Heute Nacht wird wieder an der Uhr gedreht / Besonderer Sonntagsdienst im Schwenninger Museum

Von Madlen Falke

Villingen-Schwenningen. Wie war das noch gleich? Eine Stunde vor oder eine Stunde zurück? Die Zeitumstellung steht heute Nacht wieder an. Um es gleich zu sagen – die Uhr wird um eine Stunde zurückgestellt. Wir bekommen also 60 Minuten mehr Schlaf. Der Schwarzwälder Bote hat Experten in der ehemaligen "größten Uhrenstadt der Welt" um ihre Meinung zur Zeitumstellung gebeten.

Helmut Kübler ist ein echtes U(h)r-Gestein. 30 Jahre hat er selbst eine Uhrmacherwerkstatt in Schwenningen betrieben, heute ist er einer der Ehrenamtlichen im Uhrenindustriemuseum. Der Uhrmacher hält die Zeitumstellung für völligen Unsinn. "Energetisch und vom ganzen Alltag her. Es ist doch viel besser, wenn es abends mal etwas länger hell ist und nicht schon gleich um fünf die Nacht über einen hineinbricht", ist Kübler überzeugt. Die Zeitumstellung sei doch gar nicht mehr nötig. Er selbst leide nicht an einem Jet-Lag – die Stunde mehr am Sonntag merke er fast nicht.

"Hunderprozentig gegen die Zeitumstellung" ist Günter Müller vom gleichnamigen Juweliergeschäft in beiden Stadtbezirken. Bei dem Thema brodelt es richtig in dem Geschäftsmann. "Das gehört doch abgeschafft. Rein energetisch ist es sinnlos, und bei den meisten bringt es den Biorhyhmus doch total durcheinander", so Müller. Nur noch wenige Kunden benötigten bei der Zeitumstellung ihrer Uhren noch Hilfe. "Eher ältere Kundschaft kommt dann zu uns, oder Kunden, die auch die Datumsanzeige durch die Umstellung geändert haben und es selbst nicht mehr einstellen können", weiß der langjährige Inhaber zu berichten. Den Zeiten der Smartphones, die in Hosen- und Handtaschen jederzeit als Uhrenersatz fungieren können, zum Trotz werde die klassische Armbanduhr nicht unbeliebter. Zum einen liege das daran, dass sie als Statussymbol oder Armschmuck getragen werde, zum andern nutzten sie viele noch als Zeitmesser. "Uhren sind seit jeher auch ein Sammelobjekt, vor allem bei Männern", erzählt Müller.

Wenn es nach ihm ginge, würde die Sommerzeit über das ganze Jahr gelten. Gerade für ihn als Händler wäre das viel besser: "Im Winter ist es dann schon um fünf dunkel." Mit der gewonnenen Stunde wird Müller am Sonntag vielleicht etwas länger am Frühstückstisch sitzen. "Aber was ist schon eine Stunde heutzutage?"

Silvia Ginosa vom Uhrenindustriemuseum muss am Sonntag im Museum ran. Etwa acht alte Uhren warten darauf, manuell umgestellt zu werden. Die große Hauptgebäudeuhr oder die Stempeluhr am Eingang können durchaus ihre Tücken haben, ist sich Ginosa bewusst. Abgesehen von ihrem Spezial-Sonntagsdienst hält auch sie die Zeitumstellung für sinnlos. Doch in einem unterscheidet sich Ginosas Meinung dann doch von den männlichen Experten: "Von mir aus könnte die Winterzeit bleiben, ich gehe sowieso früh ins Bett und stehe dafür viel früher auf", lacht die Mitarbeiterin des Museums.