75 Foodsaver verteilen in Schwenningen übrige, aber noch gute Lebensmittel weiter. Foto: Karmann/Rousek

Gruppe feiert echte Erfolgsgeschichte. Immer mehr Bürger engangieren sich.

VS-Schwenningen - Was die einen übrig haben, kommt den anderen zugute. So einfach ist die Idee des Foodsharing (auf Deutsch: Essen teilen) erklärt. In Schwenningen findet sie immer mehr Anhänger.

Wenn Jo-Ann Gebhard zu Eishockey-Heimspielen der Wild Wings geht, dann tut sie das in der Regel nach Spielende. Ihr geht es dann auch nicht so sehr ums Ergebnis. Vielmehr ist sie unterwegs, um Lebensmittel vor dem Mülleimer zu retten. Denn nach jedem Spiel bleiben unzählige Brötchen und Würste übrig. Sie sind für den Abfalleimer bestimmt. Eigentlich: Die Lebensmittelretter oder Foodsaver in der Doppelstadt haben sich vorgenommen, dies zu verhindern. Deshalb holen sie ab, was nicht wegkam, und verteilen es weiter – entweder an andere Foodsaver oder etwa an die AWO-Wärmestube.

Ergänzung zu Tafelläden

Die 22-jährige Jo-Ann Gebhard ist überzeugt von der Idee des Foodsharing. "Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wenn man da ein Stück weit ein Zeichen setzen kann, ist es gut", meint sie. Zumal die Lebensmittel ja einen Wert hätten. Der erfreuliche Nebeneffekt ist, dass viele der 75 Foodsaver in Schwenningen Studenten sind – sie profitieren auch so von den kostenlosen, da übrigen Lebensmitteln.

Neben der Helios-Arena holen die Ehrenamtlichen Lebensmittel unter anderem in einem Supermarkt und einem Schwenninger Bistro – dort sind es überzählige Tagesessen oder Salate – ab. Insgesamt sind es sieben Kooperationspartner, mit denen Foodsharing VS-Schwenningen zusammenarbeitet. "Es gibt auch Tage, da ist gar nichts übrig", sagt Jo-Ann Gebhard. Das freut die Foodsaverin fast noch mehr.

Gebhard schätzt, dass bei bisher rund 300 Abholungen in Schwenningen circa 1000 Kilogramm an Lebensmitteln gerettet worden sind. Dabei betont sie: "Wir sind eine Ergänzung zu Tafeln, keine Konkurrenz." Die Foodsaver holen nur zubereitete Nahrung ab oder solche, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben und deshalb nicht für Tafelläden infrage kommen.

Den Startschuss fürs Foodsharing in der Doppelstadt gaben zwei Studentinnen an der Hochschule Furtwangen in Schwenningen. Sie hatten 2015 im Zuge eines Projekts den sogenannten Fair-Teiler eingerichtet – einen öffentlich zugänglichen Container mit Regalen und einem Kühlschrank nahe des Bahnhofs. Wer übrige Lebensmittel hatte, konnte sie dort platzieren. Wer etwas brauchen konnte, einfach zugreifen.

Als die beiden ins Ausland gingen, übernahm Studentin Stefanie Vochatzer die Verantwortung für den Lebensmittel-Schrank. Irgendwann stieg deren Kommilitonin, Jo-Ann Gebhard, ein. Inzwischen hat die Studentin der sozialen Arbeit auch den Posten als Foodsharing-Botschafterin in VS – gemeinsam mit Thomas Pöllet – übernommen.

Den Schwenninger Fair-Teiler gibt es nicht mehr. Sich regelmäßig und täglich darum zu kümmern, war für die Ehrenamtlichen schwierig. Weil er an einem öffentlichen Platz stand, waren die Hygienevorschriften aber streng, das Gesundheitsamt kontrollierte. Dass es ihn nicht mehr gibt, das bedauert die Gruppe bis heute.

Als eine Art Online-Fair-Teiler fungiert die Facebook-Seite "Foodsharing VS-Schwenningen". Dort postet, wer etwas übrig hat, einfach ein Foto davon und bietet es der Allgemeinheit an. Die Hoffnung auf einen neuen, realen Fair-Teiler haben die Lebensmittelretter derweil noch nicht aufgegeben, erzählt Jo-Ann Gebhard. Sie seien immer am Überlegen, wo ein geeigneter Standort – am besten auf einem Privatgelände – sein könnte. Denn die übrigen Lebensmittel, die gehen nie aus.

Weitere Informationen: Interessierte können eine E-Mail an die Adresse villingen-schwenningen@ lebensmittelretten.de schreiben oder via Facebook Jo-Ann Gebhard und Thomas Pöllet kontaktieren.