizeipräsidiums Tuttlingen deshalb als ideal an. Warum? "Die jungen Erwachsenen sind unsere Zielgruppe, da bietet sich eine Berufsschule an – zumal die Schüler hier aus dem gesamten Bundesgebiet kommen und deshalb teilweise lange Strecken auf den Straßen zurücklegen", berichtet Polizeivizepräsident Gerold Sigg. Gerade jene jungen Leute, die erlebnisorientiert, risikobereit aber unerfahren seien, würden bei den Unfallbildern "signifikant herausragen". Es sei daher klar, dass man sich "gezielt um diese Altersgruppe kümmert."

Rund 450 Schüler, die im Rahmen des Sommerblocks derzeit an der Schule unterrichtet werden, hatten deshalb am Mittwoch die Möglich, sich an den vielen unterschiedlichen Stationen zu informieren. Im Fokus stand dabei auch die Ablenkung durch Smartphones. So müssten sich die Polizeibeamten immer häufiger mit Verkehrsunfällen beschäftigen, bei denen Fahrer aus "unbekannter Ursache auf die Gegenfahrbahn" geraten sind. Häufig ein Indiz dafür, dass eine Hand am Handy war – und der Fahrer deshalb abgelenkt wurde. Polizeirat Sven Schüle vom Innenministerium macht deutlich, warum schon der kurze Blick Gefahren birgt: "Bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern gibt es, wenn man zwei Sekunden nicht auf die Straße schaut, einen ›Blindflug‹ von rund 28 Metern." 28 Meter, die manchmal über Glück und Unglück unterscheiden. Am Nachmittag wurde dabei auf dem Schulgelände von Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr zudem die Rettungskette bei einem Verkehrsunfall nachgestellt.

Mit der landesweiten Kampagne, die durch das Land tourt und dieses Mal gemeinsam mit vielen Partnern  vom Polizeipräsidium Tuttlingen durchgeführt wurde, will man die Zielgruppe direkt und persönlich ansprechen. "Die Schüler sollen dabei als Multiplikatoren wirken und selber erleben, wie hoch das Ablenkungspotenzial ist", so Sigg. Bettina Rommelfanger, Leiterin des Referats Prävention beim Präsidium, betont, dass über den Tag hinaus auch im Unterricht Präventionsarbeit stattfindet: "Die Sensibilisierung soll auf emotionaler Ebene stattfinden." Seitens der Polizei freut man sich, dass sich die jungen Leute hinsichtlich des Themas gut öffnen, "zumal wir dann Berührungspunkte positiver Natur haben". Dabei werden auch Social-Media-Kanäle genutzt, die für die Zielgruppe besonders ansprechend sind.

Im Rahmen der Eröffnung des Aktionstages, die vom Klarinettenensemble des Landespolizeiorchesters begleitet wurde, freute sich auch Schulleiter Robert Fechteler darüber, dass die Aktion in seinem Hause durchgeführt wird. Seine Devise: "Wenn  damit auch nur einen einziger Auszubildender von einem Unglück verschont bleibt, dann wäre dieser Tag ein voller Erfolg."