Der Jobclub betreut die Flüchtlinge und hilft ihnen bei der Jobsuche. (Symbolfoto) Foto: © motortion – stock.adobe.com

Unterstützung des Jobclubs VS prallt gegen Abschiebekultur. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Villingen-Schwenningen - Jobclub VS heißt der Verein. Er ist ein Bindeglied und Impulsgeber in der Flüchtlingspolitik und hat seine Ziele klar vor Augen: Flüchtlinge und Jobs zusammenzuführen. Von beidem gibt es hier genug, aber: Die politischen Rahmenbedingungen passen nicht, beklagen die Jobclub-Macher, und verweisen auf traurige Abschiebungen in und um VS.

Wenn die Vorstandsmitglieder des mittlerweile eingetragenen Vereins Jobclub VS von den jungen Asylbewerbern erzählen, die sie unterstützen, dann klingt alles nach einer Bilderbuch-Integration: Junge Männer im besten Alter, die Schlimmes überstanden haben und voller Tatendrang an ihrer neuen Zukunft arbeiten. Sie lernen Deutsch – teilweise, weil die Arbeitszeiten im Schichtbetrieb es nicht anders zulassen sogar im Eins-zu-Eins-Unterricht abends und am Wochenende. Und in den Betrieben, in welchen sie arbeiten dürfen, wird ihr Einsatz sehr geschätzt. Oft sitzen sie auf Stellen, welche die Unternehmer trotz großer Anstrengungen und enormen finanziellen Aufwands bis dahin nicht besetzen konnten. Das Glück wäre beiderseits komplett. Doch es schwebt das Damoklesschwert der drohenden Abschiebung über ihnen. Dann und wann ist es auch schonungslos hinabgekracht, hat zugeschlagen und mit einer plötzlichen Abschiebung ein trauriges Schicksal besiegelt.

Doch Goodluck findet nicht sein Glück

Klaus Meusel schildert den Fall des Nigerianers Goodluck. Sein Vorname heißt zu Deutsch so viel wie "viel Glück". Doch sein Glück hat er nun doch nicht bei dem Betrieb in Rietheim gefunden, der ihn beschäftigt hat – urplötzlich sei der eigentlich schon bestens integrierte junge Mann morgens von der Polizei an seinem Arbeitsplatz abgeholt und abgeschoben worden. In der Firma ist man fassungslos und traurig, hier würde er gebraucht – dort aber müsse er sich, seine Frau und seine Kinder nun mit Gelegenheitsjobs irgendwie über Wasser halten, erzählt Meusel.

Auch im Falle von Alkall Faderra, der 2015 in die Erstannahmestelle für Flüchtlinge in Donaueschingen gekommen war, halfen weder ein Job, noch eine Beschäftigungserlaubnis oder die Integration. Der Afrikaner war längst angekommen. Er war als Torwart beim Fußballverein in Geisingen aktiv, zuvor in Oberbaldingen und Donaueschingen. Nicht nur auf dem Fußballfeld klafft jetzt eine Lücke, seit er ganz plötzlich am Arbeitsplatz abgeholt und in seine afrikanische Heimat zurückgeflogen worden ist.

Die Mitglieder des Jobclubs schütteln beim Gedanken an diese Fälle traurig ihre Köpfe. Wie passt das zusammen?, fragen sie sich. Es mangelt an Arbeitskräften, nicht nur an Fachkräften, sondern an Mitarbeitern für die Unternehmen ganz allgemein. Trotzdem würden immer häufiger Asylbewerber, die sich hierzulande bestens integriert hätten und sogar Sozialversicherungsbeiträge und Steuern bezahlen könnten, einfach abgeschoben. Natürlich gebe es auch Asylbewerber, die sich nicht integrieren wollten, stellt Christian Utischill klar und zeigt dafür selbst kein Verständnis. Doch in solchen Fällen wie den beiden geschilderten werde eine funktionierende Integration zunichte gemacht. Und mehr noch, findet Klaus Meusel: Solche Abschiebungen würden wider besseren Wissens um die wirtschaftliche Lage, den drohenden "Überalterungstsunami" und die Not, Arbeitskräfte zu finden, durchgezogen. Die Fremden, sie würden hier gebraucht. "Wir sind auch häufig Kummerkasten, wenn wieder so eine Abschiebungswelle losgetreten wird und Panik ausbricht", erzählt Meusel. Manche tauchten dann aus Angst unter, denn immer häufiger würden Flüchtlinge direkt am Arbeitsplatz aufgesucht und abgeschoben.

Dieser fast schon paradoxen Entwicklung entgegenzuwirken, aufzuklären, zu informieren und politisch möglichst Einfluss zu nehmen, das hat sich der Jobclub deshalb ebenso zur Aufgabe gemacht wie die Unterstützung der Asylbewerber. 30 bis 40 Asylbewerber betreuen die aktuell zehn Vereinsmitglieder derzeit. Die meisten von ihnen wurden mit der Flüchtlingswelle in die Erstaufnahmeeinrichtungen in Donaueschingen oder Villingen geschwemmt.

Rund 20 Asylbewerber erfolgreich vermittelt

Der Jobclub betreut die Flüchtlinge und hilft ihnen bei der Jobsuche. Das Tätigkeitsfeld ist breit gefächert und reicht von der Erstellung einer Homepage für Asylbewerber-Aktivitäten über Hilfe beim berufsbegleitenden Deutschunterricht oder der Organisation von Nachhilfe in der Berufsschule bis hin zur Unterstützung bei der Antragstellung des Lohnsteuerjahresausgleichs.

Und das Engagement soll noch viel weiter reichen als nur in die Region: für Entwicklungshilfe in Gambia wird in Zusammenarbeit mit der Diözese in Banjul eine Spendensammlung initiiert. Denn das Ziel müsse es doch eigentlich sein, dass Menschen weltweit in die Lage gebracht werden, "sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen", erläutert Walter Eberhard vom Jobclub nachdenklich.

Dass das den Flüchtlingen hierzulande immer wieder trotz bester Voraussetzungen und eines funktionierenden Umfeldes unmöglich gemacht wird, stößt bei den Jobclub-Mitgliedern auf Unverständnis. Rund 20 Asylbewerber hätten sie schon erfolgreich in Beschäftigungen vermittelt. Barbara Waggershausen erzählt von einem jungen Mann, der seit Dezember in der Werkstatt von ATU als Werkstatthelfer arbeitet. Der Reitclub Mönchweiler freue sich seit November über einen engagierten syrischen Stallknecht. Seit über einem Jahr stehe ein junger Analphabet, der "außerordentlich integrationswillig" sei, bei der Aluminiumgießerei in Villingen im Dienst. "Er möchte ein neuer Deutscher werden", unterstreicht Benedikt Drolshagen und Meusel betont: "Wir brauchen Leute!"

Der Jobclub VS ist zwischenzeitlich ein eingetragener Verein und gemeinnützig. Seit 2017 arbeitet das Team bereits zusammen. Zehn Mitglieder sind mit an Bord – ein Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben, der Verein finanziert sich über Spenden. Im Vorstand sitzen: der Vorsitzende Christian Utischill, sein Stellvertreter Walter Eberhard sowie Kassenwart Bruno Weißer.